Berufsbildung in Forschung und Praxis
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Jobs for Future

Berufswahl im Zeichen der Nachhaltigkeit

Mischa Kaspar

«Umweltthemen werden in der Wirtschaft immer relevanter» – bei dieser Aussage denken auch in der beruflichen Orientierung viele an «grüne» Berufe wie Umweltwissenschaftler oder Recyclistin. Im Rahmen des Projekts «Jobs for Future» wird diese Sichtweise radikal erweitert: Jeder Beruf ist umweltrelevant. Diese Sichtweise erweitert auch das Berufsziel «Wirksamkeit» um eine Komponente. «Jobs for Future» basiert auf der intensiven Zusammenarbeit mit vielen Schulklassen und Akteuren der beruflichen Orientierung. Und es zeitigte eine Reihe von praktischen Hilfsmitteln für Berufsberatende, Lehrpersonen, Verbände, Berufsplattformen, Jugendliche und Eltern.

Studienergebnisse und Handlungsempfehlungen

Umgang mit psychisch belasteten Lernenden im Betrieb

Der Umgang mit psychisch belasteten Lernenden stellt Berufsbildende in Schule und Betrieb vor grosse Herausforderungen. Eine Studie zu diesem Thema, die auch in Transfer publiziert wurde, bildet die Basis für Hinweise, wie Lernende und Berufsbildnerinnen noch besser unterstützt werden können. Die Unterlagen sind auf der Website von Workmed leicht zugänglich und auch bei Gesundheitsförderung Schweiz verfügbar. Gesundheitsförderung Schweiz bietet zudem auf Apprentice eine Reihe von hervorragend aufbereiteten Informationen und Hilfestellungen für Berufsbildner an, um die psychische Gesundheit von Lernenden zu fördern.

Zusammenfassung der Studie durch Gesundheitsförderung Schweiz (Faktenblatt 80a)
Handlungsempfehlungen zum Umgang mit psychisch belasteten Lernenden (Faktenblatt 80b, für Lernende, Praxisbildnerinnen, Lehrer, Eltern und Ärzte)

Berufsbildner: Trotz Schlüsselrolle zu wenig wertgeschätzt

Daniel Fleischmann

Wer Jugendliche in einer Lehre ausbildet, agiert an einer Schlüsselstelle im Bildungssystem: An keinem anderen Lernort als im Betrieb verbringen die Lernenden mehr Zeit. Trotzdem braucht es für die Tätigkeit nur eine pädagogische Schnellbleiche. Das ist schlecht, findet Forscherin Roberta Besozzi, die während einiger Jahre an der EHB zu diesem Thema geforscht hat.

Übergang Schule-Beruf

Wie Schulsozialarbeit zur beruflichen Orientierung beitragen kann

Nicole Pötter, Renate Stohler & Esther Bussmann

In Deutschland und in der Schweiz setzt man unter anderem auf Schulsozialarbeit, um Kinder und Jugendliche mit einem niederschwelligen und freiwilligen Angebot am Übergang Schule-Beruf zu unterstützen. Was zeichnet Schulsozialarbeit gegenüber vielen anderen Angeboten der Berufsorientierung und -vorbereitung aus? Dieser Frage geht der Artikel nach einer kurzen Darstellung der Situation in Deutschland und der Schweiz im Folgenden nach.

Ergebnisse einer Befragung von Schulleitungen in der Deutschschweiz

Lernende im Autismus-Spektrum in der Sekundarstufe II

Eva Stucki & Andreas Eckert

Menschen mit Autismus sind besonders darauf angewiesen, in ihren Bedürfnissen wahrgenommen zu werden. Eine Umfrage zeigt, dass das eine Mehrheit der Schulleitungen auf Sekundarstufe 2 auch so sieht: So bejahen 65% aller Schulen die Frage nach der aktuellen Relevanz des Themas Autismus im Schulhaus, während 35% das (eher) verneinten. In der gross angelegten Befragung konnte 80 Schulleitungen erreicht werden. Sie bilden eine solide Basis für die Schlussfolgerungen der Studie. Hier wird etwa empfohlen, dass innerhalb einer jeden Schule Ansprechpersonen und Zuständigkeiten bei einem konkreten Handlungsbedarf und Fragen für alle Beteiligten klar definiert sind.

