Entwicklungszusammenarbeit muss weiterhin auch die dualisierte Berufsbildung von jungen Menschen stützen und entwickeln. Eine Abkehr von dieser Zielsetzung, wie sie Markus Maurer in einem Diskussionsbeitrag in Transfer forderte, wäre für die betroffenen Ländern fatal. Die DEZA tut darum gut daran, durch Reformen der zumeist schulbasierten Berufsausbildung auf der Sekundarstufe die Ausbildung näher an die Bedarfe des Arbeitsmarkts zu führen und zudem einen Beitrag zur Armutsreduktion zu leisten.
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Wie zufrieden sind die Lernenden mit ihren Lehrpersonen?
Die meisten Jugendlichen sind zufrieden mit ihren Lehrpersonen an Berufsfachschulen. Das zeigt die Standardisierte Abschlussklassenbefragung SAB 2022 des ZEM CES. Besonders hoch ist dieser Wert bei den Lernenden in einer zweijährigen Grundbildung (EBA). Ein Beispiel: 76% der EBA-Lernenden finden voll und ganz oder teilweise, dass ihre Lehrpersonen gern mit ihnen zusammenarbeiten; bei EFZ-Lernenden liegt dieser […]
99 Prozent der Lernenden, die zu einem Qualifikationsverfahren angetreten sind, schliessen dieses erfolgreich ab. Überrascht Sie diese Aussage? Sie berücksichtigt auch die Repetitionen – und zeigt, dass ein einmaliges Scheitern am QV keine wesentliche Ursache für einen fehlenden Sek-II-Abschluss ist. Dies ist eine von vielen Erkenntnissen des Trendberichts 6 der EHB «Qualifikationsverfahren auf dem Prüfstand». […]
«Wir sehen keine Abwertung der Berufsbildung»
«Gelernte haben mehr verdient!» – so titelte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) jüngst eine Lohnanalyse von Personen mit Berufslehre und Studium. Bildungsökonom Jürg Schweri (EHB) sagt dagegen: Die Berufsbildung ermöglicht genauso attraktive Karrieren wie die Hochschulen.
Maschinelles Lernen ist an den Schulen angekommen
Maschinelles Lernen (KI) ist in der Berufsbildung angekommen – wenngleich weniger ausgeprägt wie in den Gymnasien. Das zeigt eine Befragung von fast 6’000 Schülerinnen und Schülern in der Schweiz im Rahmen eines Monitorings durch die Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF). So setzen gut 40% der Jugendlichen generative Sprachmodelle wie ChatGPT in der Schule oder auch […]
Eine Umfrage der Stiftung MyHandicap zeigt, dass Jugendliche mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten beim Übergang in die Berufswelt häufig mit Hürden konfrontiert sind. Dies obschon die vom Bundesrat unterzeichnete Behindertenrechtskonvention auch ein Recht auf Arbeit im regulären Arbeitsmarkt einschliesst. Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit eine inklusive Berufsbildung gelingt und welche Vorteile sich für Jugendliche und Lehrbetriebe daraus ergeben.
Je mehr Betreuungszeit, desto eher gelingt Integration
Im Programm Zukunft Berufsbildung werden junge Menschen zwischen 15 und 28 Jahren begleitet, die eine Ausbildung abgebrochen haben oder auf Unterstützung auf dem Weg in eine berufliche Grundbildung angewiesen sind. Das Programm existiert in zehn Kantonen (AG, BE, BL, BS, FR, JU, NE, TI, VS, ZH). Eine Evaluation kommt nun zum Schluss, dass eine gelungene […]
Ein zu kleiner Schlüssel für eine grosse Aufgabe
Viele Jugendliche mit Behinderungen werden in geschützten Werkstätten ausgebildet. Sie erhöhen damit ihre Chancen auf einen Eintritt in den regulären Arbeitsmarkt. Die Ausbildung dieser Personen erfordert intensive Begleitung und spezifische Settings, die den Bedürfnissen der Lernenden angepasst sind. In der Regel sind die Bildungsverantwortlichen dafür voll ausgelastet. Eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Gestaltung dieser Bildungsleistung ist allerdings nicht möglich, weil die Bildungsverordnungen einen Betreuungsschlüssel von einer lernenden Person pro Berufsbildner vorschreiben. Dabei würde das Berufsbildungsgesetz einen Ausweg aus dem Dilemma bieten.
Wie das Umweltbewusstsein die Berufswahl von Jugendlichen beeinflusst
Die Klimaproteste «Fridays for Future» haben die Berufswahl vieler Jugendlicher beeinflusst und sie ermutigt, umweltrelevante Ausbildungen zu wählen. Dieser Zusammenhang ist stark und robust – im Gegensatz zu persistenten soziale Normen gegenüber Umweltfragen, wie sie sich in regional unterschiedlichem Abstimmungsverhalten messen lassen. Für diese Normen lässt sich kein Zusammenhang mit der Umweltfreundlichkeit der von den […]
Kompensatorische Bemühungen in der Erwachsenenbildung – späte Einsichten zu Ungleichheiten im Schweizer Bildungssystem
Programme zur Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener haben es schwer, denn die Scham, nicht lesen, schreiben oder rechnen zu können, ist als wirkmächtiger Mechanismus der Exklusion schwer zu durchbrechen. In einem Beitrag der Zeitschrift GISo (Gesellschaft, Individuum, Sozialisation, Herbst 2024) beschreiben Kushtrim Adili und Miryam Eser Davolio (beide ZHAW) auf Basis einer Metaanalyse empirischer Studien die […]
Handlungskompetenzen und Lernortkooperation: Mehrwert oder nur Mehraufwand?
Die konsequente Umsetzung der Handlungskompetenzorientierung verlangt von allen Lernorten erhebliche Anpassungsleitungen – auch was die Abstimmung unter ihnen betrifft. Am dritten Anlass der «Themenreihe Berufsbildung» an der PHZH waren sich alle Gäste einig: Das Thema Kooperation hat noch Luft nach oben; dabei würde sich eine vermehrte Abstimmung der Lernprozesse lohnen.
Wie gut ist die Governance der Berufsbildung auf nationaler Ebene?
Wie gut funktioniert die Verbundpartnerschaft auf nationaler Ebene? Das ist die zentrale Frage einer Evaluation von Interface zur Struktur der nationalen Gremien, deren Zusammenspiel und Wirkungen. Die Evaluation (publiziert im März 2024) macht positive Feststellungen: So seien die Arbeitsweise der Tripartiten Berufsbildungskonferenz (TBBK) angemessen und die Zusammenarbeitskultur positiv. Die Zufriedenheit der Akteure der Berufsbildung mit […]
Was das Wohlbefinden von Lernenden fördert
Gute Beziehungen und Arbeitsbedingungen wirken sich positiv auf den Erwerb beruflicher Fähigkeiten aus, aber auch auf das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeiter – das ist durch die Literatur gut bestätigt. Aber gilt das auch für Lernende? Um mehr Licht in die Prozesse zu bringen, die die Selbstwirksamkeit der Lernenden am Arbeitsplatz und deren Zufriedenheit verbessern, haben wir die Wechselwirkungen von verschiedenen Faktoren wie der proaktiven Persönlichkeit oder der Arbeitsbedingungen analysiert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine proaktive Grundeinstellung und erfüllende Beziehungen insbesondere zu Kolleginnen die berufliche Selbstwirksamkeit der Lernenden und, direkt oder indirekt, auch die Arbeitszufriedenheit verbessern.
Im vorliegenden Beitrag werden ökonomische Erkenntnisse zu Fragen vorgestellt, die für die Analyse und Gestaltung der Berufsbildung und der Funktionsweise von Berufsbildungssystemen von zentraler Bedeutung sind: Welchen Beitrag leistet die Berufsbildung zum Wirtschaftswachstum? Wie hoch sind die Kosten der beruflichen Grund- und Weiterbildung und wer finanziert sie? Lohnt sich berufliche Bildung für Einzelpersonen und Unternehmen? Der Beitrag basiert auf einem Buch, das Antworten auf diese Fragen auf der Grundlage von aktuellen Forschungen, Erhebungen und Statistiken liefert.
Elite oder Begabung – viele denken, das gibt es nur an Gymnasien. Aber das ist falsch, wie der Kanton Zürich mit der Initiative «Talentförderung Plus» zeigt. Hier erhalten begabte Lernende besondere Förderung, jenseits der bekannten Berufswettbewerbe. Eine Evaluation zeigt, dass das gut funktioniert.
Nur ein Drittel arbeitet freiwillig in flexiblen Arbeitsverhältnissen
Der Anteil flexibler Arbeitsformen liegt seit 2001 relativ konstant bei ungefähr 20 Prozent; dies bestätigt die jüngste Untersuchung durch Amosa (Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau, Zug und Zürich). Von einer Abkehr von traditionellen Arbeitsverhältnissen könne darum nicht gesprochen werden. Dennoch gibt es überraschende Erkenntnisse. So bilden sich Stellensuchende aus flexiblen Arbeitsformen nicht seltener, sondern häufiger weiter als […]
Begriffsklärungen und Beispiele zur Handlungskompetenzorientierung
Die Handlungskompetenzorientierung ist zum leitenden Paradigma der Berufsentwicklung in der Schweiz geworden. Im Auftrag der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz SBBK hat die EHB eine «Zusammenstellung für ein gemeinsames Begriffsverständnis in der schweizerischen Berufsbildung» erarbeitet – ein knapp 50-seitiges Dokument, das neben vielen Begriffsklärungen auch vier Umsetzungsbeispiele an sechs Berufsfachschulen enthält. Zudem macht das Dokument auch Empfehlungen für […]
Der Mensch neigte schon immer dazu, Technik zu vermenschlichen. Schnell werden der Technik menschliche Eigenschaften wie Intelligenz, Begriffsstutzigkeit (Navigationssystem) oder moralisches Empfinden zugeschrieben. Das trifft bei der «Künstlichen Intelligenz» besonders zu. Da tut kritische Distanz not. Wir müssen die Grenzen der Maschinen sichtbar machen. Und schon gar: Wir sollten als Menschen nicht wie Maschinen handeln.
Lehrreiche Einblicke in die Wirklichkeit der beruflichen Bildung
In einem gemeinsamen Projekt der vier pädagogischen Ausbildungsinstitutionen (Luzern, St. Gallen, Zürich und EHB) haben Dozierende von Berufsbildungsverantwortlichen die drei Lernorte der beruflichen Grundbildung an zehn Halbtagen besucht. Die Reflexionen der Teilnehmenden über dieses «Shadowing» zeigen, wie komplex die Realität des Lernens an diesen Lernorten ist. Die Möglichkeit zu solchen Besuchen vor Ort sollte fester Teil der Aus- und Weiterbildung von PH-Dozierenden werden.
Zwischen Verwaltungslogik und Zielgruppenorientierung
In der Schweiz verfügt laut SVEB (Schweizerischer Verband für Weiterbildung) rund eine halbe Million erwerbsfähige Personen nicht über ausreichende Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben, Sprechen, Rechnen oder die Nutzung von Basis-Computeranwendungen. Private und öffentliche Einrichtungen setzen sich seit vielen Jahren dafür ein, diese Zahl zu senken – allerdings mit mässigem Erfolg. Die Heterogenität der Zielgruppe, Schamgefühle bei den Betroffenen, eine mangelnde Ausrichtung der Angebote an den tatsächlichen Bedürfnissen machen die Aufgabe schwierig. Eine Studie von Interface Politikstudien Forschung Beratung aus dem Jahr 2023 arbeitet diese Faktoren im Detail auf und macht Vorschläge. So sei eine klare Festlegung der Zuständigkeiten zwischen den verschiedenen Verwaltungsstellen zentral, damit die (interinstitutionelle) Zusammenarbeit effektiver wird. © Egelmair Photography
Gesamtschweizerisch fehlen rund 40’000 Lehrstellen, im Kanton Zürich sind es 7’400. Das zwingt die Kantone zu reagieren. Mit der Kampagne «Zukunft Zürich» möchte der Kanton alte und neue Betriebe erreichen – darunter auch Firmen mit ausländischem Management, die die Berufsbildung oft gar nicht kennen.
Einwanderung von Arbeitskräften schafft auch für Schweizer zusätzliche Arbeitskräfte
Der Effekt ist erstaunlich: Die Zuwanderung von Arbeitskräften nach der Öffnung des Schweizer Arbeitsmarktes für Arbeitskräfte aus der EU 2002 hat zu einem Anstieg der Beschäftigung einheimischer Arbeitskräfte mit mittleren und hochspezifischen beruflichen Qualifikationen geführt. Dies zeigt eine Untersuchung des Swiss Leading House VPET-ECON. Das Ergebnis könnte darauf zurückzuführen sein, so der Autor und die […]
Bei einer Lehrvertragsauflösung (LVA) kommt es zu einer vorzeitigen Beendigung eines Lehrverhältnisses im gegenseitigen Einvernehmen oder auf Wunsch einer Vertragspartei. Der vorliegende Beitrag beleuchtet die LVA in der zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) und geht der Frage nach, wie es um die Passung zwischen Angebot und Zielgruppe steht. Die beiden häufigsten Gründen für eine Lehrvertragsauflösung sind gesundheitliche Probleme und eine wenig optimale Berufswahl (Notlösung).
Was der «Praxisintegrierte Bachelorstudiengang» gegen den Fachkräftemangel im MINT-Bereich ausrichtet
Mit dem Praxisintegrierten Bachelorstudiengang (PiBS) lässt der Bund seit 2015 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten ohne vorgängiges Praktikumsjahr zu einem Fachhochschulstudium im MINT-Bereich zu. Es handelt sich um ein Pilotprojekt im Rahmen der Fachkräfteinitiative 2014. Die Wirkungsanalyse von PiBS untersuchte 2023, wie es um Angebot und Nachfrage des neuen Studienmodells steht und welche Wirkungen bei PiBS-Absolvierenden und Unternehmen sowie auf systemischer Ebene resultierten. Sie zeigt, dass zum einen der Beitrag von PiBS zur Minderung des Fachkräftemangels im MINT-Bereich differenziert betrachtet werden muss. Zum anderen sind die befürchteten negativen Auswirkungen von PiBS auf die Bildungssystematik nicht eingetreten.
Abwechslungsreiche Aufgaben im Lehrbetrieb machen Lernende erfolgreicher
Jugendliche und ihre Eltern müssen sich bei der Lehrstellensuche nicht nur für einen bestimmten Lehrberuf, sondern auch für einen Lehrbetrieb entscheiden. Wie wichtig ist es, einen guten Lehrbetrieb zu finden, und was macht einen solchen aus? Der vorliegende Beitrag erklärt, wie verschiedene Aspekte der Ausbildungsqualität in Lehrbetrieben mit einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss zusammenhängen. Zwei Faktoren sind besonders wichtig: Wenn die Lernenden die Möglichkeit haben, eigene Lösungen zu finden; und wenn man ihnen vielfältige Aufgabenstellungen zumutet. Kombiniert würden die beiden Faktoren die Zahl der Ausbildungsmisserfolge um 15 Prozent senken.
Schulische und duale Berufsbildung: Vorteile auf beiden Seiten
Wer eine schulische berufliche Grundbildung absolviert, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Hochschulbildung aufnehmen als Personen aus einer dualen Lehre (mit gleichem Lehrplan und Abschluss). Eine Erklärung dafür ist, dass die Zahl der Personen mit Berufsmaturität bei schulischer Grundbildung grösser ist als in dualen Settings. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung im Rahmen des Swiss Leading […]
Die Prioritäten sollten überdacht werden
Die offizielle Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz finanziert eine Vielzahl von berufsbildenden Programmen in Partnerländern. Viele dieser Projekte richten sich möglichst an die ärmsten Teile der Bevölkerung – und oft orientieren sich am Modell der dualen Lehre. Diese Strategie sollte aber überdacht werden, zu oft geht sie an der Realität des Arbeitsmarkts vorbei. Im vorliegenden Beitrag wird eine alternative Strategie skizziert, die den Fokus auf Aus- und Weiterbildungen auf höheren Qualifikationsstufen legt – und die Notwendigkeit einer soliden Grundschulbildung anerkennt.
In der Pflege fehlt immer mehr Personal: Bis 2029 werden rund 15’900 zusätzliche Pflegefachpersonen der Tertiärstufe über alle Versorgungsbereiche benötigt. Frauen, die zur Familiengründung aus dem Beruf ausgestiegen sind, bilden einen wichtigen Fachkräftepool. Das Projekt «Comeback» hat die Bedingungen für einen gelingenden Wiedereinstieg untersucht. Dafür wurden zunächst 14 Wiedereinsteigerinnen mündlich und dann weitere 147 Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger via Fragebogen befragt. Zentral für den Berufsverbleib nach dem Wiedereinstieg sind die Freude an der Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten und die Freude am Pflegeberuf. Schlechte Arbeitsbedingungen oder Missstimmung im Team gefährden den Verbleib.
Nachhaltige Fachkräftesicherung: Lehrstellenförderung in Zeiten demografischer Expansion
Der in vielen Kantonen der Schweiz prognostizierte Anstieg der Abgängerinnen und Abgänger der Sekundarstufe I wirft die Frage auf, ob künftig ausreichend Lehrstellen angeboten werden. Am Beispiel des Kantons Zürich werden in diesem Beitrag Handlungsfelder zur Lehrstellenförderung für unterschiedliche Akteure in der dualen Berufsbildung aufgezeigt. Dabei wird auf die grosse Chance hingewiesen, mehr Berufslernende zu gewinnen, insbesondere in Berufen mit Fachkräftemangel.
Eine Studie des Swiss Leading House VPET-ECON (Daniel Goller, Chiara Graf and Stefan C. Wolter) untersucht erstmals, wie nützlich Berufsmessen sind. Sie zeigt überraschend, dass Präsenzmessen entgegen ihrer Zielsetzung den Suchradius der Jugendlichen für verschiedene Berufe eher verengen als erweitern; virtuelle Messen, wie sie während der Pandemie entwickelt wurden, tun das nicht. Ebenso steigern virtuelle […]
Lernende brauchen im Schnitt 39 Minuten, um zu ihrem Lehrbetrieb zu kommen
Wer eine Lehre absolviert, fährt im Durchschnitt 39 Minuten zum Betrieb (Hinweg) und 46 Minuten in die Berufsfachschule. 85% (77%) der Lernenden benötigen weniger als 60 Minuten für den Weg in den Betrieb (zur Schule). Dies sind Ergebnisse einer eines neuen «Trend im Fokus»-Berichts der EHB («Mobilitätsmuster von Lernenden in der dualen beruflichen Grundbildung»). Diese […]
Erhöhte Einstellungskosten steigern die Bereitschaft, Lernende auszubilden
Bei der Ermittlung von Kosten und Nutzen der beruflichen Grundbildung spielt auch die Frage eine Rolle, in welchem Umfang diese dazu beiträgt, Einstellungskosten von gelernten Fachkräften zu vermeiden. Dieser Frage geht eine kürzlich als Leading House Working Paper publizierte Studie nach (Manuel Aepli, Samuel Mühlemann, Harald Pfeifer, Jürg Schweri, Felix Wenzelmann, Stefan C. Wolter). Untersucht […]
Wie schätzen Jugendliche ihre überfachlichen Kompetenzen ein?
Jugendliche der Allgemein- und der Berufsbildung sprechen sich am Ende ihrer Ausbildung relativ hohe überfachliche Kompetenzen zu; das wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung aus, wie gut sie sich auf die berufliche Zukunft bzw. das Studium vorbereitet fühlen. Insbesondere die Selbstkompetenzen scheinen eine bedeutende Wirkung auf die berufliche Zukunft bzw. das Studium zu erzielen. Dies […]
«Dieses Coaching ist ein Meilenstein für die Berufsbildung»
Jede dritte Lehrstelle in der Baubranche bleibt derzeit unbesetzt. Viele vorzeitige Lehrabbrüche und eine hohe Durchfallquote bei Lehrabschluss belasten diese Berufe zusätzlich. Jetzt sucht suissetec, der Verband für die Gebäudetechnik, nach neuen Lösungswegen. Kosten: Über eine Million pro Jahr.
Handlungskompetenzorientierung in der Höheren Berufsbildung
Die aktuelle Diskussion über die Handlungskompetenzorientierung (HKO) konzentriert sich bisher oft auf die berufliche Grundbildung. Dabei wird gerne vergessen, dass auch die abnehmenden Schulen der Höheren Berufsbildung diesem Paradigma unterliegen. An der zweiten Veranstaltung der «Themenreihe Berufsbildung» an der Pädagogischen Hochschule in Zürich wurde auf diese vernachlässigte Perspektive eingegangen. Eine Feststellung: Qualifizierte Dozierende der Höheren Berufsbildung zeichnen sich primär durch ihre fachliche und praxisnahe Expertise aus. Pädagogische Themen haben oft einen schweren Stand.
