Studie zur Berufsbildung in Bangladesh
Wenn es sein muss, geht es auch ohne die Wirtschaft
Die duale Berufsbildung in der Schweiz blickt auf eine jahrhundertalte Geschichte zurück. Ihre Genese ist geprägt von der Beziehung privater Initiative und staatlicher Kontrolle. Private-public Partership – man möchte meinen, das sei die DNA beruflicher Bildung. Dem ist aber nicht unbedingt so, wie eine Fallstudie über die jüngsten Entwicklungen in Bangladesch zeigt. Drei Autoren – darunter Markus Maurer, PH Zürich – haben eine Vielzahl von politischen Dokumenten und quantitative und qualitative Daten ausgewertet. In ihrer Bilanz kommen sie zum Schluss, dass sich die formale Berufsbildung dort selbst dann ausweitet, wenn sie – trotz umfassender internationaler Unterstützung – nur schwach mit dem Arbeitsmarkt verknüpft ist. Diese Berufsabschlüsse sind aber gesellschaftlich nicht deshalb nachgefragt, weil sie die Arbeitsmarktfähigkeit junger Menschen erhöhen, sondern weil sie Mobilität zur nächsthöheren Bildungsstufe ermöglichen. Vor diesem Hintergrund argumentieren die Autoren schliesslich, dass es im Kontext der internationalen Zusammenarbeit oft sinnvoller wäre, Verbesserungen im Bereich der Grundbildung zu unterstützen – statt ein Berufsbildungssystem verändern zu wollen, welches eher auf die Entwicklung von akademischer statt beruflicher Kompetenz setzt.