Herausforderungen für die Berufsbildung in ungewissen Zeiten

Grégoire Évequoz

Seit einiger Zeit sind die Berufsbildungssysteme mit einem Umfeld konfroniert, das sich so rasch und tiefgreifend verändert wie nie zuvor. Die Zukunft ist voller Ungewissheiten. Um den Unternehmen weiterhin zu ermöglichen, wettbewerbsfähig zu sein und den Menschen Wege zu eröffnen, sich in  der Arbeitswelt zu entfalten, müssen sich diese Systeme neuen Aufgaben und Herausforderungen stellen. Im Rahmen der seiner vorliegenden Überlegungen ermittelt Grégoire Évéquoz vier zentrale Themen – darunter das Berufskonzept.

Unternehmerische Kompetenzen bei Berufsfachschullernenden stärken

myidea entwickelt sich weiter

Eveline Gutzwiller-Helfenfinger, Susan Müller, Georg Berger & Manfred Pfiffner

Kritisches Denken und Problemlösen, Eigeninitiative zeigen, kreative und innovative Ideen entwickeln, Chancen erkennen und ergreifen – das sind nur einige der Fähigkeiten, die in der Arbeitswelt immer wichtiger werden. Dafür braucht es unternehmerische Kompetenzen. Diese werden jedoch an Schweizer Berufsfachschulen meist nur wenig systematisch gefördert. Die Initiative «Unternehmerisches Denken und Handeln an Berufsfachschulen der Schweiz» (UDH) hat 2018 mit einem durch das SBFI geförderten Pilotprojekt an diesem Punkt angesetzt und ein erprobtes Lernprogramm zunächst im allgemeinbildenden Unterricht (ABU) implementiert. Dazu wurden ABU-Lehrpersonen in vier Pilotkantonen (Bern, Solothurn, Tessin, Wallis) geschult, welche das Programm myidea mit ihren Lernenden durchführten. Seit Beendung des Pilotprojekts 2022 werden die Initiative UDH sowie das Lernprogramm myidea kontinuierlich weiterentwickelt.

Finanzielle Unterstützung für Ihre Weiterbildung im Ausland

Warum nicht Ausbildungsverantwortlichen in Belgien über die Schultern schauen?

Charlotte-Sophie Ramseier

Die nationale Agentur Movetia fördert und unterstützt Austausch und Mobilität in der Aus- und Weiterbildung sowie im Bereich der ausserschulischen Jugendarbeit in der Schweiz, in Europa und weltweit. Movetia, getragen von Bund und Kantonen, bietet zahlreiche Förderprogramme für Bildungsaufenthalte an – für Schülerinnen und Schüler, Lernende, Studierende, Lehrpersonen, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter und auch für Ausbildende.

Zur Didaktik in der zweijährigen beruflichen Grundbildung EBA

Ansätze für eine inklusive Didaktik – aber noch keine Inklusionskultur

René Wüthrich

Der Unterricht in Klassen der zweijährigen Grundbildung stellt besondere Anforderungen an Lehrpersonen und Schulleitung. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurden die didaktischen und strukturellen Vorkehrungen für einen inklusiven Unterricht an fünf Berufsfachschulen untersucht. Die Studie kommt zu weitgehend positiven Feststellungen; eine Inklusionskultur allerdings hin zu gemeinsamen Werten sei aktuell nicht vorhanden. Ebenso bildeten die fachkundige individuelle Begleitung sowie der Nachteilsausgleich Gefässe, die noch nicht ausreichend genutzte werden.

Zur Anrechnung von Bildungsleistungen an höheren Fachschulen

Empfehlungen zur Förderung der Anrechnung von Bildungsleistungen

Christine Anna Hämmerli, Patrizia Salzmann, Jörg Neumann, Carmen Baumeler & Sonja Engelage

Die Anrechnung von Bildungsleistungen ist in der Schweiz ein bildungspolitisches Ziel, die Anrechnungspraxis ist insbesondere auf der Tertiärstufe jedoch wenig transparent. Die vorliegende, national angelegte Studie untersuchte, wie die Anrechnung von Bildungsleistungen an höheren Fachschulen umgesetzt und begründet wird. Ein besonderer Fokus lag auf der Anrechnung von Weiterbildung und informeller Bildung, da diese schwieriger zu validieren sind als formale Bildung. Zusammen mit Stakeholdern aus der Praxis wurden Empfehlungen zur Förderung der Anrechnung von Bildungsleistung entwickelt.

Diskussion – Wie die Berufslehre attraktiver werden kann

­Mehr Ferien und mehr Lohn für Lernende?