Der Lohn darf sinken, wenn dies das Automatisierungsrisiko reduziert
Es ist beunruhigend, in einem Beruf zu arbeiten, der automatisiert werden könnte. Viele Menschen sind darum bereit, weniger Lohn zu erhalten, wenn dafür das Automatisierungsrisiko geringer ist. Dies zeigt eine Studie von Maria A. Cattaneo (SKBF), Christian Gschwendt und Stefan C. Wolter (beide Universität Bern). Die Studie quantifiziert diesen Wert auf Basis eines Discrete-Choice-Experiments mit […]
Elterliche Zuwendung schützt vor Dropout
Eltern, die sich ihren Kindern nicht genügend zuwenden, gefährden deren Bildungserfolg. Dies zeigt die vorliegende Studie, die nach Erklärungen suchte, warum gewisse Jugendliche nach der obligatorischen Schule keinen Berufsbildungsabschluss erreichen. Die Studie zeigt auch, dass eine vorzeitige Lehrvertragsauflösung mit mehr Risiken verbunden ist als das Scheitern bei Lehrabschluss. Demgegenüber bannt es nicht die Gefahr, dass sie ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss bleiben, wenn Kinder in der 5. Klasse (gemäss Harmos 7. Klasse) an ihre Wirksamkeit glauben. Denn eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung führt nicht dazu, dass sie sich mehr anstrengen.
Niemand nimmt so viel Einfluss auf die Berufswahl von Kindern wie die Eltern. Leider tun sie das nicht immer geschlechtsneutral, wie ein Forschungsprojekt zeigt. Während Mädchen durchaus auch für Männerberufe geeignet erscheinen, empfehlen die Eltern den Söhnen häufiger typische Männerberufe.
Digitale Kompetenzen werden auch in der Pflege immer wichtiger
Im Projekt Digi-Care wurden in enger Zusammenarbeit mit Praxispartnerinnen und -partnern Lerninstrumente entwickelt, die in der Aus- und Weiterbildung von Pflegefachpersonen eingesetzt werden sollen. Diese dienen der Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen bei der Weitergabe und Dokumentation klinischer Patienteninformationen in der Pflege. Die Entwicklung der Lerninstrumente basiert auf einem arbeitsanalytischen Ansatz ausgehend von einer ethnographischen Studie. Diese beinhaltete Beobachtungen und Datenerhebungen vor Ort in Spitälern sowie die Analyse realer Situationen der Weitergabe klinischer Informationen mit digitalen Hilfsmitteln in der Pflege. Der vorliegende Artikel stellt die Lerninstrumente vor und beschreibt, wie sie entwickelt wurden.
Das Leading House VPET-ECON hat in den letzten Jahren diverse Forschungen zur Spezialisierung von Berufen und ihren Auswirkungen bei wirtschaftlichen Veränderungen publiziert. Nun liegt eine Synthese dieser Arbeiten in Form eines Policy Briefs (Nummer 2/2024) vor. Demnach treffe der Arbeitsmarktwandel Arbeitskräfte in spezialisierten Berufen nicht per se härter als jene in allgemeineren Berufen. Die Behauptung, […]
Seit 2020 werden im Kanton Luzern die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen, Konversation und Computerbedienen» mit Bildungsgutscheinen und kostenlosen Angeboten am Weiterbildungszentrum Kanton Luzern (WBZ) gefördert. Jetzt liegt eine Erhebung über den tatsächlichen Bedarf vor. Sie zeigt, dass die Thematik bei den Betrieben auf besonderes Interesse stösst. Den grössten Förderbedarf sehen die Befragten im Bereich Sprache […]
So entdecke ich, was sinnvolle Arbeit ist
Das Thema Nachhaltigkeit wird für Kundinnen und Kunden der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung zunehmend wichtiger. Sie wollen mit ihrer Arbeit zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen Gesellschaft beitragen. Auf dem Arbeitsmarkt sind bestimmte Fachpersonen gesucht, die für den Weg zur ökologischen Wende motiviert und ausgebildet sind. Mit dem neuen Beratungsinstrument «Berufs- und Laufbahnberatung auf Basis der 17 UNO-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung» können Ratsuchende passende Tätigkeiten oder Weiterbildungen finden.
Die Berufswahl verläuft noch immer entlang von Rollenmustern, wie Avenir Suisse in der Publikation «Berufswahl: Die letzte Meile der Gleichstellung?» bilanziert. Trotzdem seien Fortschritte zu erkennen: So müssten nur noch 25% der Frauen oder Männer ihre Berufskategorie wechseln, um eine geschlechtsneutrale Verteilung zu erreichen; im Jahr 1995 lag dieser Wert noch bei 36%. Die Studie […]
Wie das Geschlecht die Berufswahl und die Karriere beeinflusst
Berufswahl und Laufbahn hängen in der Schweiz noch immer stark vom Geschlecht ab. Es beeinflusst neben der Wahl des Berufs die Selbstwahrnehmung von jungen Erwachsenen, die antizipierte Familienrolle oder das Lohnniveau. Nur etwa jede/r vierte Jugendliche wählt einen Lehrberuf, in dem beide Geschlechter einigermassen egalitär vertreten sind. Auf solche Zusammenhänge machen zahlreiche Studien auf der Grundlage von TREE-Daten aufmerksam. Die Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit des «Degendering» von Bildungs- und Erwerbsverläufen, wie die Autorin und der Autor der vorliegenden Zusammenfassung finden.
Grenzübergreifend für die Energiewende lernen
Das Gewerbliche Berufs- und Weiterbildungszentrum (GBS) St.Gallen hat sich mit vier Schulen aus Europa zusammengeschlossen und entwickelt ein gemeinsames Lernprogramm, um die Kompetenzen der Lernenden der technischen Berufe zu stärken. Dieses Erasmus+-Programm «vETskillinG» ist eine Antwort auf die wachsende Nachfrage nach technischen Fachkräften, die nicht nur technisches Wissen besitzen, sondern auch effektiv kommunizieren und innerhalb multidisziplinärer Teams zusammenarbeiten können. Jürg Pfeiffer ist am GBS St.Gallen für dieses Projekt verantwortlich. Er schildert im Interview, was der internationale Austausch verspricht und wie er sich auf den Unterricht auswirkt.
Vor rund einem halben Jahr publizierten wir an dieser Stelle einen Hinweis auf den «Didaktischen Leitfaden Portfolio. Orientierung und Anregung für den Lernort Schule am Beispiel der Berufsreform Kaufleute 2023». Nun steht dieser Leitfaden in einer überarbeiteten Version zur Verfügung. Das Portfolio wird als Instrument für die Lernenden gesehen, um ihre Kompetenzentwicklung im beruflichen und gesellschaftlichen Bereich an […]
Gehörlose und Hörbehinderte und ihr Zugang zur Berufsbildung
Das SBFI hat im Rahmen der Initiative «Berufsbildung 2030» einen Bericht zur Situation von Gehörlosen und Hörbehinderten in der Berufsbildung erstellt. Er bietet einen Überblick über die verschiedenen Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten, benennt die Zuständigkeiten und weist auf die Problemstellungen hin. Insgesamt existieren zwar zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten für Lernende mit Behinderungen. Gemäss dem Gehörlosenbund (SGB-FSS) fehlt jedoch […]
Das SBFI soll auf eine weitere Kampagne BerufsbildungPlus verzichten. Die angestrebte Breitenwirkung bei den Zielgruppen sowie die Mobilisierung der Verbundpartner und Stakeholder gelinge trotz des hohen Ressourceneinsatzes zu wenig. Gleichzeitig kommunizierten die Verbundpartner und weitere Stakeholder auf allen Ebenen bereits umfassend zur Berufsbildung. Dies ist ein Fazit einer Evaluation durch econcept. Stattdessen soll das SBFI […]
Die Bedeutung des lebenslangen Lernens variiert je nach Beruf
In härteren Berufen mit einem hohen Anteil an schnell verfallenden harten Qualifikationen («hard skills») dient lebenslanges Lernen in erster Linie der Absicherung gegen das Risiko der Arbeitslosigkeit und nicht der Erhöhung der Löhne. Im Gegensatz dazu besteht die Rolle des lebenslangen Lernens in weicheren Berufen, in denen die Arbeitnehmer auf einer wertbeständigeren Grundlage von Soft […]
NQR in der Schweiz: Vielleicht doch erfolgreicher als gedacht?
Seit bald zehn Jahren gibt es in der Schweiz den Nationalen Qualifikationsrahmen für die Abschlüsse der Berufsbildung. Seine Wirkung – etwa mit Blick auf dessen Relevanz im Arbeitsmarkt – wurde zwar bisher kaum systematisch untersucht. Einzelne Arbeiten oder auch Einschätzungen von Organisationen der Arbeitswelt lassen aber den Schluss zu, dass eine solche Wirkung kaum vorhanden sei. Dieser Beitrag argumentiert, dass der Rahmen wohl wirkungsvoller ist als sich zunächst vermuten liesse. Denn er könnte durchaus zur Erreichung einzelner Ziele beigetragen haben, die der Bund und die weiteren Verbundpartner mithilfe des Rahmens erreichen wollten.
Durchlässigkeit zwischen Gymnasium und beruflicher Grundbildung
Im Schweizer Durchschnitt wechseln rund 8% der Personen, die ins Gymnasium eintreten, vor Abschluss in einen anderen Bildungsgang – knapp 5% in die Berufsbildung. Tendenziell verzeichnen Kantone mit hoher Maturitätsquoten auch mehr Umorientierungen in die berufliche Grundbildung. Personen mit gymnasialem Maturitätsabschluss treten sehr selten in die berufliche Grundbildung über (<1%). Dies sind Ergebnisse eines neuen […]
«Es ist euer KV4.0-Jahr. Ihr könnt es gestalten!»
Kaufmännische Lernende in der ganzen Schweiz haben die Möglichkeit, ihre Lehre um ein Jahr zu unterbrechen und stattdessen einen Aufenthalt im Ausland, einen Einsatz in einem anderen Berufsfeld und ein Praxisprojekt zu absolvieren. Das von einem Verein getragene Modell KV4.0 macht es möglich. Allerdings ist das Angebot, das erstmals im Schuljahr 2020/2021 erprobt wurde, noch wenig verbreitet. Jetzt zeigt eine Evaluation seine Potenziale. Sie sind vor allem im Bereich der überfachlichen Kompetenzen zu finden.
Das Thema der Validierung von Bildungsleistungen sowie alternativer Verfahren zur Anerkennung von Kompetenzen gewinnt wieder an Bedeutung – der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist gross. Mit «Validierung von Bildungsleistungen» ist die Zertifizierung von Arbeitserfahrung sowie die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse gemeint. Im Rahmen des Leading House GOVPET untersuchten wir, wie Arbeitgeber diese alternativen Qualifikationen im Bereich der Kindertagesbetreuung wahrnehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass alternative Qualifikationen ein gutes Image bei den Arbeitgebern haben, aber immer noch etwas weniger angesehen sind als Standardabschlüsse.
Vor fünf Jahren wurde die Integrationsvorlehre für geflüchtete und migrierte Personen lanciert. Sie ist ein Erfolg: Mehr als 80 % der Teilnehmenden schliessen das Programm erfolgreich ab, von diesen beginnen rund 70 Prozent im Anschluss eine ordentliche Lehre. Auch die Betriebe äussern sich positiv.
In einer ständig sich wandelnden Arbeitswelt ist es wichtig, die Bedürfnisse und Erwartungen junger Talente zu verstehen, um sie langfristig an das Unternehmen zu binden. Helvetia Versicherungen Schweiz folgt diesem Ansatz und hat ein modulares Ausbildungsprogramm entwickelt, das die Interessen und Individualität von Lernenden in den Vordergrund stellt. So haben diese die Gelegenheit, neben Pflichtmodulen auch Kurse oder Einsätze ihrer Wahl zu belegen. Und wer will, absolviert einen Stage in einer Helvetia-Agentur einer anderen Sprachregion.
Lehrpersonen: «Virtuosen der Anpassung»
Sie stellen sich auf unsichere und wechselhafte Umstände ein und machen das Beste daraus, sie sind «Virtuosen der Anpassung». Diesen Begriff zitieren Philipp Gonon und Lena Freidorfer (Universität Zürich) in einem Buchbeitrag zur Ausbildung von Lehrpersonen an Berufsfachschulen in der Schweiz. Der Beitrag umfasst einen Blick auf die Geschichte der Berufsbildungslehrerausbildung, die aktuellen Anforderungen an […]
Kleinere Unternehmen können den Weiterbildungsbedarf nicht immer decken
90% der Unternehmen bis 50 Mitarbeitende finden Weiterbildung wichtig für ihren Erfolg. Die Mitarbeitenden sind zu rund drei Vierteln motiviert, sich weiterzubilden. Aber mehr als die Hälfte nimmt nur selten an Weiterbildung teil. Diese Feststellungen macht die SVEB-Studie «Bedeutung und Umsetzung von Weiterbildung in KMU». Ein Drittel der Betriebe kann das Weiterbildungspotenzial nicht ausschöpfen, weil […]
Eltern haben einen grossen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder. Im Rahmen eines randomisierten Umfrageexperiments mit Erwachsenen (N=5940) zeigte sich, dass sie geschlechtsneutral sind, wenn sie eine Tochter beraten, aber eine ausgeprägte Präferenz für männlich dominierte Berufe haben, wenn sie Söhne beraten. Die Präferenzen sind für Eltern und Nicht-Eltern und über alle Alterskohorten von Erwachsenen […]
Vor etwa zwanzig Jahren prägte die amerikanische Psychologin Angela Duckworth den Begriff «Grit», der die Persönlichkeitsmerkmale Ausdauer und Leidenschaft vereint. Diese Eigenschaften sind wichtige Prädiktoren für den Erfolg in der Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt, wie eine Studie von Stefan C. Wolter (Universität Bern), Janine Albiez (SKBF) und Maurizio Strazzeri (Fachhochschule Bern) zeigt. So weisen […]
Seit einiger Zeit spricht man in der Berufsbildung von «Lernkulturen». Mit dem Begriff wird neben dem individuellen Lernen eines Menschen die Art der Interaktion mit den Lehrenden sowie die lernrelevanten Einflüsse in der Organisation bezeichnet. Mit der Verwendung des Begriffs ist eine Programmatik verbunden, die alle an der beruflichen Grundbildung beteiligten Akteure in Pflicht nimmt. Aber ist das in allen Berufen und Arbeitsbereichen gefragt? Trifft das Leitbild die Erwartungen aller Lernenden oder streben manche ein eher traditionelles Lernverhalten an? Und wird eine neue Lernkultur mit selbstverantwortlichen Lernenden und Mitarbeitenden auf den Führungsebenen geteilt?
Erwachsene ohne Berufsabschluss als Zielgruppe für die erwerbsbezogene Weiterbildung
In der Schweiz verfügen rund 12 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 65 Jahren nicht über einen nachobligatorischen Bildungsabschluss. Diese Personen könnten u.a. als Zielgruppe in den Blick genommen werden, wenn es um die Gewinnung von Fachkräften für den Arbeitsmarkt geht. Bildungsangebote, mit denen Erwachsene einen beruflichen Abschluss absolvieren können, müssen zielgruppengerecht sein. Denn Erwachsene befinden sich in spezifischen Lebenssituationen und haben Voraussetzungen, die mit einem standardisierten Regelangebot häufig nicht getroffen werden. Was sind zielgruppengerechte Angebote, welche Bedürfnisse haben erwachsende Lernende?
Die OECD will auch die Berufsbildung einer Leistungsstudie unterziehen. Diese soll die Fähigkeiten von Lernenden in fünf Berufsbereichen kurz vor dem Abschluss ihrer Berufsausbildung messen. Im Bericht «PISA Vocational Education and Training (VET). Assessment and analytical framework» hat sie nun die theoretischen Grundlagen dafür gelegt, zum Teil mit Schweizer Unterstützung (Jürg Schweri, Tanja Käser, Sabina […]
Schnupperlehren oder Berufspraktika führen – ergänzend zum individuellen Fähigkeitsselbstkonzept – am ehesten dann zu einer Fortsetzung im betreffenden Beruf, wenn das Lehrstellenangebot dafür gross ist. Dies zeigen Ergebnisse aus dem WiSel-Projekt von Jan Hofmann und Markus P. Neuenschwander (beide PH FHNW). Nichtzutreffend ist demgegenüber die ebenfalls geprüfte Hypothese, wonach eine grosse Person-Beruf-Kompatibilität zwischen den beruflichen […]
Handlungskompetenzorientierung in der Berufsbildung – Erfahrungen aus drei Berufen
Die Handlungskompetenzorientierung ist das konstituierende Merkmal der beruflichen Grundbildung. Seit 2002 im Berufsbildungsgesetz verankert, stellt das Paradigma die Berufsfachschulen aber noch immer vor Probleme. Die Auswirkungen auf die didaktische Gestaltung des Unterrichts, die Organisation von Prüfungen oder die Weiterbildung von Lehrpersonen sind gross. Die Pädagogische Hochschule Zürich nimmt das Thema im Rahmen ihrer vierteiligen «Themenreihe Berufsbildung» auf. Die erste Veranstaltung stand im Zeichen von Berichten aus der Praxis. Eine Erkenntnis daraus: Nicht immer verläuft die Umsetzung erfolgreich. Viele Schulen wollen zu viel auf einmal.
Könnte ein schulisches Basislehrjahr für alle die Berufsbildung stärken? Sind Fachmittelschulen Teil des berufsbildenden Systems? Hat die Handlungskompetenzorientierung die Rolle der Berufsfachschule geschwächt? Solche Fragen standen im Zentrum des VET Winterworkshops der EHB vom 2. Februar 2024. Rund 50 Forscherinnen sowie Akteure der Berufsbildung diskutierten Utopien zur Entwicklung des schweizerischen Berufsbildungssystems.
ADHS im Jugendalter: Wie sich Betroffene fühlen und was sie stärkt
Das Jugend- und junge Erwachsenenalter ist für Betroffene von ADHS-Symptomen eine vulnerable Phase. Präventions- und Unterstützungsangebote sind notwendig – auch in der Berufsbildung. Dies zeigt die Dissertation von Annette Krauss (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, HfH) auf Basis der Befragung von 907 Betroffenen in der deutschen Schweiz. Die Studie zeigt, dass therapeutisch insbesondere das negative Selbstbild […]
Definition von Laufbahngestaltungskompetenzen
Wer die eigene Berufswahl und Laufbahn aktiv und selbstbestimmt gestalten kann, verfügt über gute «Laufbahngestaltungskompetenzen» (LGK). Nachdem ein Autorenteam bereits in einem Beitrag in Transfer Details dazu vertieft hatte, liegt nun auch eine eingehende «Definition von Laufbahngestaltungskompetenzen über diverse Bildungsstufen und Laufbahnphasen» vor. Verfassende sind Andreas Hirschi (Universität Bern), Koorosh Massoudi (Universität Lausanne) sowie Francisco […]
Eines der Probleme des Schweizer Berufsbildungssystems besteht in der mangelhaften Zusammenarbeit der drei Lernorte. Die Schweizerische Direktorinnen und -Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen (SDK) hat das Thema an ihrer Herbsttagung aufgenommen und acht Thesen dazu formuliert. Sie sieht die Schulen und ihre Lehrpersonen in der Pflicht, bei der Verbesserung der Lernortkooperation eine Führungsrolle zu übernehmen. Dazu müsse zunächst ein gemeinsames pädagogisch-didaktisches Verständnis aller drei Lernorte geschaffen werden. Zudem sollten überfachliche Kompetenzen im Vergleich zu fachlichen Inhalten gestärkt werden.
2004 wurde in der Schweiz das neue Berufsbildungsgesetz (BBG) eingeführt. Mit der neuen Gesetzesgrundlage ist es gelungen, die Berufsbildung fit für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu machen. Es gibt aber auch Herausforderungen. Drei Beispiele: Die Quote der zugewanderten Jugendlichen mit nachobligatorischem Abschluss ist immer noch zu tief. Zu diskutieren ist auch, wie der Berufsabschluss für Erwachsene gefördert werden kann. Schliesslich ist die Finanzierung ein Thema: Angesichts der Tatsache, dass der Bund die wesentlichen Eckpfeiler der Berufsbildung festlegt, ist dieser Anteil zu tief. Gemäss dem Prinzip der fiskalischen Äquivalenz müsste der Bundesanteil höher sein.
Starke Brücke in die Berufsbildung
Die Integrationsvorlehre (INVOL) ist ein Erfolg. Mehr als 80 Prozent haben sie erfolgreich abgeschlossen. Nach dem Abschluss haben rund 70 Prozent eine zwei- oder dreijährige berufliche Grundbildung (EBA oder EFZ) aufgenommen. Dies zeigt die jüngste Evaluation des Programms durch die PHBern. Sie macht auch qualitative Befunde: So nehmen die Ausbildenden die Teilnehmenden meist als engagierte Personen wahr. Knapp drei Viertel der Teilnehmenden erreichen im mündlichen und rund 90 Prozent im schriftlichen Bereich das angestrebte Sprachniveau. In den ersten fünf Programmjahren haben mehr als 4000 Personen an einer INVOL teilgenommen. Ab Sommer 2024 wird das Bundesprogramm in den teilnehmenden Kantonen als Regelangebot verstetigt.
viamia schweizweit erfolgreich implementiert
Die kostenlose berufliche Standortbestimmung und Beratung viamia ist erfolgreich in allen Schweizer Kantonen implementiert. Die Zufriedenheit der Teilnehmenden ist sehr hoch. Zudem können positive Effekte auf die persönliche Entwicklung und die Arbeitssituation festgestellt werden. Dies zeigt die Evaluation von viamia, welche das SBFI in Auftrag gegeben hatte. Zur Frage der Konkurrenzierung privater Angebote durch viamia äussert sich die Evaluation zurückhaltend; immerhin sei die Schnittmenge von viamia und privaten Angeboten eher «überschaubar».
Im vergangenen Jahr haben zehn Berufsfachschulen gezeigt, wie sie E-Learning und Präsenzunterricht kombinieren. Blended Learning: Wie funktioniert das im Alltag? Die zehn Schulen bildeten die Etappenorte einer Tour de Suisse, in der die Teilnehmenden konkrete Antworten auf diese Frage erhielten. Jetzt liegt ein Schlussbericht der EHB vor. Eine Erkenntnis ist besonders interessant: Konzeption und Umsetzung der Lehrgänge zu neuen Berufsbildern an den Schulen sind aufgrund von Blended Learning zeitlich näher zusammengerückt. Das unterstreicht die wachsende Bedeutung der Vertretung von Berufsfachschulen in der Weiterentwicklung der Berufsbilder.
Seit Jahren fordern berufsbildende Kreise die Einführung von Titeln wie «Professional Bachelor» und «Professional Master» für die Abschlüsse der höheren Berufsbildung. Nun erarbeitet das SBFI eine Vernehmlassungsvorlage. Aber statt einer Aufwertung der Höheren Berufsbildung bringt das Projekt eine Verwischung ihres Profils. Auch das Angleichungsargument im Hinblick auf internationale Titelbezeichnungen hält einer genaueren Betrachtung nicht stand. Schliesslich ist das Projekt auch unnötig, weil sich die Höhere Berufsbildung einer stabilen Beteiligung erfreut, und von den Betrieben werden die Absolventinnen und Absolventen unverändert nachgefragt.
Validierungsverfahren sind eine wichtige bildungspolitische Massnahme zur Steigerung der Durchlässigkeit des Bildungssystems. Aber sie verfehlen das sozialpolitische Ziel, Geringqualifizierten zu anerkannten Abschlüssen zu verhelfen. Hierzu bräuchte es eine Etappierung von Validierungsverfahren, die auch eine Förderung der Qualifizierung und eine Kombination von Qualifizierungs- und Validierungsmöglichkeiten vorsieht. Zudem wären für diese Zielgruppe ergänzende Massnahmen wichtig, wie die […]
62 Prozent der Lernenden hören oder sprechen zwei oder mehr Sprachen an ihrem Arbeitsplatz. Diese Feststellung macht eine Studie auf der Grundlage einer Umfrage mit 674 Lernenden in elf Berufen in der Ostschweiz und Liechtenstein; Autorinnen sind Esther Styger (Lehrerin für Englisch am Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs Sargans) und Gabriela Meyer (Universität Exeter). Der Zugang […]
In der Schweiz haben rund 370’000 erwerbstätige Personen keinen nachobligatorischen Abschluss – eine grosse Gruppe, die sich potenziell ihre erworbenen Kompetenzen über ein Anerkennungsverfahren bestätigen lassen könnte. Tatsächlich erlangen aber nur rund 5’600 Personen pro Jahr via Anerkennungsverfahren einen Abschluss der beruflichen Grundbildung. Die vorliegende Studie der Professur für Bildungssysteme der ETH Zürich zeigt, wie diese Quote im internationalen Vergleich einzuordnen ist. Und sie macht deutlich, dass die meisten dieser Verfahren dem Ziel der Dispensation dienen, während sogenannte Teil-/Vollzertifizierungen wenig verbreitet sind. Die Gründe dafür zeigen sich anhand von diversen Hindernissen, wie Informationsmangel, komplexe Verfahren, finanzielle Hindernisse und Koordinationsprobleme bei den Verbundpartnern.
So jonglieren sich Berufskundelehrpersonen durch ihren Beruf
Wer berufskundlichen Unterricht erteilt, hat meist einen spannenden Berufsweg hinter sich. Diese Personen sind Berufsleute und Pädagoginnen zugleich. Und sie unterliegen heterogenen Rahmenbedingungen, wie sie für die Berufsbildung typisch sind. Die vorliegende Studie untersucht, wie Lehrkräfte damit umgehen. Am Beispiel von Berufskundelehrpersonen in der Ausbildung von Automatik-, Elektroinstallations- und Informatiklernenden zeigen sich drei typische Profile: Die Brückenbauer, die Instruktorinnen und die Entfalter. Die Studie formuliert eine Reihe von Empfehlungen; darunter das Postulat, dass eine Passung zwischen Lernzielen aus kompetenzorientierten Bildungsplänen und kompetenzorientierten Prüfungsmethoden geschaffen werden müsse.
Was Thomas Nüesch in Finnland lernte
Einer der zentralen Treiber des Wohlstands in der Schweiz ist die Innovationsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft. Aber Innovationen brauchen Inspirationen – Gelegenheiten, die eigenen Routinen kritisch zu prüfen und neue Modelle kennenzulernen. Das gilt auch für die Berufsbildung. Diesem Ziel dienen internationale Mobilitäten, wie sie zum Beispiel das Schweizer Movetia Projekt SwissCoVE «innoVET» ermöglicht. Sie eröffnet auch für Lehrpersonen Gelegenheiten, andere Schulen kennenzulernen. «innoVET» wird diesen Sommer abgeschlossen.
«Jede fünfte Lehre wird vorzeitig aufgelöst, das ist zuviel»
Wenn ein Lehrvertrag vor Lehrabschluss aufgelöst wird, ist das nicht immer ein Problem; viele Jugendliche starten erfolgreich in einem anderen Beruf oder einem neuen Betrieb. Aber über ein Drittel der Betroffenen braucht mehr als ein Jahr, bis eine neue Lösung gefunden ist.
Eine Schule erprobt den Unterricht der Zukunft
Vor fünf Jahren startete die gibb Berufsfachschule Bern das Programm «Informatikausbildung 4.0». In seinem Rahmen wurde die Möglichkeit geschaffen, die zeitliche Abfolge der Module individuell anzupassen. Angebote für das selbst-organisierte Lernen sowie eine Lern- und Prüfungsplattform ergänzen das Programm. Inzwischen sind diese Innovationen evaluiert worden. Ein Ergebnis: Die Flexibilisierung der Informatikausbildung nur mit unterschiedlichen Reihenfolgen der Kompetenzfelder ist nicht ausreichend, es ist weitere Individualisierung in der Ausbildung notwendig.
Bestandesaufnahmen zum zweisprachigen Unterricht in der Schweiz
In der Schweiz boomt der zweisprachige Unterricht, vor allem auf der Sekundarstufe II. Dies zeigte das Schweizer Inventar des zweisprachigen Unterrichts 2022, das Daniel Elmiger, Universität Genf, in einem Beitrag in Transfer kommentierte. Dazu gehörte auch eine Online-Datenbank mit allen Lehrgängen. Nun sind im Rahmen des Forschungsprojekts zum zweisprachigen Unterricht in der Schweiz eine kritische […]
Im Auftrag des Kantons Tessin untersuchte die EHB, was Pflegefachpersonen benötigen, um im Gesundheitsbereich zu bleiben und wie ehemalige Pflegende zurückgewonnen werden können. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, in psychosoziale Aspekte des Wohlbefindens und insbesondere in Massnahmen in vier Bereichen zu investieren: berufliche Entwicklung und Weiterentwicklung des Personals Sicherheit und Gesundheit positive soziale […]
Personen mit Berufslehrabschluss im Aufwärtssog von Fachhochschulen
Mit der Gründung der Fachhochschulen (FH) Ende der 1990er-Jahre eröffneten sich für Personen mit einem Berufslehrabschluss neue Zugangsmöglichkeiten zur tertiären Bildung. Tobias Schultheiss, Curdin Pfister und Uschi Backes-Gellner (Leading House VPET-ECON) haben nun anhand von Stelleninseraten die Tätigkeiten von Personen mit und ohne Fachhochschulabschluss untersucht. Die Studie zeigt erstens, dass Fachhochschulabsolventinnen und -absolventen eine Aufwertung […]
Berufliche Übergänge werden im Laufe des Lebens immer häufiger. Die Forschung zu diesem Thema hat in den letzten Jahren stark zugenommen, aber sie ist über die verschiedenen Disziplinen hinweg fragmentiert und konzentriert sich in erster Linie auf spezifische, einmalige Übergänge (z.B. von der Schule in die Arbeitswelt, von der Arbeitslosigkeit in die Arbeitswelt, von der […]
Der schwierige Weg von der Schule in den Beruf
Immer mehr Jugendliche absolvieren eine Allgemeinbildung, während der Anteil der Lernenden in einer beruflichen Grundbildung kleiner wird. Die soziale Herkunft und der besuchte Schultyp beeinflussen die Bildungslaufbahn in einem hohen Ausmass. Dies ist ein Ergebnis der Studie «Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben» (TREE).
Eine Flotte aus Jollen und Barken, Kuttern und Tankern
Etwas mehr als die Hälfte aller Lehrverhältnisse konzentrieren sich auf die häufigsten zwölf Berufe (das sind gerade einmal 4,8% aller Lehrberufe). Das Berufsbildungssystem ist also alles andere als «normal verteilt». Der vorliegende Beitrag illustriert die höchst ungleiche Verteilung des Totals der Lehrverhältnisse über vier verschiedenen Dimensionen (Lehrberuf, Branche, Betrieb, sowie Region) anhand von aktuellen Populationsdaten. Diese Muster sind zwar bekannt, aber noch nie wurde das Ausmass der Ungleichverteilung so detailliert beschrieben.
ChatGPT führt zu weniger Suchanfragen nach freien Lehrstellen
Die Einführung von ChatGPT hat zu einem Rückgang der Suchanfragen auf berufsberatung.ch nach Lehrstellen im Umfang von 7,5% geführt. Besonders betroffen sind Berufe mit hohen sprachlichen Anforderungen (-15.1%; Fremdsprachen -16.0%), während Berufe mit hohen mathematischen Ansprüchen (-6.1%) sowie Berufe mit einem hohen Anteil an manuellen Tätigkeiten (-5.4%) weniger stark betroffen sind. Hinsichtlich des Anteils an […]
Jugendliche in einer Lehre sind psychisch gleich gesund wie Studierende
Wer eine Lehre absolviert, ist psychisch gleich gesund wie Studierende an einer Hochschule. Im Detail: Studierende besitzen einen leicht höheren Selbstwert, eine geringfügig geringere Selbstwirksamkeit sowie mehr negative Affektivität und höheres Stressempfinden. Dies zeigt eine repräsentative Studie (2070 Studierende und 3755 Nicht-Studierende) von Kaspar Burger und Diego Strassmann Rocha, Universität Zürich. Ein weiteres Ergebnis: Eine positive […]
Von der Digitalisierung zur digitalen Transformation
Digitale Medien werden in den Schulen der Sekundarstufe II immer noch primär für passive Lernaktivitäten eingesetzt. Aktive, konstruktive und interaktive Lernformen sind eher eine Seltenheit, auch in Berufsfachschulen, in denen digitale Technologien mittlerweile intensiver eingesetzt werden als in anderen Schultypen. Das ist das Hauptergebnis der Studie DigiTraS II («Digitale Transformation der Sekundarstufe II»); Fallstudien geben Aufschluss, warum das so sein könnte.
Was lernen zukünftige Kaufleute?
Seit einigen Monaten werden angehende Kaufleute nach handlungskompetenzorientierten Lehrplänen unterrichtet – die tradierten Fächer sind aufgelöst. Welches diese Handlungskompetenzen sind, haben Nicole Ackermann und Simone Heinecke (beide PH Zürich) untersucht. Sie identifizieren berufsbildende und allgemeinbildende Lerngegenstände und systematisieren diese entlang einer inhaltsbezogenen (domänenspezifisch und domänenübergreifend) und prozessbezogenen (kognitiv und nicht-kognitiv) Dimension. Die Ergebnisse geben Orientierung […]
Welche Merkmale sind es, die geschlechtsspezifische Präferenzen bei der Studienfachwahl prägen? Dieser Frage geht ein in die Studie TREE integriertes Experiment mit zwei künstlichen Fächern ein. Die Ergebnisse zeigen die grössten geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Präferenzen für Merkmale, die sich auf den Denkstil (abstrakt versus kreativ) und die Affinität zu Arbeitsaufgaben (technisch versus sozial) beziehen, […]
Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung in der beruflichen Bildung
Wie entwickeln sich Identität und Persönlichkeit in der beruflichen Bildung? Zu dieser Frage hat das deutsche Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB, VET Repository) eine sehr beachtenswerte Bibliographie zusammengestellt, in der sich auch einige Beiträge aus Transfer befinden. Das VET Repository ist der zentrale Publikationsserver für Berufsbildungsliteratur und unter www.vet-repository.info kostenfrei recherchierbar. Die Einführung zur Auswahlbibliografie hat […]
Dem Lernort Berufsfachschule kommt im Rahmen des allgemeinbildenden Unterrichts auch die Aufgabe der politische Bildung zu. Das Institut für Wirtschaftspädagogik (IWP) der Universität St.Gallen hat nun zusammen mit weiteren Organisationen Handreichung für Lehrpersonen publiziert, die den Titel trägt: «Wirtschaft & Politik aktuell» – Förderung der demokratischen Kompetenz. Sie enthält 32 methodisch-didaktische Impulse und 16 Auftragsideen […]
SwissSkills fördert die Durchführung von Berufsmeisterschaften. Nun zeigt die Organisation in einer Studie, welche Erwartungen die Generation Z an die Arbeitswelt hat. Chefs sollten auch mit Lernenden auf Augenhöhe verkehren. Junge Leute wechseln ihre Arbeit vor allem, wenn die Wertschätzung fehlt.
Medaillengewinne an Berufsweltmeisterschaften (WorldSkills) beeinflussen die Berufswahlentscheide von Jugendlichen, wie eine Studie des Swiss Leading House VPET-ECON zeigt (Daniel Goller and Stefan C. Wolter). Eine Goldmedaille führe dazu, dass die Suchanfragen für den entsprechenden Beruf auf berufsberatung.ch um durchschnittlich 7% zunehmen und die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge um 2,5% steigt. (Quelle: Panorama) Die Studie lesen […]
Immer mehr Jugendliche machen erst mal ein Zwischenjahr, bevor sie in eine Lehre eintreten, und zwar unabhängig von konjunkturellen Schwankungen. Im Jahr 2000 waren dies 12.4% aller Lernenden im ersten Jahr einer Lehre, 2018 14,9%, und laut BFS-Prognosen dürften es 2029 15,6% sein. Was ist hier los? In seiner jüngsten Kolumne fragt Dieter Euler nach den Gründen und erörtert Lösungsmöglichkeiten. Aber er warnt: Nach Einschätzung der befragten Jugendlichen ist der Einfluss der Schule und eines guten Berufswahlunterrichts gegenüber dem von Eltern, Freunden und digitalen Medien auf den Berufswahlprozess recht gering.
Der Umgang mit psychisch belasteten Lernenden stellt Berufsbildende in Schule und Betrieb vor grosse Herausforderungen. Eine Studie zu diesem Thema, die auch in Transfer publiziert wurde, bildet die Basis für Hinweise, wie Lernende und Berufsbildnerinnen noch besser unterstützt werden können. Die Unterlagen sind auf der Website von Workmed leicht zugänglich und auch bei Gesundheitsförderung Schweiz […]
Wer Jugendliche in einer Lehre ausbildet, agiert an einer Schlüsselstelle im Bildungssystem: An keinem anderen Lernort als im Betrieb verbringen die Lernenden mehr Zeit. Trotzdem braucht es für die Tätigkeit nur eine pädagogische Schnellbleiche. Das ist schlecht, findet Forscherin Roberta Besozzi, die während einiger Jahre an der EHB zu diesem Thema geforscht hat.
«Umweltthemen werden in der Wirtschaft immer relevanter» – bei dieser Aussage denken auch in der beruflichen Orientierung viele an «grüne» Berufe wie Umweltwissenschaftler oder Recyclistin. Im Rahmen des Projekts «Jobs for Future» wird diese Sichtweise radikal erweitert: Jeder Beruf ist umweltrelevant. Diese Sichtweise erweitert auch das Berufsziel «Wirksamkeit» um eine Komponente. «Jobs for Future» basiert auf der intensiven Zusammenarbeit mit vielen Schulklassen und Akteuren der beruflichen Orientierung. Und es zeitigte eine Reihe von praktischen Hilfsmitteln für Berufsberatende, Lehrpersonen, Verbände, Berufsplattformen, Jugendliche und Eltern.
In Deutschland und in der Schweiz setzt man unter anderem auf Schulsozialarbeit, um Kinder und Jugendliche mit einem niederschwelligen und freiwilligen Angebot am Übergang Schule-Beruf zu unterstützen. Was zeichnet Schulsozialarbeit gegenüber vielen anderen Angeboten der Berufsorientierung und -vorbereitung aus? Dieser Frage geht der Artikel nach einer kurzen Darstellung der Situation in Deutschland und der Schweiz im Folgenden nach.
Lernende im Autismus-Spektrum in der Sekundarstufe II
Menschen mit Autismus sind besonders darauf angewiesen, in ihren Bedürfnissen wahrgenommen zu werden. Eine Umfrage zeigt, dass das eine Mehrheit der Schulleitungen auf Sekundarstufe 2 auch so sieht: So bejahen 65% aller Schulen die Frage nach der aktuellen Relevanz des Themas Autismus im Schulhaus, während 35% das (eher) verneinten. In der gross angelegten Befragung konnte 80 Schulleitungen erreicht werden. Sie bilden eine solide Basis für die Schlussfolgerungen der Studie. Hier wird etwa empfohlen, dass innerhalb einer jeden Schule Ansprechpersonen und Zuständigkeiten bei einem konkreten Handlungsbedarf und Fragen für alle Beteiligten klar definiert sind.
Herausforderungen für die Berufsbildung in ungewissen Zeiten
Seit einiger Zeit sind die Berufsbildungssysteme mit einem Umfeld konfroniert, das sich so rasch und tiefgreifend verändert wie nie zuvor. Die Zukunft ist voller Ungewissheiten. Um den Unternehmen weiterhin zu ermöglichen, wettbewerbsfähig zu sein und den Menschen Wege zu eröffnen, sich in der Arbeitswelt zu entfalten, müssen sich diese Systeme neuen Aufgaben und Herausforderungen stellen. Im Rahmen der seiner vorliegenden Überlegungen ermittelt Grégoire Évéquoz vier zentrale Themen – darunter das Berufskonzept.
Kritisches Denken und Problemlösen, Eigeninitiative zeigen, kreative und innovative Ideen entwickeln, Chancen erkennen und ergreifen – das sind nur einige der Fähigkeiten, die in der Arbeitswelt immer wichtiger werden. Dafür braucht es unternehmerische Kompetenzen. Diese werden jedoch an Schweizer Berufsfachschulen meist nur wenig systematisch gefördert. Die Initiative «Unternehmerisches Denken und Handeln an Berufsfachschulen der Schweiz» (UDH) hat 2018 mit einem durch das SBFI geförderten Pilotprojekt an diesem Punkt angesetzt und ein erprobtes Lernprogramm zunächst im allgemeinbildenden Unterricht (ABU) implementiert. Dazu wurden ABU-Lehrpersonen in vier Pilotkantonen (Bern, Solothurn, Tessin, Wallis) geschult, welche das Programm myidea mit ihren Lernenden durchführten. Seit Beendung des Pilotprojekts 2022 werden die Initiative UDH sowie das Lernprogramm myidea kontinuierlich weiterentwickelt.
Warum nicht Ausbildungsverantwortlichen in Belgien über die Schultern schauen?
Die nationale Agentur Movetia fördert und unterstützt Austausch und Mobilität in der Aus- und Weiterbildung sowie im Bereich der ausserschulischen Jugendarbeit in der Schweiz, in Europa und weltweit. Movetia, getragen von Bund und Kantonen, bietet zahlreiche Förderprogramme für Bildungsaufenthalte an – für Schülerinnen und Schüler, Lernende, Studierende, Lehrpersonen, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter und auch für Ausbildende.
Ansätze für eine inklusive Didaktik – aber noch keine Inklusionskultur
Der Unterricht in Klassen der zweijährigen Grundbildung stellt besondere Anforderungen an Lehrpersonen und Schulleitung. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurden die didaktischen und strukturellen Vorkehrungen für einen inklusiven Unterricht an fünf Berufsfachschulen untersucht. Die Studie kommt zu weitgehend positiven Feststellungen; eine Inklusionskultur allerdings hin zu gemeinsamen Werten sei aktuell nicht vorhanden. Ebenso bildeten die fachkundige individuelle Begleitung sowie der Nachteilsausgleich Gefässe, die noch nicht ausreichend genutzte werden.
Empfehlungen zur Förderung der Anrechnung von Bildungsleistungen
Die Anrechnung von Bildungsleistungen ist in der Schweiz ein bildungspolitisches Ziel, die Anrechnungspraxis ist insbesondere auf der Tertiärstufe jedoch wenig transparent. Die vorliegende, national angelegte Studie untersuchte, wie die Anrechnung von Bildungsleistungen an höheren Fachschulen umgesetzt und begründet wird. Ein besonderer Fokus lag auf der Anrechnung von Weiterbildung und informeller Bildung, da diese schwieriger zu validieren sind als formale Bildung. Zusammen mit Stakeholdern aus der Praxis wurden Empfehlungen zur Förderung der Anrechnung von Bildungsleistung entwickelt.