Jürg Schweri

Gleich zwei Ideen für die Berufsbildung wurden in den letzten Wochen in den Medien prominent diskutiert. Würden einerseits mehr Ferien und andererseits mehr Lohn die Berufslehre für Jugendliche attraktiver machen? Solche Massnahmen bedeuten auch eine Mehrbelastung für die Betriebe – ein Dilemma, aus dem man mit einem moderaten Kompromiss herausfinden könnte.

Bewährtes Verfahren der datengestützten Unterrichtentwicklung der PH FHNW

Mit Luuise mehr Erfolg im Unterricht

Kathrin Pirani, Wolfgang Beywl & Ivo Schorn

Nicht immer gelingt der Unterricht gleich gut. Oft scheint die Zeit für den dichten Lernstoff zu knapp zu sein, und wenn die Lernenden dann auch noch die Hausaufgaben liegen lassen, wird es gänzlich unerfreulich. Wie können Lehrpersonen solche Situationen meistern? Eine mögliche Antwort: Indem sie die Lernenden in die Verantwortung für ihren Lernprozess einbinden. Wie das gehen kann, zeigt der vorliegende Beitrag. Dank eines Verfahrens namens Luuise gelingt es Lehrpersonen mit selbst erhobenen Daten, in ihrem Unterricht das Lernen zielgerichtet zu fördern. Luuise ist auch ein Instrument, wie Schulleitende – im Zusammenspiel mit unterrichtsbezogenen Evaluationen – Schulqualität voranbringen können.

Wissenstransfer statt Systemexport

Wege in eine dualisierte Berufsausbildung

Dieter Euler

Man weiss es inzwischen: Das Berufsbildungssystem in der Tradition von Ländern wie der Schweiz oder Deutschland lässt sich nicht «exportieren»; viele Projekte haben sich als wenig nachhaltig erwiesen. Was aber möglich ist, ist der Transfer von Elementen dualer Berufsbildung. Prof. em. Dieter Euler beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie das gelingen könnte. Im vorliegenden Beitrag analysiert er die Wege und Themen möglicher Transfers. Er begreift das Anliegen nicht als Systemexport, sondern als schrittweisen Wissenstransfer.

Dieter Euler

Ohne Wissen in die Wissensgesellschaft?

Dieter Euler

Lassen sich Zukunftskompetenzen überhaupt in formalen Lernprozessen, in Schule und Unterricht, erwerben? Und wenn ja, wie? Klar ist: Nicht die Vermittlung eines enzyklopädisch geordneten Wissensfundus bildet den Bezugspunkt für Lehren und Lernen, sondern exemplarisch ausgewählte Inhalte, mit deren Hilfe aus dem Kennen ein Können werden soll. Aber nach welchen Kriterien können die exemplarischen Inhalte bestimmt werden? Wie kann die Förderung spezifischer Zukunftskompetenzen curricular und didaktisch in Unterricht und Lehre integriert werden? Wie kann der Transfer von Zukunftskompetenzen gefördert werden? – In seiner jüngsten Kolumne stellt Dieter Euler mehr Fragen als dass er Antworten parat hätte.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Berufsbildung

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft

Fabio Käslin, Isabelle Dauner Gardiol & Silke Fischer

Im Kontext der aktuellen ökologischen und sozialen Herausforderungen rückt die Notwendigkeit einer Bildung für nachhaltige Entwicklung immer stärker in den Fokus von Wirtschaft und Gesellschaft. Gerade in ressourcenintensiven Berufsfeldern wie Bau, Elektrotechnik, sowie Chemie und Physik ist es von grosser Bedeutung, Lernende für Bildung für nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren und ihnen entsprechende Kompetenzen zu vermitteln. Die im Rahmen des Projekts «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) in der beruflichen Grundbildung» von der Pädagogischen Hochschule Luzern (PHLU) und éducation21 erarbeiteten Handreichungen unterstützen Berufsfachschullehrpersonen, bereits vorhandene BNE-Kompetenzen im Bildungsplan zu erkennen und diese in den Unterricht zu integrieren.

BeLearn – das neue Kompetenzzentrum für Digitalisierung in der Bildung

Auf dem Weg in die Zukunft der Bildung

Katrin Müller & Nina Liechti

Die Digitalisierung birgt Chancen und Risiken für die Bildung. Der Kanton Bern hat 2021 zusammen mit einer Reihe von Hochschulen und privaten Trägern das ambitionierte Projekt BeLearn gestartet. Es versteht sich als Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis: BeLearn ist eine Drehscheibe für die Entwicklung und Erprobung von Modellversuchen, die Durchführung von Forschungen, die Vernetzung von Start-ups und viele Dinge mehr. Mit im Boot ist auch die Berufsbildung – zum Beispiel über das Praxisprojekt «dip», das dem Austausch von Unterrichtsinnovationen dient. 