Gleich zwei Ideen für die Berufsbildung wurden in den letzten Wochen in den Medien prominent diskutiert. Würden einerseits mehr Ferien und andererseits mehr Lohn die Berufslehre für Jugendliche attraktiver machen? Solche Massnahmen bedeuten auch eine Mehrbelastung für die Betriebe – ein Dilemma, aus dem man mit einem moderaten Kompromiss herausfinden könnte.
Mit Luuise mehr Erfolg im Unterricht
Nicht immer gelingt der Unterricht gleich gut. Oft scheint die Zeit für den dichten Lernstoff zu knapp zu sein, und wenn die Lernenden dann auch noch die Hausaufgaben liegen lassen, wird es gänzlich unerfreulich. Wie können Lehrpersonen solche Situationen meistern? Eine mögliche Antwort: Indem sie die Lernenden in die Verantwortung für ihren Lernprozess einbinden. Wie das gehen kann, zeigt der vorliegende Beitrag. Dank eines Verfahrens namens Luuise gelingt es Lehrpersonen mit selbst erhobenen Daten, in ihrem Unterricht das Lernen zielgerichtet zu fördern. Luuise ist auch ein Instrument, wie Schulleitende – im Zusammenspiel mit unterrichtsbezogenen Evaluationen – Schulqualität voranbringen können.
Man weiss es inzwischen: Das Berufsbildungssystem in der Tradition von Ländern wie der Schweiz oder Deutschland lässt sich nicht «exportieren»; viele Projekte haben sich als wenig nachhaltig erwiesen. Was aber möglich ist, ist der Transfer von Elementen dualer Berufsbildung. Prof. em. Dieter Euler beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie das gelingen könnte. Im vorliegenden Beitrag analysiert er die Wege und Themen möglicher Transfers. Er begreift das Anliegen nicht als Systemexport, sondern als schrittweisen Wissenstransfer.
Lassen sich Zukunftskompetenzen überhaupt in formalen Lernprozessen, in Schule und Unterricht, erwerben? Und wenn ja, wie? Klar ist: Nicht die Vermittlung eines enzyklopädisch geordneten Wissensfundus bildet den Bezugspunkt für Lehren und Lernen, sondern exemplarisch ausgewählte Inhalte, mit deren Hilfe aus dem Kennen ein Können werden soll. Aber nach welchen Kriterien können die exemplarischen Inhalte bestimmt werden? Wie kann die Förderung spezifischer Zukunftskompetenzen curricular und didaktisch in Unterricht und Lehre integriert werden? Wie kann der Transfer von Zukunftskompetenzen gefördert werden? – In seiner jüngsten Kolumne stellt Dieter Euler mehr Fragen als dass er Antworten parat hätte.
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft
Im Kontext der aktuellen ökologischen und sozialen Herausforderungen rückt die Notwendigkeit einer Bildung für nachhaltige Entwicklung immer stärker in den Fokus von Wirtschaft und Gesellschaft. Gerade in ressourcenintensiven Berufsfeldern wie Bau, Elektrotechnik, sowie Chemie und Physik ist es von grosser Bedeutung, Lernende für Bildung für nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren und ihnen entsprechende Kompetenzen zu vermitteln. Die im Rahmen des Projekts «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) in der beruflichen Grundbildung» von der Pädagogischen Hochschule Luzern (PHLU) und éducation21 erarbeiteten Handreichungen unterstützen Berufsfachschullehrpersonen, bereits vorhandene BNE-Kompetenzen im Bildungsplan zu erkennen und diese in den Unterricht zu integrieren.
Auf dem Weg in die Zukunft der Bildung
Die Digitalisierung birgt Chancen und Risiken für die Bildung. Der Kanton Bern hat 2021 zusammen mit einer Reihe von Hochschulen und privaten Trägern das ambitionierte Projekt BeLearn gestartet. Es versteht sich als Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis: BeLearn ist eine Drehscheibe für die Entwicklung und Erprobung von Modellversuchen, die Durchführung von Forschungen, die Vernetzung von Start-ups und viele Dinge mehr. Mit im Boot ist auch die Berufsbildung – zum Beispiel über das Praxisprojekt «dip», das dem Austausch von Unterrichtsinnovationen dient.
Die beruflichen Statusaspirationen von Jugendlichen entwickeln sich zwischen Schule und Arbeitsmarkt stetig nach oben – ob sie nun in eine berufliche Grundbildung oder ein Gymnasium einmünden. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Bildungssystem und der Arbeitsmarkt in der Schweiz für alle fortlaufend attraktive Perspektiven zu vermitteln vermögen. Wie hoch diese Aspirationen aber sind, hängt stark mit der Schullaufbahn, der sozialen Herkunft und dem Geschlecht zusammen. Dies zeigt die Auswertung von Daten der DAB-Panelstudie, die die Bildungs- und Berufsverläufe von Schülerinnen und Schüler seit der 8. Klasse dokumentiert.
Männer orientieren sich bei der Berufswahl stärker an Geschlechternormen
Männliche Jugendliche in Regionen mit traditionelleren Geschlechternormen (die sich über Abstimmungsergebnisse feststellen lassen) bewerben sich eher für typische Männerberufe und weniger für typische Frauenberufe. Bei weiblichen Jugendlichen ist dieser Zusammenhang nicht gegeben. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie des Swiss Leading House VPET-ECON (Patricia Palffy, Patrick Lehnert und Uschi Backes-Gellner); diese bleiben robust, wenn die […]
Auch wenn bereits viele eine Lehre machen: Die Berufsbildung muss weiter gestärkt werden. Rudolf Strahm hat mit einem Team ein neues Buch dazu verfasst. Er sagt: Viele Eltern und Jugendliche drängen ins Gymnasium, obwohl das gar keine bessere Karriere verspricht. Die duale Berufslehre habe zwei grosse Vorteile: Sie fördere nicht nur das schulisch-kognitive Wissen, sondern auch die praktische Intelligenz. Zudem verhindere die Berufsbildung Armut.
In den Kantonen Genf und Basel-Stadt ist die Zahl der Arbeitskräfte, die aus den Nachbarländern kommen, besonders gross. Mit diesen Personen lässt sich der konjunkturell bedingte Fachkräftebedarf gut bewältigen; gleichzeitig beeinträchtigt der Zuzug von nicht-einheimischem Personal die Ausbildung des eigenen Berufsnachwuchses. In welchem Masse das geschieht, ist Thema der vorliegenden Dissertation, die sich auf die Geschichte der beiden Kantone stützt.
So fördert der Detailhandel sozialen Aufstieg
Die Förderung von transversalen Kompetenzen, das selbstgesteuerte Lernen, der Einsatz von digitalen Lernmedien – das sind wichtige Elemente der laufenden Reform der beruflichen Grundbildung im Detailhandel. Ein grosses Unternehmen hat diese Elemente einer neuen Lernkultur bereits schon jetzt umgesetzt. Es leistet damit einen Beitrag zum sozialen Aufstieg der Lernenden, wie ein Forschungsprojekt der EHB und der Universität Freiburg zeigt. Und es steigert das Ansehen des Berufes.
Fachhochschulen (FH) geben positive Impulse für die Berufsbildung, die Innovation und die Regionalentwicklung. Dies verdeutlicht eine Reihe von Studien des «Swiss Leading House VPET-ECON» aus den letzten Jahren. So zeigte sich, dass FH-Absolvierende mit ihrem Mix aus berufsspezifischem Wissen und Forschungserfahrung eine Brückenfunktion zwischen Berufslehrabsolvierenden und Akademikern einnehmen. Die wichtigsten Ergebnisse der Forschungen finden sich […]
Auch Menschen mit Behinderungen sollen sich weiterbilden können
Der Gesetzgeber in der Schweiz schreibt vor, dass Benachteiligungen zu verhindern sind, denen Menschen mit Behinderungen ausgesetzt sind – ausdrücklich auch im Bereich der Bildung. Die Umsetzung von Inklusion steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. In zwei vom SBFI mitfinanzierten Projekten trägt Travail.Suisse Formation dazu bei, dass Weiterbildung auch für Menschen mit Behinderungen besser zugänglich wird.
Die PH Zürich hat einen «Didaktischen Leitfaden Portfolio» für die Umsetzung der Berufsreformen «Kaufleute 2023» und «verkauf 2022» erstellt. Die Arbeit von Nicole Ackermann und Stefan Zehnder bietet Orientierung und Anregung für Berufsbildungsverantwortliche am Lernort Schule, die ein Portfolio-Konzept entwickeln und damit arbeiten. Der Leitfaden ist als Open Access-Publikation im Repositorium der PHZH verfügbar.
Der Klimawandel beunruhigt die Jugend. In den laufenden Projekten «Berufsbildung 2030» wird er jedoch kaum sichtbar. Die Berufsbildung könnte ein Scharnier sein, um die Wirtschaft im Hinblick auf mehr Ökologie und weniger Energieverbrauch weiterzuentwickeln. Der vorliegende Beitrag zeigt auf, wie die Berufsbildung diesen Herausforderungen begegnen kann. Die Lernenden sollten über die Ursachen und Folgen des Klimawandels besser informiert werden und könnten im Rahmen ihrer beruflichen Grundbildung einen aktiven Beitrag zu deren Bewältigung leisten. Damit würde die berufliche Grundbildung für die Jugendlichen noch attraktiver.
So gelingt selbstgesteuerte Laufbahngestaltung
Die Gestaltung der eigenen beruflichen Laufbahn ist durch die hohe Dynamik des Arbeitsmarktes anspruchsvoller geworden und sollte nicht nur in Krisen ein Thema sein. Mit dem Begriff der selbstgesteuerten Laufbahngestaltung hat die Forschung einen Begriff geschaffen, der die Aktivitäten umfasst, mit denen Personen laufbahnbezogene Handlungen durchführen und steuern. Der vorliegende Beitrag arbeitet sieben Kernverhalten heraus, die soziale, motivationale und wissensbezogene Ressourcen nutzen und entwickeln.
Das Weiterbildungsangebot in der Schweiz ist vielfältig, aber auch unübersichtlich. Wenn nicht einmal die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatenden den Überblick behalten, wie sollen sich dann die Verantwortlichen in den KMU zurechtfinden? Zudem fehlen oft die Zeit und die personellen Ressourcen, um während eines Kursbesuchs das Tagesgeschäft in den KMU aufrechtzuerhalten. Im Rahmen des vom SBFI finanzierten Projekts «Bedarfsanalyse und Prototyping von branchenspezifischen Personalentwicklungsinstrumenten» untersuchte ein Projektteam von ZHAW und emplution zusammen mit den Branchenverbänden JardinSuisse und Treuhand|Suisse die aktuellen Herausforderungen von KMU-Verantwortlichen in der Weiterbildung. Basierend auf den Ergebnissen wurden Vorschläge zur Entschärfung der Weiterbildungsherausforderungen erarbeitet. Diese wurden auf ihre Akzeptanz bei den KMU-Verantwortlichen überprüft.
Kreativität ist zusammen mit anderen Kompetenzen eine der wichtigsten Fähigkeiten von Lernenden, um in der Arbeitswelt von morgen erfolgreich zu bestehen. Aufgrund der Nähe zur Arbeitswelt ist die Umsetzung solcher Zukunftskompetenzen in der Berufsbildung besonders wichtig. Dennoch spielt die Förderung von Kreativität im Rahmen der Ausbildung von Lehrkräften der Berufsbildung bisher noch keine bedeutende Rolle. […]
Die EHB hat die Instrumentarien der Berufsfeldentwicklung untersucht. Das Autorenteam macht dabei interessante Hinweise auf die künftige Gestaltung solcher Prozesse. So wird empfohlen, Innovation in der Berufs(feld)entwicklung – insbesondere das Ausprobieren neuer Ansätze – systematischer mitzudenken. Zur Bewältigung des Klimawandels seien politische Massnahmen notwendig. Der Bericht aus der Feder von Filippo Pusterla, Jürg Schweri, Alexandra Strebel und André Zbinden ist im Auftrag des SBFI entstanden. Er basiert auf einer Literaturstudie sowie Interviews mit Expertinnen und Experten ausgewählter Berufsfelder.
Affective Hospitality: So begegnet man Menschen mit Empathie
Die Bedeutung von Emotionen oder emotionaler Intelligenz rückt immer mehr ins Bewusstsein von Führungspersonen und Ausbildungsanbietern. An der Höheren Fachschule an der EHL Passugg ist vor einem Jahr ein Pilotversuch gestartet, der angewandte emotionale Intelligenz in der Hotellerie und Gastronomie fördert. «Affective Hospitality» bildet ein Kernstück im überarbeiteten Lehrplan der Hotelfachschule. Studierende und Mitarbeitende lernen, wie emotional intelligentes Verhalten und Zusammenarbeiten in der Praxis funktioniert. Das Lernfeld soll über den Lehrplan hinaus Wirkung zeigen.
Höhere Fachschulen: Nach Corona weiter wie vorher?
Corona hat den Unterricht an Höheren Fachschulen von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Ein neuer «Trend im Fokus»-Bericht des OBS EHB zeigt, wie nachhaltig die erfolgten Veränderungen auf Ebene Unterricht und Schulorganisation sind. Zusammenfassend lassen sich drei Strategien im Umgang mit der digitalen Transformation identifizieren: Innovationen in der Unterrichtsgestaltung, strukturelle Innovation […]
Seit August 2021 können Lernende der 3. Sekundarklasse im Kanton Luzern einen Tag pro Woche den Berufsmaturitätsunterricht (BM) besuchen. Dass die Lernenden während des letzten Schuljahrs der obligatorischen Schulzeit bereits einen Bildungsgang der Sekundarstufe II besuchen ist schweizweit einzigartig. Nun stehen die ersten Erfahrungswerte zur BM SEK+ zur Verfügung. Sie zeigen hohe Zustimmung aller Beteiligten – auch wenn die Dropoutquote höher ist als sonst in der BM.
Kaum ein Gesetz hat so viele Innovationen ausgelöst wie das Berufsbildungsgesetz vom 1. Januar 2004. Es hat viele Probleme beseitigt und die Schweizer Berufsbildung auf ein neues Level gehoben. Aber auch das beste Gesetz sollte nach den ersten Erfahrungen evaluiert und ständig weiterentwickelt werden. Dass das in der Berufsbildung nicht passiert, ist für die deren Zukunft schade. Darunter leiden unter anderem besonders talentierte Jugendliche, aber auch die schwächeren Lernenden.
Junior Team als Alternative zum klassischen dualen Modell
In den meisten europäischen Ländern hat die berufliche Grundbildung an Attraktivität eingebüsst. Das gilt auch für die Schweiz, besonders in der Westschweiz. Der Kanton Waadt versucht seit einigen Jahren, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Zu den innovativen Projekten gehört die Berufsbildung im Junior Team – Teams von Lernenden in den Betrieben, die denselben Beruf erlernen und von einem Vollzeitmitarbeiter betreut werden. Ziel sind die Erhöhung der Anzahl der Lehrstellen, die Förderung der Ausbildungsqualität und die Verbesserung des Images der beruflichen Grundbildung bei Jugendlichen und Eltern. Die ersten Ergebnisse dieses Projekts sind zwar vielversprechend. Aber die Herausforderungen für die beteiligten Unternehmen sind nicht zu unterschätzen.
Gen Z will ein gutes Arbeitsklima sowie Wertschätzung
Welches sind entscheidende Faktoren für die längerfristige Gewinnung, Entwicklung und Bindung von 18- bis 27-jährigen Berufstalenten in der Schweiz? Eine Studie von SwissSkills gibt Antworten; ihre Basis bilden die Aussagen von 600 Personen zwischen 17 bis 27 Jahren, die bei den SwissSkills Ambassadors waren oder selber teilgenommen haben. Eine von vielen Feststellungen: Vorgesetzte sollten ihre […]
Gefährden digitale Medien die Lesekompetenzen von Jugendlichen? Die Frage verlangt nach einer differenzierten Antwort. Während das Lesen auf bzw. mit digitalen Medien primär der Suche von relevanten Informationen oder dem Vergnügen dient, erfordert das verstehende Lesen eine andere Haltung – Konzentration, Anstrengung und begleitende Techniken des Behaltens und Strukturierens.
Trotz ihres Potenzials zur Bewältigung des Fachkräftemangels werden die Fachmittelschulen (FMS) mit Berufsfeld Gesundheit im Gegensatz zur beruflichen Grundbildung zur Fachfrau / zum Fachmann Gesundheit bildungspolitisch kaum gefördert und in der deutschen Schweiz sogar angefeindet. Dabei weist eine Gesundheitsausbildung im Rahmen der FMS Gesundheit ein deutlich anderes Profil auf als jene in der beruflichen Grundbildung. Dies zeigt der vorliegende Beitrag anhand von vier kantonalen Fallstudien.
Geschlechtsspezifische Stellenpräferenzen: Gehalt, Flexibilität oder Karrierechancen?
Ein kollegiales Arbeitsumfeld und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten sind für junge Erwachsene die wichtigsten Faktoren bei der Wahl einer neuen Arbeitsstelle. Dabei messen Frauen den Karriereaussichten ihres neuen Arbeitsplatzes zwar grosse Bedeutung bei, jedoch in geringerem Masse als Männer gleichen Alters. Im Vergleich zu Männern sind Frauen weniger bereit, Karriereaussichten auf Kosten anderer Arbeitsplatzmerkmale, insbesondere der Vereinbarkeit […]
Wie weiter nach der Berufsmaturität?
Vier von fünf Lernenden, die eine Berufsmaturität (BM) erworben haben, treten innerhalb von 54 Monaten in ein Studium auf Tertiärstufe über. Damit leistet die BM einen wichtigen Beitrag zum Prinzip der Durchlässigkeit des Bildungssystems. Was die Jugendlichen mit einer kaufmännischen BM zu ihrem Entscheid bewegt, bildet Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Sie zeigt, dass es durchaus unterschiedliche Gründe für ein Studium gibt; der Autor arbeitet vier typische Profile heraus, zwei davon führen vom gelernten Beruf weg. Und es zeigt sich: Die Beziehung zur berufsbildenden und vorgesetzten Person wird als wichtiges Element in der Auseinandersetzung mit der eigenen Weiterentwicklung betrachtet.
Wer bei Swisscom eine Lehre absolvieren möchte, braucht für die Bewerbung seit einem Jahr kein Dossier mehr vorzuzeigen. Stattdessen präsentieren sich die Jugendlichen in einem ersten Schritt über ein zeitversetztes Videointerview. Im Gespräch mit Transfer zieht Marc Marthaler, Head of Next Generation bei Swisscom, eine erste, positive Bilanz des auf zwei Jahre geplanten Pilotprojekts «Mensch vor Dossier». In manchen Berufen waren die Lehrstellen schon recht rasch besetzt. Jugendliche haben ab 1. August die Möglichkeit, sich für die Ausbildungsplätze von 2024 zu bewerben.
Wer neue Ideen in die betriebliche Grundbildung bringen möchte, muss sie bei allen beteiligten Akteuren plausibel machen. Das gelingt am besten auf der Basis einer gelebten Lernkultur. Dies ist die Grundthese eines EHB-Forschungsprojektes, über das vier Autorinnen in einem Sammelband der AGBNF berichten. Das Projekt basiert auf vier Fallstudien zu Lernkulturen in Unternehmen, insgesamt wurden […]
Verbreitung einer Nachhaltigkeitskultur durch Weiterbildung
In der Hochschulweiterbildung und beruflichen Weiterbildung kann zunehmend ein Trend in Richtung nachhaltigere Lehrmethoden beobachtet werden. Die Bildungseinrichtungen aller Ebenen gelten als Schlüsselakteure für die Verbreitung einer Kultur der Nachhaltigkeit. 2022 führte die Fachhochschule der italienischen Schweiz (SUPSI) eine Pilotstudie zum aktuellen Stand der nachhaltigkeitsbezogenen Inhalte und Methoden in der Weiterbildung durch. Ziel war es, eine Bestandsaufnahme zu erstellen und die Verantwortungsträger der Weiterbildungsprogramme zu ermutigen, eine Kultur der Nachhaltigkeit durch Kursinhalte und die Gestaltung von Kursen weiter zu fördern. Fachleute, die an Weiterbildungskursen teilnehmen, tragen aufgrund ihrer Verbindung zu Organisationen und Unternehmen vor Ort zur Verbreitung einer solchen Kultur bei und üben dabei eine Anstosswirkung auf die gesamte Gesellschaft aus.
Die Talentklasse für Köchinnen und Köche macht Sinn
Immer wieder sind Lernende mit dem regulären Lerntempo und dem Lernstoff unterfordert. Die Schwierigkeit besteht für Lehrpersonen fast immer darin, dass sie die Lernenden für ihre guten Leistungen «nur» mit guten Noten oder wohlwollenden Kommentaren in den Leistungsberichten würdigen können. Einige Lernende ziehen die guten Leistungen durch, andere ziehen sich zurück, sobald sie feststellen, dass die Unterforderung häufig zu Mehrarbeit in Form von Zusatzaufträgen führt. Um diesen Lernenden eine Chance zu bieten, ihr Potenzial auszuschöpfen, wurde an der Allgemeinen Berufsschule Zürich (ABZ) das Projekt «Koch-Talentklasse» gestartet. Ziel ist es, Talente früh zu erkennen und zu fördern, indem sie – nebst dem regulären Lernstoff – die Inhalte vertiefter und projektartiger bearbeiten. Das Projekt wurde von der Fachstelle Evaluation der EHB evaluiert.
Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund zeichnen sich häufig durch hohe Bildungsaspirationen aus; dies zeigte zuletzt der in Transfer publizierte Beitrag «Kinder aus schlechter gestellten Familien: Trotz allem erfolgreich». Nun haben David Glauser und Rolf Becker (Unniversität Bern) den Blick zusätzlich auf geschlechterspezifische Unterschiede ethnischer Auswahleffekte (ethnic choice effects) gerichtet. Sie kommen zum Schluss, dass solche […]
Zur Kritik der Berufsbildung oder Berufsbildung als Bildung
Berufliche Bildung in der Schweiz gilt als Erfolgsmodell, sie steht aber vor grossen Herausforderungen. Die Berufsbildung im Blickwinkel von Zukunftserwartungen darzustellen und zu kritisieren, heisst auch, über ihre Weiterentwicklung, Verbesserung und Attraktivitätssteigerung nachzudenken. Die Berufsbildung sollte, um zukunftsfähig zu sein, grüner, hybrider, noch durchlässiger und inklusiver werden. Die Modularisierung der Bildungsinhalte bildet eine notwendige Voraussetzung dafür. Der vorliegende Beitrag fasst die wesentlichen Thesen eines Buches zusammen, das im hep Verlag erschienen ist.
Die duale Berufsbildung in der Schweiz blickt auf eine jahrhundertalte Geschichte zurück. Ihre Genese ist geprägt von der Beziehung privater Initiative und staatlicher Kontrolle. Private-public Partership – man möchte meinen, das sei die DNA beruflicher Bildung. Dem ist aber nicht unbedingt so, wie eine Fallstudie über die jüngsten Entwicklungen in Bangladesch zeigt. Drei Autoren – […]
Wie rentabel ist die Validierung von Bildungsleistungen?
Personen ohne formalen Bildungsabschluss können über die Validierung von Bildungsleistungen ihre beruflichen Kompetenzen sichtbar machen und anerkennen lassen. Eine ökonomische Betrachtung des Instruments zeigt, dass es – aus individueller Sicht – weniger monetäre Anreize sind, welche Personen für eine Validierung ihrer Fähigkeiten motivieren, denn erhebliche Lohnanstiege sind nach Abschluss des Verfahrens nicht zu beobachten. Der Validierung kommt stattdessen stärker die Funktion eines Signals auf dem Arbeitsmarkt zu, das bei einem Jobwechsel eine wichtige Rolle spielen und das Risiko einer Erwerbslosigkeit verringern kann. Ein Abschluss auf Sekundarstufe II bringt also Verwirklichungschancen mit sich: neben höherer Mobilität auf dem Arbeitsmarkt auch die Möglichkeit zu Weiterqualifikationen sowie soziale und berufliche Anerkennung.
Warum sollte man das «beste System der Welt» kritisieren?
Am 3. Februar empfing die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB) in Zollikofen rund 50 Forscherinnen und Forscher sowie Akteure der Berufsbildung, um über die Rolle der Kritik bei der Entwicklung des schweizerischen Berufsbildungssystems zu diskutieren. Im Unterschied zu akademischen Konferenzen oder offiziellen Treffen bot dieser Workshop die Gelegenheit, Themen offen zu diskutieren, die in der öffentlichen Debatte oft nur schwer zur Geltung kommen: einerseits das Verhältnis zwischen Berufsbildung und wissenschaftlicher Kritik und andererseits die «Stärken» und «Schwächen» des Schweizer Systems.
Wie die Verbundpartnerschaft den Weg ins Berufsbildungsgesetz fand
Die Berufsbildung bildet neben den beiden technischen Hochschulen (EPFL und ETHZ) den einzigen Bereich des schweizerischen Bildungssystems mit einer eidgenössischen Rechtsebene. Der vorliegende Beitrag fasst die Ergebnisse einer Dissertation zur Frage zusammen, wie das Grundprinzip der geteilten Verantwortlichkeit (Verbundpartnerschaft) und die damit verbundene gesetzgeberische Kompetenz des Bundes im Bereich der Berufsbildung in der Schweiz im Kern legitimiert wird. Denn so selbstverständlich wie es heute erscheint ist dieses Prinzip nicht. So gab es im Rahmen des Projektes neuer Finanzausgleich in den 90er-Jahren Bestrebungen, die gesetzgeberische Kompetenz in der Berufsbildung ganz an die Kantone zurückzugeben. Warum scheiterten sie?
Eine dritte Dimension zwischen Theorie und Praxis
Virtual Reality (VR) wird erst vereinzelt in der beruflichen Grundbildung eingesetzt. Nun hat das Berufsbildungszentrum IDM Thun eine Anwendung für angehende Fachleute Betriebsunterhalt entwickelt. Die Schule hat damit einen Meilenstein gesetzt: Die Anwendung verdeutlicht, dass der Einsatz von VR nicht nur für gefährliche oder überkomplexe Arbeitssituationen Sinn machen kann, sondern auch für alltägliche Aufträge. IDM-Direktor Ben Hüter spricht von einer dritten Dimension zwischen Theorie und Praxis, die erreicht werde. So lassen sich dank VR stressige Situationen üben, wie er im Gespräch mit Transfer ausführt.
Wie kommen unterschiedliche Formen von Lehrvertragsauflösungen zustande?
Diskontinuierliche Bildungsverläufe sind in der beruflichen Bildung keine Seltenheit, wie die hohen Quoten vorzeitiger Lehrvertragsauflösungen zeigen. Obwohl vorzeitige Lehrvertragsauflösungen für einen Teil der Jugendlichen problematisch sein können, stellen sie auch ein Mittel zur Korrektur der Wahl des Ausbildungsberufes bzw. des Lehrbetriebes dar – sofern sie nicht in Lehrabbrüchen münden. Eine Studie der FHNW unterstreicht, dass mit der Lehrvertragsauflösung im Wesentlichen Bildungsentscheidungen korrigiert werden: Die überwiegende Mehrheit setzt ihre Ausbildung in einem anderen Beruf bzw. Betrieb fort. Die Ergebnisse zeigen ausserdem, dass die beiden Formen von Lehrvertragsauflösungen, Berufswechsel und Betriebswechsel, weitgehend durch gleiche Prädiktoren vorhergesagt werden. Allerdings sind Betriebswechsel weniger stark von den Lernenden initiiert als Berufswechsel.
Covid-19: Gute und schlechte Nachrichten
Covid-19 zeitigte positive und negative Effekte. Zu den besten Aspekten gehörte die Entschleunigung des Lebens der jungen Leute; die zusätzliche Zeit konnten sie Hobbys oder die Stärkung von Beziehungen nutzen. Auch die Verringerung des Bildungsdrucks und der Arbeitsbelastung sowie eine vorübergehende Entlastung von den Sorgen um den Klimawandel fielen positiv ins Gewicht. Negativ waren Störungen […]
«ChatGPT ist ein tolles Erklärinstrument»
Welche Chancen und Risiken sind mit der Automatisierung, KI und Learning Analytics verbunden? Diese Frage bewegt die Pädagogik zurzeit stark, nicht zuletzt durch die Veröffentlichung von ChatGPT und ähnlichen Instrumenten zur Generierung von Texten. Eine Tagung der SGAB und der PH Zürich widmete sich dem Thema. Im Interview mit Transfer diskutieren die Tagungsverantwortlichen Dominic Hassler und Martin Berger (beide PH Zürich).
Wie Künstliche Intelligenz die Lernortkooperation vereinfachen könnte
Eine gelingende Zusammenarbeit der Lernorte gilt als grundlegende Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Ausbildung. Durch die digitale Transformation verändert sie sich. Im Rahmen des vom SBFI geförderten Projekts «Zukunftsmodelle der Lernortkooperation» wurden am Institut für Bildungsmanagement und Bildungstechnologien (IBB) an der Universität St.Gallen die Potenziale der fortschreitenden Digitalisierung für die Lernortkooperation untersucht, insbesondere Data Analytics und Künstliche Intelligenz (KI). In der letzten Phase dieser Forschung wurden Handlungsempfehlungen für den Aufbau eines Ökosystems in der Berufsbildung zur Entwicklung KI-basierter Zukunftsmodelle der Lernortkooperation erarbeitet.
Seit rund fünf Jahren erprobt die WKS KV Bern alternative Bildungsformate. Unter dem Titel des «Begleiteten selbstorganisierten Lernens» (BGSOL) bietet die Schule kaufmännischen Lernenden die Möglichkeit, die Zeit an der Schule individueller und besser für das Lernen zu nutzen. Die Erfahrungen zeigen: Das Modell funktioniert, aber es erforderte immer wieder Anpassungen. In jedem Schuljahr starten zwei Klassen Kaufleute E-Profil nach BGSOL. Es sind durchaus nicht die leistungsstärksten Jugendlichen, die mit Erfolg daran teilnehmen. Wer das Modell absolviert, erhält am Schluss ein zusätzliches BGSOL-Diplom, das bei Bewerbungen verwendet werden kann.
Das Thema dieses Artikels – die Förderung von Schreibentwicklung – steht auch in Zusammenhang mit der Schreibkompetenzentwicklung. Schreiben ist ein komplexer Prozess und es ist unbestritten, dass schreibprozessbezogene Teilfähigkeiten unter anderem auch durch Üben und kontinuierliche Schulung entwickelt werden müssen. Schreiben ist keine One-Size-fits-all-Kompetenz (Russell, 2001), sodass auch spezifische Kenntnisse und Konventionen der verschiedenen Fachrichtungen und Disziplinen im Schreibunterricht berücksichtigt werden müssen. Fächerübergreifende, realitätsnahe und authentische Schreibprojekte sind dabei zentral, wie theoretische Konzepte aus der Schreibforschung und -didaktik zeigen. Je ein Praxisbeispiel aus einer Höheren Fachschule für Technik und einer technisch ausgerichteten Fachhochschule sowie Forschungsergebnisse der beiden Autorinnen (Venetz, 2022; Karras, 2017) illustrieren die dargestellten Konzepte.
Die eigene Berufsbiografie gestalten
Für viele Lernende bildet das Qualifikationsverfahren die nächste grosse Hürde; was danach kommt, ist für sie kein Thema – obwohl etwa zwei Drittel der Lernenden ihren Lehrbetrieb innert Jahresfrist nach Lehrabschluss verlassen. Die Zielsetzung einer beruflichen Grundbildung beinhaltet aber auch die Perspektive nach Lehrabschluss: Die Fähigkeit, die eigene Berufsbiografie zu gestalten, ist ein wichtiges Ziel für Lernende in der beruflichen Grundbildung, das allerdings nur selten mit den Jugendlichen bearbeitet wird. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurden daher Grundlagen für eine solche Auseinandersetzung entwickelt. Entstanden ist daraus ein berufspädagogisches Reflexionstool, das die Jugendlichen allgemein für eine Auseinandersetzung mit berufsbiografischen Fragen sensibilisiert und ihnen auch die Option einer selbstständigen Tätigkeit näher bringt.
Das Studium wird zum Selbststudium
Student Driven Studies (SDS) – wer im Rahmen dieses neuen Studienformats an der EHB studiert, erlebt weder Unterricht im klassischen Sinne noch durchläuft er oder sie vorgegebene Module. Als angehende Spezialisten fürs Lernen gestalten die Studierenden ihre Lerninhalte und den Ablauf ihrer Ausbildung zur «Lehrperson» selbst, indem sie an ihren persönlichen Projekten arbeiten. Dadurch erfahren sie, was selbstgesteuertes und selbstorganisiertes Lernen bewirken kann. Im SDS wird Kompetenz- und Entwicklungsorientierung in aller Konsequenz gelebt. Ebenso wird dem kooperativen Lernen eine hohe Bedeutung zugeschrieben.
IT-Kompetenzen gewinnen an Bedeutung. Eine gute IT-Ausbildung sollte aber mehr bieten als das reine Erlernen einer eng definierten IT- Kompetenz, weil IT-Kompetenzen am Arbeitsplatz typischerweise mit einer Reihe ergänzender Fähigkeiten kombiniert werden müssen. Dies zeigt eine neue Studie des «Leading House» VPET-ECON. Die Forscherinnen untersuchten, wie Kompetenzpakete mit IT- Kompetenzen aussehen, die am Arbeitsmarkt besonders […]
Ungeschöpfte Potenziale
In digitalen Medien stecken viele Potenziale zur Integration von Menschen mit Behinderungen in der beruflichen Bildung. Diese Potenziale sind aber noch weitgehend ungeschöpft, wie eine Studie der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW zeigt. Sie bestätigt damit das Bild, dass auch rund neun Jahre nach ihrer Ratifizierung die UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen nicht umgesetzt ist. Gründe sind ein mangelndes Bewusstsein für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, digitale Barrieren und das Fehlen organisatorischer Strukturen innerhalb von Bildungseinrichtungen, um die digitale Teilhabe zu fördern.
Die alte Frage bildet den Gegenstand eines Beitrags von Andreas Kuhn und Jürg Schweri, der in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift BWP erschienen ist (open access). Er basiert auf einer Studie aus dem Jahr 2021, die in Transfer durch Rudolf Strahm kommentiert worden ist. Die Studie untersucht anhand von Zahlen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung das Risiko […]
Genf setzt sich für die Aufwertung der Berufsbildung ein
Die französischsprachigen Kantone tun sich, das ist bekannt, unterschiedlich schwer mit der Berufsbildung. Im Kanton Genf durchlaufen gerade mal 21 Prozent der Jugendlichen eine duale Lehre, und das Durchschnittsalter für den Eintritt liegt bei etwa 20 Jahren. Der vorliegende Beitrag analysiert die Gründe dafür und skizziert eine Reihe von Massnahmen, die der Kanton eingeführt hat. Aufhorchen lässt etwa, dass in 18 wichtigen Berufen der beruflichen Grundbildung ein schulisches Basislehrjahr angeboten wird. Ebenso fördert Kanton die Schaffung von Lehrstellen, indem er ausbildende Unternehmen bei bestimmten öffentlichen Ausschreibungen begünstigt.
Die überbetrieblichen Kurse (üK) stehen in der Regel im Schatten der beiden mächtigen Lernorte Berufsfachschule und Lehrbetrieb. Ein im hep Verlag erschienenes Buch von Fachleuten der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung (EHB) will das ändern: «Ausbilden und Lernen am dritten Lernort» klärt die Eigenheiten einer lernortspezifischen Didaktik und macht konkrete Vorschläge zur Planung und Durchführung von Ausbildungssequenzen sowie zur Begleitung und Beurteilung von Lernenden am dritten Lernort. Im Gespräch mit Transfer legen die beiden Autoren und die Autorin des Buches dar, dass sich der Grundsatz der Handlungskompetenzorientierung in den überbetrieblichen Kursen zwar weitgehend durchgesetzt habe. Dennoch bleibe noch Luft nach oben: So im Bereich des selbstgesteuerten Lernens oder der Lernortkooperation.
So können auch kleine Firmen Lernende ausbilden
Ausbildungsverbünde gibt es schon lange; hier absolviert man eine Lehre in mehreren Firmen. Jetzt macht die junge Firma Jomb die Idee zum Geschäft: Sie nutzt die Möglichkeiten der Informatik, um viele administrative und kommunikative Aufgaben zu automatisieren. Die Idee hat grosses Potenzial. Ein Interview mit Co-Gründerin Bianka König.
Erfolge und Probleme der Berufsbildung in der Schweiz
Kritische Kommentare zur Berufsbildung in der Schweiz sind eher selten. Eine Ausnahme bilden Kolumnen von Dieter Euler, die soeben in Buchform erschienen sind. Euler unterstreicht die hohe Qualität der Berufsbildung in der Schweiz – und macht zugleich auf ihre Schattenseiten aufmerksam. So weist er darauf hin, dass die Stärke der Berufsbildung auf einer rigiden Auslese der Lernenden in Richtung Gymnasium basiere; das möge ökonomisch sinnvoll sein, geschehe aber auf Kosten der Chancengerechtigkeit.
Jenseits von Versuch und Irrtum
Vor bald zwanzig Jahren trat das aktuell gültige Berufsbildungsgesetz in Kraft. Es löste eine grosse Zahl Innovationen aus, die im Bereich der Bildungspläne und Verordnungen mit einer pragmatischen Versuch-und-Irrtum-Strategie angepeilt wurden. So umfassend diese Innovationen waren, so auffällig ist es, dass bis heute keine fundierten theoretischen und empirischen Evaluationen zur Entwicklung, zur Implementation und zu den Resultaten von Verordnungen und Bildungsplänen durchgeführt worden sind. Das Paradigma der Handlungskompetenzorientierung als strukturgebendes Prinzip der Bildungserlasse konnte sich durchsetzen, ohne dass dazu eine umfassende Auseinandersetzung stattgefunden hätte. Die Folgen sind u.a. eine Marginalisierung des strukturierten Wissens in Form der traditionellen Fächer, die Dominanz der extremen Lernzielorientierung und, generell, der Durchbruch einer ökonomischen Logik und Kontrolllogik in der schweizerischen Berufsbildung. Eine kritische Bilanz mit einer konstruktiven Debatte sind für die Zukunft der Berufsbildung wünschenswert.
Wie wirkt sich die Digitalisierung auf den Schweizer Arbeitsmarkt aus?
Computer, Roboter und künstliche Intelligenz können immer mehr Arbeitstätigkeiten übernehmen, die bis anhin Menschen ausgeführt haben. Während etwa in den USA in Krisen massenhaft Arbeitskräfte ihre Jobs an digitale Technologien verloren haben, verläuft der durch die Digitalisierung angetriebene Strukturwandel in der Schweiz graduell und weniger schmerzhaft. Dies dürfte insbesondere am beschäftigungsorientierten Schweizer Berufsbildungssystem liegen, das Junge aktiv auf Berufe und die darin benötigten Fähigkeiten vorbereitet. Nichtsdestotrotz haben sich Aufstiegs- sowie Wiedereinstiegschancen von Personen mit tiefer und mittlerer Bildung teils verschlechtert. Eine aktive Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik dürfte immer notwendiger werden, um unerwünschten wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Folgen der zunehmenden Digitalisierung zu begegnen.
Geschützt: Automatisierung, KI und Learning Analytics in der Berufsbildung – Chancen und Risiken
Es gibt keinen Textauszug, da dies ein geschützter Beitrag ist.
Viele Organisationen der Arbeitswelt präsentieren ihre Berufe auf der Suche nach Lernenden in Videos. Dabei wird durch die gewählten Inhalte und die Art der Vermittlung das Berufsbild mitkonstruiert und ins kulturelle Gedächtnis eingeschrieben. Berufsverbände haben ein Interesse daran, ihre Berufe und damit sich selbst am Leben zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickeln sie Strategien, die es ihnen erlauben, die Berufs- und Arbeitswelten aktiv mitzugestalten. Die vorliegende Analyse fokussiert diese Vermittlungsstrategien und welche Berufsbilder sie transportieren.
Schulen sind Orte, wo Lernende sich wohlfühlen sollen. Das steht – entgegen einem weit verbreiteten Missverständnis – nicht im Widerspruch zu Dingen wie Anstrengungsbereitschaft, Leistung oder Respekt. In jüngster Zeit ist mit dem Begriff der «Positiven Bildung» ein Konzept herangewachsen, das diesem Anliegen schärfere Konturen gibt. Es umfasst sowohl die Lernenden als auch die Lehrpersonen. Für die konkrete Umsetzung der positiven Bildung in Schule und Unterricht liegt mit einer neuen Publikation im hep Verlag (erscheint im Mai) ein Modell in vier Schritten vor. Im vorliegenden Beitrag skizziert Autor Christoph Städeli die wichtigsten Elemente und verknüpft sie mit verschiedenen Vorstellungen und Modellen, wie in Zukunft Unterricht und Schule gestaltet werden können.
Mit Virtual Reality zu beruflichen Handlungskompetenzen
Die «Erstprüfung» elektrischer Installationen ist eine zentrale Handlungskompetenz von Elektrofachpersonen. Aber die Vermittlung dieser Handlungskompetenz stellt die Lernorte vor erhebliche Herausforderungen, was auch die ernüchternden Resultate in den Qualifikationsverfahren zeigen. Ein interdisziplinäres Innovationsprojekt der PH Zürich und der ZHAW nimmt sich dieser Problematik an und erprobt das Potenzial von Virtual Reality (VR) für den Aufbau beruflicher Handlungskompetenzen am Beispiel der Erstprüfung. Im Projekt wurde der Prototyp einer VR-Lernumgebung für Berufslernende der Elektrobranche entwickelt und dessen Wirkung in einer Feldstudie evaluiert. Die Resultate wiesen auf das Potenzial dieser Technologie für das berufliche Lernen hin.