Entwicklung von Berufsaspirationen bei Jugendlichen

Platz für berufliche Träume

Sara Möser

Die beruflichen Statusaspirationen von Jugendlichen entwickeln sich zwischen Schule und Arbeitsmarkt stetig nach oben – ob sie nun in eine berufliche Grundbildung oder ein Gymnasium einmünden. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Bildungssystem und der Arbeitsmarkt in der Schweiz für alle fortlaufend attraktive Perspektiven zu vermitteln vermögen. Wie hoch diese Aspirationen aber sind, hängt stark mit der Schullaufbahn, der sozialen Herkunft und dem Geschlecht zusammen. Dies zeigt die Auswertung von Daten der DAB-Panelstudie, die die Bildungs- und Berufsverläufe von Schülerinnen und Schüler seit der 8. Klasse dokumentiert.

Studie des Swiss Leading House VPET-ECON

Männer orientieren sich bei der Berufswahl stärker an Geschlechternormen

Männliche Jugendliche in Regionen mit traditionelleren Geschlechternormen (die sich über Abstimmungsergebnisse feststellen lassen) bewerben sich eher für typische Männerberufe und weniger für typische Frauenberufe. Bei weiblichen Jugendlichen ist dieser Zusammenhang nicht gegeben. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie des Swiss Leading House VPET-ECON; diese bleiben robust, wenn die regionale Arbeitsmarktsituation der Individuen und andere denkbare Einflüsse berücksichtigt werden. Die Studie steht im Einklang mit anderen Untersuchungen, die zeigen, dass sich Männer heutzutage im Durchschnitt stärker an Geschlechternormen orientieren als Frauen. Das könnte ein Hinweis auf den Erfolg langjähriger Massnahmen sein, die darauf abzielen, das Interesse von Mädchen an MINT-Berufen und das Bewusstsein für Geschlechterstereotypen zu erhöhen. Für Jungen fehlen ähnliche Massnahmen bisher weitgehend.

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Interview mit Rudolf Strahm, Buchautor

Das Drama akademischer Bildungsgänge

Daniel Fleischmann

Auch wenn bereits viele eine Lehre machen: Die Berufsbildung muss weiter gestärkt werden. Rudolf Strahm hat mit einem Team ein neues Buch dazu verfasst. Er sagt: Viele Eltern und Jugendliche drängen ins Gymnasium, obwohl das gar keine bessere Karriere verspricht. Die duale Berufslehre habe zwei grosse Vorteile: Sie fördere nicht nur das schulisch-kognitive Wissen, sondern auch die praktische Intelligenz. Zudem verhindere die Berufsbildung Armut.

Studie zu den Kantonen Genf und Basel-Stadt

Arbeitsmigration statt Ausbildung von Lernenden?

Jackie Vorpe

In den Kantonen Genf und Basel-Stadt ist die Zahl der Arbeitskräfte, die aus den Nachbarländern kommen, besonders gross. Mit diesen Personen lässt sich der konjunkturell bedingte Fachkräftebedarf gut bewältigen; gleichzeitig beeinträchtigt der Zuzug von nicht-einheimischem Personal die Ausbildung des eigenen Berufsnachwuchses. In welchem Masse das geschieht, ist Thema der vorliegenden Dissertation, die sich auf die Geschichte der beiden Kantone stützt.

Studie der EHB und der Universität Freiburg untersucht das Potenzial neuer Lernkulturen

So fördert der Detailhandel sozialen Aufstieg

Patric Raemy, Lona Widmer & Antje Barabasch

Die Förderung von transversalen Kompetenzen, das selbstgesteuerte Lernen, der Einsatz von digitalen Lernmedien – das sind wichtige Elemente der laufenden Reform der beruflichen Grundbildung im Detailhandel. Ein grosses Unternehmen hat diese Elemente einer neuen Lernkultur bereits schon jetzt umgesetzt. Es leistet damit einen Beitrag zum sozialen Aufstieg der Lernenden, wie ein Forschungsprojekt der EHB und der Universität Freiburg zeigt. Und es steigert das Ansehen des Berufes.