«Blended Learning» – der Begriff ist mindestens zwanzig Jahre alt. Er bezeichnet die Verbindung von Präsenzformaten und digitalem Lernen. Doch war genau ist Blended Learning aus heutiger Sicht, wie gut ist es etabliert, wie wird es richtig gemacht? Die Zeitschrift «weiter bilden» des deutschen Instituts für Erwachsenenbildung geht in ihrer jüngsten Ausgabe (März) auf solche […]
In seinem fünften Trendbericht formulierte die EHB die Anregung, dass das Potenzial von neuen hybriden Ausbildungsformen zu prüfen sei; solche Formate erfreuen sich in Deutschland einer grossen Nachfrage. Aber was sind das für Bildungsangebote? Ist die Gegenüberstellung von akademischer und beruflicher Bildung ein Mythos oder Realität? Und sollten die beiden Sphären sich – statt sich […]
Berufsbildung und Sozialpolitik stehen in einem Spannungsverhältnis. So werden nicht selten sozialpolitische Erwartungen an das berufsbildende System gerichtet, das dieses nicht erfüllen kann oder will – etwa wenn Akteure aus dem sozialen Bereich finden, dass die Bildungsbehörden bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse zu restriktiv sind. Diese Thematik bildet den Gegenstand eines Forschungsprojekts, über das einer […]
Wissenschaft trifft Praxis – Designbasierte Forschung in der beruflichen Bildung
Designbasierte Forschung möchte die Dinge verändern: Wer so forscht, beteiligt sich an der Lösung von Problemen. Dabei sind die Formen der Datenerhebung häufig unterschiedlich – designbasierte Forschung kann nur begrenzt auf einen ab- gesicherten und sozusagen vorgegebenen Bezugsrahmen zurückgreifen. Dennoch stellt sich die Frage nach Standards und der methodischen Gestaltung designbasierter Forschung. Dieser Frage widmete […]
«Ein Bedrohungsszenario ist nicht angebracht»
Die Berufsbildung verliert an Terrain. Mit dieser Schlagzeile kommentierte Stefan C. Wolter den unter seiner Leitung entstandenen Bildungsbericht 2023 und macht dafür die FMS verantwortlich. In einer Replik argumentieren drei Forscherinnen der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz unter der Leitung von Regula Julia Leemann, diese Darstellung der Fachmittelschule durch Wolter greife zu kurz. Sie ignoriere den Beitrag der FMS zum Fachkräftemangel und sei unvollständig und irreführend. Zudem passe die von Wolter geforderte Kontingentierung der Bildungsangebote nicht zur liberal-demokratischen Gesellschaftsordnung der Schweiz.
Ein neues pädagogisches Konzept im digitalen Lernraum
n47e8 ist ein pädagogisches Konzept des Bildungszentrum Limmattal, welches die Handlungskompetenzorientierung, die Individualisierung und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit in digitalen und physischen Lernräumen sinnvoll miteinander verbindet. Es wird anhand eines Learning Management Systems (LMS) umgesetzt, in dem die Lernenden im eigenen Tempo konkrete Lernsituationen im allgemeinbildenden und berufskundlichen Unterricht anhand von «Missions» bearbeiten. Die Missions bestehen aus Instrumenten und Informationen für den Aufbau der Kompetenzen sowie handlungsorientierten, individualisierten Übungsfeldern und Vertiefungsmöglichkeiten, in denen die Kompetenzen in konkreten Situationen angewandt und erste Transferschritte ermöglicht werden. Das Projekt wurde von 2019 bis 2022 von der Fachstelle Evaluation der EHB evaluiert.
ForPro ist eines der ambitioniersten Projekte zur Berufsbildung in der Westschweiz seit vielen Jahren. Ziel der gleichnamigen Stiftung ist die Förderung, Unterstützung und Aufwertung der Berufsbildung in Genf. Sie belegt zu diesem Zweck ein 22’000 Quadratmeter grosses Gebäude und investiert in die Beratung und Ausbildung von Berufslernenden. Diese werden vor dem Eintritt in die Lehre, während der Ausbildung und danach begleitet.
Nicht trotz, sondern gerade wegen des Berufsbildungssystems hochinnovativ
Innovation, so behauptet die internationale Forschung, hängt von einem hohen Grad der Akademisierung ab. Ein Forschungsprojekt des Leading House VPET-ECON unter der Leitung von Uschi Backes-Gellner kommt zu einem gegenteiligen Schluss – und erklärt damit die hohe Innovationsleistung von Ländern wie der Schweiz oder Deutschland. Zu den erforderlichen institutionellen Rahmenbedingungen für diesen Effekt gehören die […]
Innovationstransfer zwischen den Lernorten des Berufsbildungssystem Schweiz
Wie bleiben Bildungsverantwortliche auf der Höhe der Entwicklungen in ihrem Beruf? Diese Frage stand im Zentrum eines Forschungsprojekts der Pädagogischen Hochschule Luzern, das vor rund zwei Jahren abgeschlossen wurde. Basis bildeten Interviews mit Berufsbildungsverantwortlichen, die zeigten, wie Innovationen Eingang in das Berufsbildungssystem finden. Der Transfer von Innovation im Berufsbildungssystem Schweiz hängt insbesondere von den Beziehungen […]
Das Erbe von Dual-T
Wie können Lerntechnologien die Berufsbildung unterstützen und verbessern? So lautet die zentrale Frage des Projekts «Dual-T» und des zum Projektabschluss veröffentlichten Buches. Der vorliegende Artikel fasst wesentliche Erkenntnisse zusammen und schliesst mit einem Fazit mit Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die vielleicht grösste Errungenschaft von Dual-T ist vielleicht das pädagogische Modell des «Erfahrraums». Er erlaubt den Austausch beruflicher Lernerfahrungen über die Grenzen der drei Lernorte hinweg. So wird für die Lernenden der Zusammenhang zwischen dem, was sie im Betrieb lernen, und dem, was sie in der Schule lernen, viel klarer.
Classtime, moodle, Edulastic – die Menge an Tools zur Durchführung von Prüfungen am Computer ist gross. Die Arbeitsgruppe LapTabNet des ZEM CES (Fachagentur der EDK) hat sich die Mühe gemacht und die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Tools zusammengetragen. Das Ergebnis ist eine äusserst hilfreiche Übersicht im Stile eines Warentests, die die verschiedenen Formen und Unterschiede […]
Eine Sichtung der Literatur zeigt, dass in Europa im Rahmen der Berufsbildung relativ wenige Programme zur Bildung von sozial-emotionalen Kompetenzen existieren. Auch wissenschaftliche Veröffentlichungen zu diesem Thema gibt es kaum. Der vorliegende Artikel berichtet über die Ergebnisse einer Studie zur Rolle der emotionalen Intelligenz (EI) in der beruflichen Grundbildung. Sie bestätigen den positiven Zusammenhang zwischen EI und Schulerfolg bei Fachkräften Betreuung (FaBe) sowie Fachkräften Gesundheit (FaGe). Insbesondere zeigte sich, dass sich EI als Fertigkeit stärker auf den kognitiven und theoretischen Teil der Ausbildung auswirkt, während EI als Persönlichkeitsmerkmal im praktischen Teil der Ausbildung zum Tragen kommt.
Die von Wissenschaft und Politik weitgehend unbeachteten Privatschulen bieten im Rahmen der Grundbildung und der Berufsmaturität Berufsbildungen gegen Bezahlung eines Schulgelds an. Im Gegensatz zu den Gymnasien, Fachmittelschulen und zum Lehrstellenmarkt kennen die Privatschulen weder Auswahlverfahren noch Zulassungsbeschränkungen. Der vorliegende Beitrag versucht basierend auf den LABB-Daten (Längsschnittanalysen im Bildungsbereich) des Bundesamts für Statistik einen Überblick zu geben über den Umfang und die Entwicklung dieser Berufsbildung gegen Bezahlung. Es zeigt sich, dass es sich in erster Linie um ein Deutschschweizer Phänomen handelt, das besonders im Bereich der Berufsmaturität ausgeprägt ist.
Die berufliche Grundbildung verliert an Terrain
Er ist die vielleicht bedeutendste wissenschaftliche Publikation zur Bildung in der Schweiz: Der Bildungsbericht. Hier sind die wichtigsten Daten aus Statistik, Forschung und Verwaltung versammelt und kommentiert. Aus Sicht der Berufsbildung lassen einige Ergebnisse des jüngsten Berichts 2023 aufhorchen. So zeigt sich, dass nur rund die Hälfte der Jugendlichen direkt nach Abschluss der Volksschule in eine berufliche Grundbildung einmünden. Zudem bilden schulische Leistungen einen wichtigen Faktor für spätere Bildungserfolge. Ein Blick in die Höhere Berufsbildung zeigt, wie Stefan C. Wolter, Leiter Bildungsbericht, formuliert: Die Politik kümmert sich um die falschen Probleme.
Raymond Uldry – Wortführer der Genfer Berufsbildung in den Jahren 1955-1976
Genf ist kein Vorzeigekanton in Sachen Berufsbildung. 2020 machten nur 30,9% der Jugendlichen, die einen Bildungsgang der Sekundarstufe II besuchten, eine Lehre (in einem Betrieb oder in einer Schule); im Schweizer Durchschnitt sind es 59,3%. Es gab eine Zeit, da war dies ganz anders: In den Jahren zwischen 1950 und 1970 war der Kanton Genf ein Vorreiter der beruflichen Bildung in der Schweiz. Diese Zeit wurde geprägt vom vielleicht bedeutendsten Pionier des Westschweizer Berufsbildungswesens: Raymond Uldry. Uldry hat als Leiter des Service des apprentissages (Amt für Lehrlingswesen) in den Jahren 1955-1976 ein sozial geprägtes Erbe hinterlassen, das heute noch interessant erscheint. Er verstand die Berufslehre als Ort der allgemeinen, kulturellen und der beruflichen Bildung zugleich; sie sollte jeder Person in jedem Alter möglich sein.
Das Paradigma der Handlungskompetenzorientierung prägt die Organisation der beruflichen Grundbildung. Dem Begriff haften allerdings Unschärfen an. Dieser Beitrag präzisiert den Begriff und stellt drei ausgewählte Bausteine für die Bildungskonzeption vor. Er basiert auf einer Buchpublikation, die vor Kurzem im hep Verlag erschienen ist. Es unterstützt bei der Vorbereitung von handlungskompetenzorientierten Lehr-/Lernarrangements und beim Gestalten von Qualifikationsverfahren, indem es eine grosse Vielfalt an theoretischen Bezügen, an Bausteinen sowie an didaktischen und methodischen Hinweisen anbietet.
Sind Schlussprüfungen im Qualifikationsverfahren noch aktuell?
Dominique Tellenbach, Rektor am Berufsbildungszentrum Baselland, hat vor einigen Monaten an dieser Stelle für ein besseres Qualifikationsverfahren geworben und die schriftliche Schlussprüfung in Frage gestellt. Dieser Beitrag hat mich zum Nachdenken angeregt. Im Folgenden bringe ich eine zweite Perspektive ein, die auf meinen eigenen Erfahrungen im Verkauf und der Ausbildung im Detailhandel beruht. Schriftliche Prüfungen, so meine These, leisten einen wesentlichen Beitrag zum Qualifikationsverfahren. Sie stellen die Anschlussfähigkeit der ausgebildeten Personen in Richtung Weiterbildung sicher. Erst dadurch wird eine kompetente Fachkraft zu einer umfassend gebildeten Fachkraft.
Immer mehr Leitungen von Berufsfachschulen erkennen, dass an Schulen im Ausland Ideen für die eigene Schulentwicklung zu holen sind. Berufliche Bildung findet ja nicht nur in der Schweiz statt; auch in anderen Ländern müssen Schulen und Branchenverbände Antworten auf Herausforderungen wie Leistungsheterogenität, Nachwuchsmangel oder Lehrabbrüchen geben. Im Mai und Oktober besuchten Delegationen der gibb Berufsfachschule Bern mit Unterstützung von Movetia Partnerschulen in Finnland und Deutschland. Eine von vielen erstaunlichen Erkenntnissen: In Finnland dürfen die Lernenden ihre Lehre individuell dann abschliessen, wenn sie die geforderten Skills erfüllen.
Stärkung sozio-emotionaler Kompetenzen in der beruflichen Orientierung
Etwa 20 Prozent der Jugendlichen brauchen Unterstützung in der sozialen und emotionalen Entwicklung. Für einen erfolgreichen Übergang von der Schule in die Berufswelt sind solche Kompetenzen zentral – zum Beispiel Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und Motivation. Ein Beitrag in der Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik befasst sich mit der Frage, wie diese Kompetenzen im Fach «Berufliche Orientierung» trainiert […]
Seit ChatGPT öffentlich ist, überschlagen sich die Versprechungen: Die Maschine werde den Unterricht – nein die Bildung überhaupt – revolutionieren, heisst es. Was hat es damit auf sich? Antworten gibt die Lektüre von Texten, auf die wir, u.a. dank einer Mitteilung des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer (VSG), hinweisen können. Beat Döbeli Honegger: ChatGPT & […]
Der Weg über die berufliche Grundbildung an die Pädagogische Hochschule gewinnt bildungspolitisch an Bedeutung – nicht zuletzt aufgrund des Lehrpersonenmangels in der Volksschule. Gleichzeitig ist aber noch wenig Wissen dazu vorhanden. Wieviele Absolvierende einer beruflichen Grundbildung gehen diesen Weg? Welche Wege stehen offen, welche Hürden sind zu bewältigen und welche Faktoren unterstützen diese berufliche Weiterqualifizierung? Die Ergebnisse des vorliegenden Beitrags zeigen, dass von den Absolvierenden der Sekundarstufe II, die ein Studium in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung aufnehmen, rund ein Sechstel über den Weg der beruflichen Grundbildung kommt. Die Analysen quantitativer und qualitativer Daten belegen jedoch auch, dass die angebotenen Zugangswege komplex und unübersichtlich sind. Zudem erschweren oder begünstigen Faktoren wie das Geschlecht, die absolvierte berufliche Grundbildung und die damit verbundene schulische Orientierung sowie die Durchlässigkeit zwischen den Ausbildungsbereichen den Übertritt ins Lehramt.
Grosse Unterschiede bei der Ermittlung der Erfahrungsnote
Erstmals wurden in der Bildungsforschung Prüfungen untersucht, die Grundlage für die Erfahrungsnote im Fach Wirtschaft und Gesellschaft der KV-Lehre sind. Die Studie kommt zum Schluss, dass aufgrund der in der Stichprobe festgestellten Unterschiede nicht von einer Gleichwertigkeit der Prüfungen bzw. der daraus gewonnenen Erfahrungsnoten ausgegangen werden kann. Spezifische Unterschiede konnten dabei zwischen den Sprachregionen (Deutschschweiz, Romandie/Tessin), zwischen Schulen und auch innerhalb von Schulen festgestellt werden. Mit Blick auf die laufende Reform der kaufmännischen Grundbildung werden erkannte Probleme erläutert und Anstösse formuliert.
In der Schweiz boomt der zweisprachige Unterricht, vor allem auf der Sekundarstufe II. Gemäss einem neu erstellten Inventar des Instituts für Mehrsprachigkeit und der Universität Genf existieren landesweit 373 bilinguale Lehrgänge, rund Hälfte davon in den Gymnasien. In der beruflichen Bildung (Lehre und Berufsmaturität) werden rund hundert Lehrgänge gezählt; sie unterscheiden sich in Dauer und Ausgestaltung stark. Insgesamt verlieren die Landessprachen zugunsten des Englischen an Boden. In der Berufsbildung der einsprachig deutschen Schweiz wird in keinem einzigen Bildungsgang Französisch als Partnersprache angeboten – aus Sicht des Autors der Studie ein Befund, der diskutiert werden sollte.
Der Besuch eines Bildungsangebots hat positive Auswirkungen auf den Erwerb der Bildungssprache von Kleinkindern. Um in den täglichen Begegnungen und Aktivitäten reichhaltige und kindgerechte Interaktionen zu schaffen, bedarf es aber einer stärkeren Professionalisierung des gesamten pädagogischen Personals. Dies empfiehlt eine im Auftrag des SBFI erstellte Studie. Sie zeigt zudem, dass die frühe Sprachförderung von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich ist: Während einige Kantone und Gemeinden eine Reihe von Programmen und Strukturen eingeführt haben, diskutieren viele andere über geeignete Ansätze und Pilotprojekte.
Junge Menschen, denen «Mehrfachproblematiken» attestiert werden, haben oft keine eigenen Ressourcen oder informelle Hilfen aus dem sozialen Umfeld zur Bewältigung ihrer Probleme. Gleichzeitig sind auch die Berufsbildung und die Angebote des Übergangssystems häufig überfordert, wenn es um bedarfsorientierte Unterstützung geht. Dies zeigt eine Studie im Auftrag der Nationalen Plattform gegen Armut. Zu unübersichtlich ist die Struktur der verschiedenen Akteure, zu oft zielen diese Systeme auf eine einseitige Zielsetzung wie die Berufsintegration, auf der Strecke bleibt die soziale Integration. Die Studie macht deutlich, dass zur Umsetzung der Grundsätze einer «bedarfsorientierten Unterstützung» und «Koordination von Hilfen» Entwicklungen auf mindestens drei Systemebenen nötig sind: der strategischen Ebene, der Ebene der Fallführung und der Ebene der Fallbegleitung. Das Genfer Modellprojekt «Cité des Métiers» zeigt mögliche Ansatzpunkte.
Die duale Berufsbildung fördert die Leistungsmotivation
Nach der obligatorischen Schulzeit gehen die Jugendlichen beruflich und schulisch unterschiedliche Wege. Zwei Drittel beginnen mit einer betrieblich organisierten Grundbildung, ein knappes Drittel tritt in eine Mittelschule ein und eine Minderheit von etwa sieben Prozent absolviert eine schulisch organisierte Berufsausbildung. Die Ergebnisse einer Längsschnittstudie zeigen, dass sich die informellen Kompetenzen Anstrengungsbereitschaft, Persistenz und Volition zwischen Jugendlichen in diesen drei Ausbildungstypen bis zum Alter von 21 Jahren unterschiedlich entwickeln. Der Grund dürfte in den verschiedenen Lern- und Sozialisationsumgebungen liegen, die in der betrieblichen Grundbildung am förderlichsten sind, um die oben genannten arbeitsmarktrelevanten Kompetenzen herauszubilden. Der betrieblichen Berufsbildung kommt demnach eine wichtige Bedeutung zu, um die Leistungsmotivation von Jugendlichen zu stärken.
Wie soll man mit psychisch belasteten Lernenden umgehen?
Eine Berufsausbildung ist nicht nur ein wichtiger Schritt ins Berufsleben; sie bietet auch die Möglichkeit, psychisch bedingte Arbeitsprobleme früh zu erkennen. Solche Arbeitsprobleme nehmen bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen stetig zu: Invalidisierungen aus psychischen Gründen haben sich bei den Unter-30-Jährigen in der Schweiz seit 1997 verdreifacht. Eine 2021 durchgeführte Befragung von Berufsbildenden liefert nun erstmals umfassende Daten, wie sie psychisch auffällige Lernende wahrnehmen, wie sie handeln und wie sicher sie sich dabei fühlen und wie häufig solche Probleme sind. Die Tatsache, dass rund 6‘400 Berufsbildende an der Befragung teilgenommen haben, weist auf deren Engagement und auf die Dringlichkeit der Problematik hin. Die Resultate zeigen, welche Merkmale zur Problemlösung beitragen und welche Risikofaktoren zu beachten sind. Die Studie macht auch konkrete Empfehlungen, wie Berufsbildende ihrerseits besser unterstützt werden können.
Digitales Lehren und Lernen: Erstaunlich hohe Zufriedenheit
Der aktuelle Stand der Digitalisierung in der beruflichen Grundbildung ist bis heute weitgehend unbekannt. Die Daten der Standardisierten Abschlussklassenbefragung 2022 geben erste Anhaltspunkte aus Perspektive der Schulabgängerinnen und -abgänger von Deutschschweizer Berufsfachschulen. Auffallend dabei ist die durchwegs positive Beurteilung der schulischen Rahmenbedingungen, der digitalen Kompetenzen der Lehrpersonen und des Einsatzes digitaler Medien zu vielfältigen Zwecken im Unterricht. Der persönliche Lernzuwachs – insbesondere in unterrichtsfernen Bereichen – wird im Gegensatz dazu etwas moderater eingeschätzt.
Plädoyer für ein besseres Qualifikationsverfahren
Im Corona-Jahr 2020 wurde ein Teil des Qualifikationsverfahrens (QV) nicht durchgeführt. Ergebnis: Deutlich mehr Jugendliche als sonst schafften einen erfolgreichen Lehrabschluss. Der Autor des vorliegenden Beitrags nimmt diesen Befund zum Anlass, über den Sinn der schriftlichen Prüfungen in der Berufskunde und im allgemeinbildenden Unterricht nachzudenken. Er kommt zum Schluss, dass sie ihren Zweck verfehlen: Schlussprüfungen selektieren zum falschen Zeitpunkt, sagen zu wenig über die Berufseignung der Lernenden aus, prüfen oft nicht das Richtige und sind tendenziell diskriminierend. Wie aber könnte ein besseres QV aussehen?
Narrative Ansätze in Beratung und Coaching
Bilder lösen unterschiedliche Assoziationen aus; ein Baum im Herbst lässt die einen an den Winter denken, während andere dankbar an den Sommer denken. In der Laufbahnberatung sind solche Bilder wichtig. Man kann sie nutzen, um Geschichten zu erzählen. Genau dies tut die Laufbahnberatung, wenn sie sich narrativer Methoden wie des Career Construction Interviews, der Entwicklungslinie oder des Ressourcenbildes bedient. Der vorliegende Beitrag arbeitet den theoretischen Hintergrund dieser Methoden auf und zeigt ein Beispiel eines konkreten Verfahrens. Seine Basis bildet ein Fachbuch, das im Dezember erscheinen wird.
Lernendenberatung: Ein wichtiges, in der Schweiz aber wenig verbreitetes Angebot
Während ihrer Ausbildung sind Jugendliche mitunter mit Herausforderungen konfrontiert, die ohne Unterstützung schwer zu bewältigen sind. Um Lernende mit persönlichen, schulischen, pädagogischen, sozialen und gesundheitlichen Problemen besser begleiten und unterstützen zu können, hat der Kanton Waadt 2001 die Lernendenberatung eingeführt. In dessen Auftrag führte die EHB nun eine Studie durch, um ihre Tätigkeit und alltäglichen Herausforderungen zu beschreiben und zu evaluieren.
Der berufsorientierten Weiterbildung kommt in der Öffentlichkeit häufig weniger Aufmerksamkeit zu als der beruflichen Grundbildung und der Höheren Berufsbildung. Das ist erstaunlich, denn ihre grosse Bedeutung ist spätestens seit den 1970er-Jahren eigentlich unbestritten. Vor diesem Hintergrund ist die Umbenennung des Lehrstuhls für Berufsbildung an der Universität Zürich nur logisch: Neu heisst er «Lehrstuhl für Berufs- und Weiterbildung». Seine neue Inhaberin, Prof. Dr. Katrin Kraus, macht im vorliegenden Text eine Auslegeordnung zur beruflichen Weiterbildung, an die sich weiterführende Forschungsperspektiven anschliessen lassen. So fragt das aktuelle Projekt «Governance: Cohesion and Context (GoCC)», wie Menschen Weiterbildungsentscheidungen im Zusammenhang mit ihrer Erwerbstätigkeit treffen und welche Steuerungsbedürfnisse es im Zusammenhang mit neuen Ansätzen zur Kompetenzentwicklung von Seiten verschiedener Akteure gibt.
Um am Übergang zwischen Sekundarstufe I und II einzuschätzen, wie gut zukünftige Lernende zu einem bestimmten Beruf passen, werden häufig auch Testergebnisse des Stellwerk 9 herangezogen. Eine Studie der Pädagogischen Hochschule Luzern untersuchte anhand von acht Berufsfeldern mit 6’687 Lernenden, inwiefern diese Testergebnisse die Leistungen in der beruflichen Grundbildung vorhersagen. Es zeigten sich in allen untersuchten Berufsfeldern zahlreiche Zusammenhänge der Testergebnisse mit den Noten im allgemeinbildenden und berufskundlichen Unterricht – allerdings in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Damit kann Stellwerk 9 zwar zusätzliche Informationen zum Kompetenzprofil von Lernenden bieten. Die mittelmässige Vorhersagekraft und die grossen Unterschiede zwischen den Berufsfeldern sprechen aber dafür, die Testergebnisse im Berufswahlprozess nur differenziert und bedacht einzusetzen.
Förderung der Grundkompetenzen – noch ist vieles offen
Wer schlecht lesen, schreiben oder rechnen kann, dem fehlen grundlegende Kompetenzen. So einfach das klingt, so schwierig ist es in der Beratungspraxis, entsprechende Lücken festzustellen und Fördermassnahmen zu empfehlen. Das macht das Forschungsprojekt «Triage» im Auftrag der EDK deutlich. Triage zeigt, dass die Zielgruppe ebenso heterogen wie die Akteurslandschaft ist, welche Betroffene fördert. Diese Akteure haben unterschiedliche Aufträge – Arbeitsmarktintegration, wirtschaftliche Unterstützung, gesellschaftliche Integration – und benötigen dafür eine Vielzahl von Instrumenten, um situationsabhängig das Kompetenzniveau der Betroffenen einzuschätzen. Die Studie schlägt sechs Massnahmen zur Verbesserung der Situation vor – darunter eine bessere Verankerung des Themas in der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung.
Was macht die Qualität der beruflichen Grundbildung aus? Vier Jahre lang haben sich Forscherinnen und Forscher im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projekts mit dieser Frage befasst. Dabei wurde ein Instrument entwickelt, das sich aus 13 Dimensionen zusammensetzt; mit ihm können die Lernenden die Qualität ihrer Ausbildung bewerten. Dieser «Fragebogen zur Qualität der dualen Lehre» kann sowohl von Lehrkräften an Berufsfachschulen als auch von Berufsbildenden in Betrieben genutzt werden. Er ist über Internet leicht zugänglich und auf die jeweiligen Adressaten zugeschnitten. Vorerst gibt es ihn allerdings nur in französischer Sprache.
Digitales Lernen: Nutzen wir wirklich alle Möglichkeiten?
Die Integration von Technologien wird in der Bildung zunehmend zu einem Muss und ist durch die COVID-19-Pandemie noch dringlicher geworden. In der (dualen) Berufsbildung lautet die Frage, inwieweit wir das didaktische Potenzial von Technologien tatsächlich ausschöpfen, um Lehr- und Lernprozesse zu unterstützen. Dieser Beitrag bündelt die Ergebnisse eines über 16 Jahre laufenden Langzeitforschungsvorhabens und geht von der Annahme aus, dass dafür in erster Linie ein starkes pädagogisches Konzept und nicht unbedingt die neueste Spitzentechnologie benötigt wird. Auf dieser Grundlage wird der «Erfahrraum» als ein berufsbildungsspezifisches pädagogisches Modell für die Technologieintegration eingeführt, das darauf abzielt, lernortübergreifendes Lernen zu verbessern. Seine Wirksamkeit für das Lernen und die Konnektivität zwischen den Akteuren der Berufsbildung wird an einem Beispiel veranschaulicht. Abschliessend werden die Projektergebnisse mittels zweier zusammenfassender Begriffe erörtert: visuell basierte Reflexion und Kooperation.
Vor einigen Jahren sind Delegationen von Fachlehrpersonen des Berufsbildungszentrums IDM Thun mehrmals nach Vietnam gereist. Nicht, um zu zeigen, wie gut die Schweizer Berufsbildung ist. Sondern umgekehrt: um zu lernen, wie man Kleider in Serienproduktion industriell anfertigt. «Austausch ist eine Quelle der Innovation», sagt Ben Hüter, Direktor des BBZ IDM. Die nationale Förderagentur Movetia unterstützt solche Projekte finanziell.
In diesen Tagen startet einer der interessantesten Modellversuche der aktuellen Schweizer Berufsbildung. Er erlaubt 16 Lernenden in den Berufen Informatiker (Applikationsentwicklung) und Mediamatikerin, Inhalt, Zeitpunkt und Form ihrer schulischen Lernziele individuell auszuwählen – selbstverständlich innerhalb des vom Gesetz gegebenen Rahmens. Damit soll es viel besser als bisher möglich sein, die «theoretischen» Lerninhalte auf die Arbeit im Betrieb abzustimmen. Das Projekt mit dem Namen Lernvolution hat radikale Konsequenzen für die beteiligten Lehrpersonen: Statt Wissensvermittler werden sie zu Kompetenzcoaches, die die Lernenden beraten, unterstützen und beurteilen. Der Versuch wird getragen von Swisscom und der Berufsfachschule BBBaden (Baden) und soll letztlich nicht mehr kosten als der Unterricht heute.
Jugendliche, die in Heimen leben, sehen sich bei der beruflichen Integration vor spezifische Herausforderungen gestellt. So erhalten sie von ihren Eltern oder aus ihrem erweiterten sozialen Umfeld bei der Berufswahl und während der Ausbildung in den meisten Fällen nur wenig Unterstützung. Auffällig ist, dass viele Betroffene eher eine niederschwellige Berufslehre wählen – und von anspruchsvolleren, vielleicht schulischen Ausbildungen an Mittelschulen kaum die Rede ist. Dies zeigt eine kürzlich abgeschlossene Studie der ZHAW Soziale Arbeit.
Das Bundesgesetz über die Weiterbildung von 2017 beauftragt Bund und Kantone dafür zu sorgen, dass Erwachsene Grundkompetenzen erwerben und erhalten können. Gestützt darauf hat der Kanton Zürich das Programm Grundkompetenzen erarbeitet, deren Kernelement die Einrichtung von Lernstuben bildet. Wer besser lesen, schreiben oder rechnen will, Unterstützung bei der Bewerbung oder in modernen Technologien braucht, findet hier kostenlose Angebote und Beratung. Lernstuben sind inzwischen in fünf Zürcher Regionen zu finden; das Angebot soll weiter ausgebaut werden.
Die meisten Eltern wünschen sich für ihre Kinder, dass diese «es später einmal gut haben sollen». Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist eine gute Ausbildung. Aber wie in anderen Ländern auch, ist der Bildungserfolg in der Schweiz nicht nur von den Fähigkeiten und Wünschen der Jugendlichen abhängig, sondern zum grossen Teil von familiären Ressourcen und den Strukturen des Bildungssystems. So schneiden Jugendliche aus finanziell eher schlecht gestellten Familien im Schweizerischen Bildungssystem tendenziell schlechter ab und haben grössere Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Trotzdem gelingt es einigen, erfolgreich zu sein. Weshalb ist das so? Und welche Ausbildungswege gelten als erstrebenswert? Gibt es Unterschiede zwischen Familien mit und ohne Migrationshintergrund? Diesen Fragen geht der vorliegende Artikel anhand einiger Ergebnisse des Forschungsprojekts PICE nach.
Ein Berufsbildungshintergrund ist in Bewerbungsprozessen oft von Vorteil
Die Ausbildung einer Person bestimmt wesentlich über ihren Arbeitsmarkterfolg. Für die Schweiz zeigen Studien, dass der Arbeitsmarkterfolg von Personen mit einer Berufsbildung und von jenen mit einem allgemeinbildenden oder akademischen Abschluss vergleichbar ist. Um zu ermitteln, welcher dieser Ausbildungswege im Bewerbungsprozessen bevorzugt wird, befragten wir 2’384 Arbeitgebende in der Schweiz nach ihren Präferenzen im Bewerbungsprozess. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Arbeitgebende für Einstiegspositionen Bewerberinnen und Bewerber mit einer Berufslehre gegenüber denjenigen mit einer gymnasialen Maturität bevorzugen. Für höhere Positionen hängt diese Präferenz von der in der Stellenausschreibung erwähnten Position ab: Für die Verkaufsleitung werden Personen mit einer Höheren Berufsbildung bevorzugt, für die IT-Leitung sind es jene mit einem akademischen Abschluss. Zudem haben Arbeitgebende, die vertrauter sind mit der Berufsbildung, häufig eine stärkere Präferenz für diese Abschlüsse.
«Wir bilden die Jugendlichen zu wenig»
Man kann ihm nicht vorwerfen, dass er Angst vor Konfrontationen hätte: Andreas Pfister, Gymnasiallehrer und Buchautor. Schon vor vier Jahren forderte er die «Matura für alle», jetzt unterfüttert er das Postulat in einem neuen Buch mit zusätzlichem Material. Was treibt Pfister um? Der Arbeitsmarkt brauche mehr Akademikerinnen und Akademiker, antwortet er. Und von Bildungsgerechtigkeit seien wir noch immer weit entfernt.
Der Verbleib in den Ausbildungen der beruflichen Grundbildung ist in der Schweiz alles andere als sicher. Jedes Jahr werden zwischen 20 und 25 Prozent der Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst, was den Werdegang der betroffenen Jugendlichen gefährdet. Die vorliegende Studie analysiert, inwiefern das Erleben oder Antizipieren von sexistischer und/oder homophober Diskriminierung durch Lernende dazu führen kann, dass sie ihre Berufsbildung abbrechen wollen. Die Ergebnisse zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Erleben von homophober Diskriminierung und der Absicht, die Ausbildung abzubrechen.
Ausbildende: Vier idealtypische Profile
Obwohl Ausbildnerinnen und Ausbildner im dualen Berufsbildungssystem eine zentrale Rolle einnehmen, wurde diese bisher in nur wenigen Studien untersucht. Um diese Lücke zu schliessen, befasst sich die vorliegende Doktorarbeit mit der Frage, wie betriebliche Ausbildende ihre Funktion wahrnehmen. Sie nimmt eine Typologisierung anhand zweier Analyseachsen vor – der Zufriedenheit mit ihrer Funktion und der Wahrnehmung der Lernenden als Lernende respektive Arbeitskräfte. Daraus ergeben sich vier idealtypische Profile: die Selbstunternehmerinnen, die Garanten des Berufs, die Resignierten und die Umsteiger. Diese Unterscheidung ermöglicht es, zu erfassen, welchen Stellenwert Ausbildende der Ausbildung von jungen Lernenden einräumen. Zudem lassen sich Empfehlungen für Akteure ableiten, die an der dualen Ausbildung beteiligt sind.
Wie meistern Studierende mit Berufsmaturität das FH-Studium?
Die Berufsmaturität (BM) ist Hauptzubringerin für die Fachhochschulen (FH). 2012 wurde der Rahmenlehrplan für die BM revidiert. Nun zeigt eine aktuelle Studie, wie es um die Studierfähigkeit der BM-Absolventinnen und -Absolventen steht und wie die BM künftig weiterentwickelt werden kann. Basierend auf Befragungen bei der FH-Studierendenkohorte 2019 sowie den FH-Bachelor-Studiengangleitenden zeigt die Studie zum einen auf, welche Faktoren der Vorbildung für die Bewältigung des Studiums bedeutend sind. Dabei offenbart die Evaluation Unterschiede zwischen den Fachbereichen. Zum anderen identifiziert sie insbesondere im Grundlagenbereich Optimierungspotenziale. Wie die Politik damit umgeht, zeigt ein Interview mit EBMK-Präsident Christof Spöring (ganz unten).
Der Vergleich aller Bildungsstufen zeigt, dass die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung im Arbeitsmarkt am meisten begehrt sind, mehr als Universitätsabschlüsse. Dies belegt eine Forschungsarbeit der Eidgenössischen Hochschule EHB im Auftrag des Seco. Zudem sind Hochschul-Absolventinnen und -Absolventen mit einer Berufslehre als Vorbildung nach dem Studienabschluss im Beruf rascher verankert und rascher in Führungsfunktionen. Diese Resultate sind verblüffend und weichen von der gängigen Meinung zum Fachkräftemangel ab. Für Eltern, Lehrpersonen, Berufsberater und Jugendliche sind sie für die Wahl der Ausbildungswege fundamental.
So könnten Lernorte besser kooperieren
Eine gelingende Lernortkooperation gilt als eine wesentliche Voraussetzung für eine hohe Ausbildungsqualität. Im Zuge der digitalen Transformation verändert sie sich aber. Das vom SBFI-geförderte Projekt «Zukunftsmodelle der Lernortkooperation» hat die Potenziale der fortgeschrittenen Digitalisierung (Data Analytics und Künstliche Intelligenz (KI)) für die Lernortkooperation untersucht. In einer ersten Phase wurden Erfolgsfaktoren sowie Good Practices für eine gelingende Lernortkooperation ermittelt. Die Hauptergebnisse werden in diesem Beitrag skizziert.
Seit August 2021 besuchen rund 100 junge Erwachsene eine «Studienintegrierende Ausbildung» an der dafür neu gegründeten «Beruflichen Hochschule Hamburg». Die Ausbildung ermöglicht es den Studierenden in derzeit fünf Bildungsgängen, zunächst eine duale Berufsausbildung zu starten und zugleich Module eines fachlich affinen Bachelor-Studiengangs zu besuchen. Nach spätestens 18 Monaten entscheiden sie sich, ob sie die Ausbildung, das Studium oder beides weiterführen wollen. Das Modell vermeidet die Schwierigkeiten der bestehenden Umsetzungen des Dualen Studiums. Die Gründerväter erhoffen sich davon eine Stärkung der in Deutschland unter Druck stehenden dualen Berufsbildung.
Wie weiter nach der Schule?
Immer mehr Jugendliche absolvieren eine Allgemeinbildung, während der Anteil der Lernenden in einer beruflichen Grundbildung schwindet. Weibliche Lernende und solche aus der Romandie zieht es besonders stark in Richtung Gymnasien oder Fachmittelschulen. Das zeigen erste Ergebnisse der längsschnittlichen Befragung der zweiten TREE-Kohorte, welche 2016 aus der Schulpflicht entlassen wurde. Im Vergleich zur ersten TREE-Kohorte von 2000 bleibt die Bedeutung der sozialen Herkunft und des auf Sekundarstufe I besuchten Schultyps für die weitere Bildungslaufbahn hoch. Trotz veränderter Lehrstellenmarktbedingungen landet ausserdem immer noch mehr als ein Fünftel der Jugendlichen zunächst in einer Zwischenlösung.
Auch für andere da
Viele Jugendliche engagieren sich freiwillig in Sportvereinen, in ihrer eigenen Familie oder auch in der Kirche. Ein von der Internationalen Bodenseehochschule gefördertes Projekt zeigt, dass dies für rund 62 Prozent der Jugendlichen zutrifft. Dieses Engagement eröffnet Berufsbildungsverantwortlichen die Möglichkeit, Bezüge zwischen den im Kontext der Freiwilligenarbeit gesammelten Erfahrungen und der beruflichen Tätigkeit bewusst zu eruieren und zu fördern. Ein Ziel könnte es sein, dass Lernende in die Lage versetzt werden, sich bewusst für ein Engagement zu entscheiden.
Erinnern Sie sich daran, wie Sie lesen gelernt haben? Oder jonglieren? Programmieren, kochen oder fischen? Wenn ja, dann sind damit sicher auch Erinnerungen an Fehlschläge, Erfolgserlebnisse und Freude über das eigene Können verbunden. Aber wohl kaum an Bewertungen. Wirksame Lernprozesse haben viel mit Entwicklungen, Förderung, Fehlerkultur und Kompetenzerleben zu tun – und praktisch nichts mit Bewertungen. – Ein Plädoyer für die Abschaffung von Noten in der Schule.
In die Schweiz geflüchtet – und jetzt in eine Lehre?
Durch den Krieg in der Ukraine gelangen nach Schätzung der Kantone bis Ende Jahr rund 300’000 Menschen in die Schweiz. Viele haben in ihrem Land zuletzt ein Gymnasium besucht. Welche Möglichkeiten bieten sich ihnen in der Schweiz? Welche Angebote kann die Berufsbildung machen? Im Gespräch mit Transfer macht Peter Marbet, SBBK, deutlich, dass in den nächsten Monaten für die Betroffenen wichtige individuelle Weichen gestellt werden. Die Kantone entscheiden über eine Zuweisung in eine allgemeinbildende Schule oder alternative Wege.
Jugendliche brauchen niederschwellige Beratung
Es fällt nicht allen Jugendlichen leicht, die Berufslehre zu durchlaufen. Schulische und betriebliche Probleme, aber auch gesundheitliche oder familiäre Schwierigkeiten sorgen dafür, dass sie auf Beratung angewiesen sind. Mit «kabel» existiert im Kanton Zürich seit über 30 Jahren eine Fachstelle, die sich dieser Jugendlichen annimmt. Im Rahmen eines Projektes wurde das Angebot auf vier Berufsfachschulen erweitert. Eine Evaluation verdeutlicht den Beratungsedarf von Lernenden im ersten und zweiten Lehrjahr und zeigt eine hohe Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer. Das wirft die Frage auf, ob Angebote wie diese nicht an sämtlichen Berufsfachschulen sinnvoll wären.
Wenn die Lernumwelt passt, steigt die Anstrengungsbereitschaft
Die Anstrengungsbereitschaft von Lernenden beim Eintritt in die Sekundarstufe II ist eine wichtige Voraussetzung für den Ausbildungserfolg. Erstaunlicherweise gibt es aber kaum Studien zur Frage, wovon die Anstrengungsbereitschaft im Lehrbetrieb, in der Berufsfachschule und in der allgemeinbildenden nachobligatorischen Schule abhängt. Neue Ergebnisse aus dem WiSel-Projekt zeigen, dass eine hohe Selbstwirksamkeit vor dem Übergang und eine gute Beziehung zu den Lehrpersonen und Berufsbildenden die Anstrengungsbereitschaft nach Eintritt in die Sekundarstufe II begünstigen.
Während der Lehre ins Ausland gehen – diesen Traum hat die Logistikerin Marina Schmid vor gut zwei Jahren verwirklichen können. Mit anderen Lernenden des Berufsbildungszentrums IDM in Thun reiste sie für drei Wochen nach Jever und arbeitete dort als Lernende weiter. Dank der Corona-Lockerungen will die Schule dieses Jahr wieder an die Zusammenarbeit mit der deutschen Partnerschule anknüpfen. Anfang April informiert Movetia gleich an zwei Veranstaltungen, wie auch andere Schulen solche Programme durchführen können.
Alle Unterlagen zur Tagung „Lebenslanges Lernen im Kontext der Berufsbildung“
Gemeinsam mit dem SVEB sowie den SwissSkills führte die SGAB eine Tagung zum Thema „Lebenslanges Lernen im Kontext der Berufsbildung“ durch (Agenda). Referate aus der Praxis und der Wissenschaft sowie individuell wählbare Workshops gaben Einblick rund ums Thema „Lebenslanges Lernen im Kontext der Berufsbildung“. Alle Unterlagen der Tagung finden Sie weiter unten. Herzlichen Dank an […]
Der Fachkräftemangel in vielen Handwerksberufen ist hoch, auch im Maurerhandwerk. Vielen Betrieben gelingt es immer weniger gut, Lernende zu finden und zu halten. Die Anzahl der lernenden Maurer (EFZ) ist zwischen 2015 und 2020 um ein Viertel zurückgegangen (BFS 2021). Körperliche Arbeit draussen, auch unter schlechten Wetterbedingungen, erscheinen Jugendlichen vielleicht wenig attraktiv. Eine qualitative Studie an der EHB mit angehenden Maurerinnen und Maurern zeigt, dass die Lernenden im Beruf Erfüllung finden und schnell lernen, mit den anfangs manchmal anspruchsvollen Arbeitsbedingungen klar zu kommen. Was manche jedoch schwierig finden sind die betrieblichen Ausbildungsbedingungen. Diese hängen nicht nur vom Lehrbetrieb ab, sondern haben auch branchenspezifische Gründe.
In der Schweiz beträgt der Anteil an Frauen in technischen oder mathematischen Studiengängen 22%; in Marokko aber 45%. Der Grund für diese Differenz erscheint paradox: Je reicher und egalitärer ein Land ist, desto weniger arbeiten die Frauen in technischen Berufen. Die Wissenschaft nennt das das «Gender Equality Paradox». Ein Forschungsprojekt erklärt die Ursache des Phänomens: Mit wachsendem Wohlstand nimmt der Zusatznutzen des Einkommens ab, gleichzeitig aber wachsen für Frauen die Identitätskosten in MINT-Fächern. Darum entscheiden sich viele Frauen gegen ein MINT-Studium. Die Studienautorinnen schlagen Wege vor, die aus dem Paradox führen könnten.
In Anwendungsfeldern wie der Personalauswahl oder der Berufs- und Laufbahnberatung spielt die Passung zwischen Person und beruflicher Umwelt eine zentrale Rolle. Dabei geht es unter anderem darum, wie gut die Persönlichkeit einer Person zum Beruf, Job oder Unternehmen passt. Eine hohe Passung ist wünschenswert, da sie sich positiv auf die Zufriedenheit und die berufliche Leistung auswirken sollte. In zahlreichen Studien wurde der Einfluss der Persönlichkeit auf die berufliche Leistung untersucht. Eine kürzlich veröffentliche Meta-Analyse zeigt: In verschiedenen Berufsgruppen können unterschiedliche Persönlichkeitseigenschaften helfen, mit den Anforderungen erfolgreich umzugehen und eine gute Leistung zu zeigen. Die Erkenntnisse sind nicht nur für die Personalauswahl relevant, um die passendsten Bewerbenden zu identifizieren. Auch in der Berufs- und Laufbahnberatung kann das Persönlichkeitsprofil eine Grundlage für die Selbstreflektion und individuelle Weiterentwicklung bilden.
Elon Musk, Steven Spielberg, Michael Jackson – sie alle sind Autisten. Rund eine von hundert Personen ist von dieser Entwicklungsstörung betroffen. Viele haben es schwer, eine Ausbildung zu durchlaufen oder Arbeit zu finden, weil ihnen der Umgang mit Menschen oder Reizen schwerfällt. Für sie gibt es geschützte Ausbildungsplätze, zum Beispiel bei der Rafisa Informatik GmbH. Ihr Modell ist so erfolgreich, dass sie es jetzt auch nach Dubai exportiert; dafür hat die Firma eine grosse Berufsfachschule nach Schweizer Vorbild gegründet.
Fachhochschulen beschleunigen regionale Innovation – aber nicht überall gleich
In der ökonomischen Theorie und Praxis besteht ein breiter Konsens, dass Bildung im Allgemeinen und tertiäre Bildung im Speziellen eine Grundvoraussetzung für Innovation darstellen. Da diese Diskussion jedoch stark angelsächsisch geprägt ist, blieb die Rolle der beruflich orientierten Tertiärbildung an Fachhochschulen (FHs), die angewandte Forschung betreiben und sich auf Studierende mit einer abgeschlossenen beruflichen Grundbildung fokussieren, bisher weitgehend unklar. Eine Reihe von Studien des «Swiss Leading House VPET-ECON», die die Gründung von FHs seit Mitte der 1990er-Jahre in der Schweiz untersucht, liefert nun erste Erkenntnisse, wie und unter welchen Voraussetzungen FHs in den Bereichen «Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik» (MINT) die regionalen Innovationsaktivitäten beeinflussen. Zusammengefasst zeigen sich zwei Dinge. Erstens wirkte sich die Gründung der FHs positiv auf die regionale Innovationsaktivität aus. Zweitens sind die positiven Innovationseffekte in Regionen mit einem grossen, einem dichten und einem high-tech-intensiven regionalen Arbeitsmarkt besonders stark. Aus diesen Erkenntnissen können konkrete Politikempfehlungen zur (räumlichen) Weiterentwicklung der FH-Landschaft Schweiz abgeleitet werden.
Bei der Recherche von Fachinformationen wird häufig auf Suchmaschinen wie Google und dessen Dienst Google Scholar zurückgegriffen. Diese umfassen zwar eine Vielzahl von Quellen und Dokumenten, führen aber nicht immer zu relevanten Treffern. Im vorliegenden Beitrag werden Möglichkeiten vorgestellt, wie mithilfe von bestimmten Operatoren und Befehlen die Suche spezifiziert werden kann. Zudem werden einschlägige Fachportale und Literaturdatenbanken zur Berufsbildung als Alternativen vorgestellt.
Der dritte Lernort
Die duale Berufsbildung ist eigentlich trial: Mit den überbetrieblichen Kursen steht Betrieben und der Berufsfachschulen ein dritter, ebenso wichtiger Lernort zur Seite. Eine Studie der Pädagogischen Hochschule leuchtet seine Aufgaben aus und beschreibt vier hauptsächliche pädagogische Funktionen: Einführung, Standardisierung, Anwendung, Reflexion. Aber wie geht man in den Kursen mit dem unterschiedlichen Kenntnisstand der Lernenden um? Wie kooperieren die drei Lernorte? Die Studie beantwortet diese Frage pragmatisch: Für die überbetriebliche Ausbildung sei schon viel gewonnen, wenn Bildungsinhalte auf Bundesebene zwischen den Lernorten gut abgestimmt sind, sich die üK noch stärker am jeweils individuellen Lernstand der Lernenden orientieren und sich die Lernorte effizient und wirkungsvoll über das Erreichte gegenseitig informieren, nicht zuletzt durch die Nutzung der zur Verfügung stehenden digitalen Technologien.
Alle Unterlagen zur Online-Tagung „Aufsicht und Begleitung während der betrieblichen Berufsausbildung“
Gemeinsam mit der EHB führte die SGAB eine Online-Tagung zum Thema „Aufsicht und Begleitung während der betrieblichen Berufsausbildung“ durch (Agenda). Referate aus der Praxis und der Wissenschaft sowie individuell wählbare Workshops gaben Einblick zum aktuellen Stand der „Aufsicht und Begleitung während der betrieblichen Berufsausbildung“. Alle Unterlagen der Online-Tagung finden Sie weiter unten. Herzlichen Dank an […]
Vor 50 Jahren begann die Jugend, gegen Autoritäten zu rebellieren – auch in den Berufsfachschulen. Ein Teil der Lehrpersonen reagierte autoritär, ein anderer suchte den Dialog. Johann Widmer war damals Mechaniker-Lehrling – und kehrte acht Jahre später als Berufskundelehrperson an die TBZ zurück. «Jesses was macht denn der Widmer, diese Wildsau, bei uns!», sagte einer im Kollegium. Heute steht Widmer vor der Pensionierung. Für Transfer hat er einige Erinnerungen aufgeschrieben, zum Beispiel an jene Stunde, als Stühle durch das Klassenzimmer flogen.
Lernende und Bildungsverantwortliche wissen, dass eine Lehre nicht immer frei ist von Problemen und Konflikten. So beanstanden manche Lernende die Betreuung im Betrieb, während Berufsbildungsverantwortliche zuweilen die Motivation der Lernenden bemängeln. Die kantonale Lehraufsicht ist für beide Seiten da. Eine Studie der EHB zeigt aber, dass diese äusserst heterogen organisiert ist. Das wirft die Frage nach der Gleichwertigkeit der Leistungen, der Qualität und der Professionalisierung auf.
Die Deutschschweiz vertraut stärker auf die Betriebe als die Romandie
Die Bereitschaft der Betriebe, Berufslernende auszubilden, unterscheidet sich in der Schweiz je nach Region. Besonders deutlich wird dies zwischen den Sprachregionen, wo die betriebliche Ausbildungsbeteiligung in der Deutschschweiz höher ist als in der Romandie. Dieser Unterschied lässt sich nicht mit unterschiedlichen finanziellen Anreizen erklären, die für die Ausbildungsentscheidung von Betrieben ansonsten eine wichtige Rolle spielen. In einem kürzlich publizierten Artikel (Aepli et al. 2021) stellen wir deshalb eine komplementäre Erklärung für die unterschiedliche Ausbildungsbeteiligung von Betrieben vor: kulturell geprägte Unterschiede in lokalen Normen.
«Wir haben in den letzten Jahren sehr viel erreicht»
Josef Widmer war während 13 Jahren der oberste Berufsbildner der Schweiz. Als stellvertretender Direktor des SBFI hat er wichtige Weichen gestellt, so im Bereich Höhere Berufsbildung, Weiterbildung oder Steuerung der Berufsbildung. Wie gut die Berufsbildung heute dasteht, lässt sich daran ablesen, dass Corona die Zahl der Ausbildungsplätze nicht nachhaltig beschädigte. Im Interview mit Transfer lässt Widmer noch einmal die wichtigsten Schauplätze der Berufsbildung Revue passieren – und äussert sich durchaus kritisch über die Höheren Fachschulen oder das Verhalten der Kantone. Und er teilt mit, wer seine Nachfolge antreten wird.
Warum der NQR gescheitert ist
Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) für lebenslanges Lernen gilt als eines der zentralen Umsetzungsinstrumente des Kopenhagen-Prozesses. Er sollte Bildungsabschlüsse allgemeiner und beruflicher Art grenzübergreifend vergleichbar machen und die Transparenz erhöhen. Eines der Ziele: Die Steigerung der internationalen Mobilität der Lernenden und Arbeitnehmenden. Tatsächlich aber bleibt eine Anwendung des vom EQR abgeleiteten schweizerischen Qualifikationsrahmens (NQR) auf dem Bildungs- bzw. Arbeitsmarkt weitestgehend aus. Dieses Versagen lässt sich über neoinstitutionalistische Mechanismen (Imitation, Zwang, Druck) erklären.
Bildung: Etwa doch ein Polenta- und Röstigraben?
In der deutschen Schweiz absolvieren 64 Prozent der Jugendlichen eine Lehre. Ganz anders in der Romandie, wo dies nicht einmal die Hälfte des Jahrgangs tun. Ein vom Schweizerischen Nationalfonds finanziertes Forschungsprojekt ging der Frage nach, warum das so ist. Der Beitrag zeigt anhand von drei Kantonen (ZH, GE, TI), dass wichtige politische Weichenstellungen Anfang der 60er-Jahre erfolgten, unter anderem mit dem Vollzug des neuen Berufsbildungsgesetzes. Während man im Kanton Zürich die Initiative den Berufsverbänden überliess, die weitgehend an der Organisation der kantonalen Berufsbildung beteiligt waren, verstand man im Kanton Genf die Berufsbildung als Teil eines umfassenderen Bildungssystems mit politischen und sozialen Zielen.
Nicht erst seit den Covid-19-bedingten Schulschliessungen im Frühjahr 2020 verändert die Digitalisierung das Lernen, Lehren und Leben an den Schulen. Die Bedeutung digitaler Technologien für die Strukturierung und Organisation von Institutionen, Inhalten und Interaktionen im Bildungswesen wächst seit Jahren. Die Fachagentur Educa hat im Auftrag von Bund und Kantonen nun erstmals das aktuelle Wissen zum Stand und den Auswirkungen der Digitalisierung im Bildungswesen Schweiz zusammengefasst – von der Primarschule bis zur Sekundarstufe II.
Bruno Weber war während 25 Jahren Leiter Bildungspolitik von Travail.Suisse. In dieser Zeit hat er die Entwicklung der Berufsbildung intensiv begleitet und mitgestaltet. So gut wie er kennen nur wenige die Schweizer Berufsbildung und Hochschulbildung. Nun tritt Weber in den Ruhestand, nicht ohne sich noch einmal Rechenschaft zu geben über die anstehenden Herausforderungen. Weber fordert unter anderem die Einrichtung einer Eidgenössischen Bildungskommission, in der sich akademische und berufliche Bildung auf Augenhöhe begegnen können.
Austausch und Mobilität in der Bildung – bei diesem Stichwort denken viele an Kulturaustausch und Fremdsprachenerwerb. Mobilitätsprogramme können aber noch viel mehr sein, wie das Beispiel des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums St.Gallen (GBS) zeigt. Hier sind Austauschprojekte zu einem eigentlichen Treiber von Lernerfahrungen für Jugendliche und das Bildungspersonal geworden. «Die Schweizer Berufsbildung kann im Ausland viel lernen», sagt Rektor Daniel Kehl. Das neue Projekt Swiss-CoVE «innoVET» gibt dem Gedanken Schub; es wird unterstützt von movetia.
Die Berufswelt verändert sich rasant. Neue Technologien verlangen neue Fähigkeiten und schaffen neue Berufsbilder, während gleichzeitig eine wachsende Zahl von Menschen ihr ursprünglich gelerntes Tätigkeitsfeld verlässt. Die Idee vom Beruf fürs Leben wird immer fragwürdiger. Vor diesem Hintergrund hat die deutsche Autorin Anja C. Wagner das Buch «Berufen statt zertifiziert» verfasst, das im hep verlag erschienen ist. Wagners Hauptthese: Das Berufsprinzip hat ausgedient, wir brauchen neue Formen der Bildungsorganisation.
Die Rekrutierung von Lernenden ist für Betriebe keine leichte Aufgabe. Einige beschreiten dabei unkonventionelle Pfade und stellen Jugendliche ein, deren familiäres Umfeld sie kennen oder die aus dem gleichen Ort herkommen. Man kann diese Faktoren als «autochthones Kapital» bezeichnen. Die Betriebe geben damit Jugendlichen eine Chance, die unter normalen Umständen für die Lehrstelle eher nicht in Frage gekommen wären. Eine Studie der EHB zeigt, dass dieser Faktor bedeutender ist als man erwarten würde.
Die kaufmännische Lehre ist vergleichbar mit einem grossen Ozeanschiff, das seit Jahrzehnten mit ein paar Kurskorrekturen recht erfolgreich unterwegs ist. Nun wird das Schiff in eine völlig neue Richtung gesteuert. Das Fundament der Reform bildet die «konsequente Handlungskompetenzorientierung». Die bisherigen schulischen Fächer werden abgeschafft. Diese Kursänderung wird von vielen als riskantes Manöver gesehen. Der Einführungsstart wurde vorsichtshalber schon mal um ein Jahr auf Sommer 2023 verschoben.
In aktuellen Diskussionen zur Berufsbildung wird oft argumentiert, dass Ausbildungscurricula der beruflichen Grundbildung möglichst allgemein gehalten werden sollten und «kleine» Ausbildungsberufe zu vermeiden seien, um eine möglichst gute Mobilität und Anpassungsfähigkeit der Lernenden am Arbeitsmarkt zu fördern. Dabei wird jedoch übersehen, dass die Arbeitsmarktfähigkeit eines Ausbildungsberufes nicht unbedingt vom Anteil allgemeiner schulischer Qualifikationen (wie Mathematik oder Sprachen) bestimmt wird oder von der (mangelnden) Grösse eines Berufes. Ausschlag gebender ist die Frage, wie sehr die Kompetenzbündel eines bestimmten Berufes mit denjenigen des restlichen Arbeitsmarktes übereinstimmen bzw. abweichen – und das muss weder vom Anteil schulischer Inhalte noch von der Grösse des Berufes abhängen. Vor diesem Hintergrund zeigen die vorliegenden, empirischen Studien, wie in der Praxis ein quantitatives Mass für die Spezifität von Berufen berechnet werden kann und wie dieses in Zusammenhang steht mit den Lohnentwicklungen, der Berufsmobilität und der Anpassungsfähigkeit von Absolventen mit eher generellen oder eher spezifischen Berufen.
Studien weisen seit längerem auf den diskriminierenden und ausschliessenden Charakter des Schweizer Berufsbildungssystem hin. Ohne dass sich diese Ausgangslage und damit die diskriminierenden Mechanismen im Lehrstellenmarkt tatsächlich verbessert hätten, geraten diese kritischen Einschätzungen zusehends in Vergessenheit. Dieser Beitrag zeichnet nach, wie diese Entwicklung zustande kam.
Bildungspläne sichern breite Ausbildung – verursachen aber auch Kosten für die Lehrbetriebe
Nicht immer passen die vorgeschriebenen Lerninhalte einer beruflichen Grundbildung perfekt zur Tätigkeit eines Lehrbetriebs. Dieses Passungsproblem kann zu zusätzlichen Kosten für die Lehrbetriebe führen, wie eine neue Studie der EHB zeigt. Diese Kosten wachsen, je breiter die Qualifikationsprofile sind. Umgekehrt sorgen breite Profile aber dafür, dass die Lernenden nach der Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt für eine breite Palette von Stellen qualifiziert sind. Dieses Dilemma ist typisch für die Berufsbildung: Bei der Definition von Berufen und Berufsprofilen muss darum eine optimale Balance zwischen den Ansprüchen der Lernenden beziehungsweise späteren Fachkräfte einerseits und den Ansprüchen der Lehrbetriebe andererseits gefunden werden.
Berufliche Bildung leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration aller Schichten, das ist unbestritten. Fraglicher aber ist, welchen Beitrag die formale Berufsbildung an den unternehmerischen Erfolg leisten kann. In vielen Funktionen reicht es, die Mitarbeitenden on-the-job in ihre Aufgaben einzuführen, so könnte man argumentieren. Eine Felduntersuchung in sechs Entwicklungs- und Schwellenländern zeigt, dass sich tatsächlich viele Unternehmen stark auf die innerbetriebliche Ausbildung verlassen. Sie tun das wider besseres Wissen. Denn gleichzeitig ist eine Mehrheit überzeugt, dass sich Mitarbeitende mit formalen Qualifikationen schneller an Veränderungen in der Technologie, den Produkten und der Arbeitsorganisation anpassen – und damit einen Faktor darstellen, der den Wandel unterstützt, ja sogar vorantreibt.
Die Veränderungen in der Arbeitswelt haben zu einer Verschiebung der Qualifikationsanforderungen geführt: Überfachliche Kompetenzen gewinnen an Bedeutung. Zugleich stellen ökologische und gesellschaftliche Entwicklungen die nachwachsende Generation vor wachsende Aufgaben. All dies – berufliche, persönliche und gesellschaftliche Themen – bilden den Gegenstand des allgemeinbildenden Unterrichts in der beruflichen Grundbildung. Manche befürchten einen Abbau dieses Unterrichts – ausgerechnet in der meist gewählten beruflichen Grundbildung, der kaufmännischen Lehre.
Lese- und Schreibkompetenzen ermöglichen die Teilhabe am kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben. Sie öffnen die Türen zu Bildung und Weiterbildung und sind – gerade auch mit Blick auf die Digitalisierung – grundlegende Voraussetzung für den beruflichen Erfolg. Eine trinationale Studie zeigt, wie es um die Schreibkompetenzen Berufslernender steht. Die Ergebnisse bestätigen nicht nur den Handlungsbedarf in Bezug auf die Förderung literaler Kompetenzen in der beruflichen Bildung, sondern bieten erstmals eine wissenschaftlich gesicherte Grundlage für eine bedarfsgerechte Schreibförderung.
An der Schwelle in eine neue Ära
Das EHB wird erwachsen: Mit diesem Bild beschreibt EHB-Direktorin Barbara Fontanellaz den Wechsel vom Hochschulinstitut zur Hochschule, der am 1. August 2021 rechtskräftig geworden ist. Allerdings ist es wie bei 18-Jährigen auch: Ganz handfest zu greifen sind die Veränderungen noch nicht. Weiter zu Diskussionen Anlass gibt die Eigenheit der EHB als nationale Einrichtung mit regionaler Verankerung.
Von Daniel Fleischmann
Der Erwerb der jeweiligen lokalen Sprache bildet eine wichtige Voraussetzung für die berufliche und gesellschaftliche Integration in der Schweiz. Der vorliegende Beitrag beschreibt die Umsetzung der szenariobasierten Sprachförderung im Rahmen eines Angebots des Schweizerischen Roten Kreuzes und des Staatssekretariats für Migration. Es hat zum Ziel, Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene beim beruflichen Einstieg in die Pflegehilfe zu unterstützen. Der Beitrag macht deutlich, wie professionelles und sprachliches Handeln in didaktischen Szenarien verknüpft werden können.
Gemeinsam mit der SDK CSD führte die SGAB eine Online-Tagung zum Thema „Flexibilisierung der Berufsbildung“ durch (Agenda). Referate aus der Praxis und der Wissenschaft sowie individuell wählbare Workshops gaben Einblick zum aktuellen Stand der „Flexibilisierung der Berufsbildung“. Alle wesentlichen Unterlagen der Online-Tagung finden Sie weiter unten. Herzlichen Dank an die Referent*innen für die spannenden Keynotes […]
Viele Lernende sind zufrieden mit ihrer Berufsfachschule
Wie erleben die Lernenden ihre Zeit in der Berufsfachschule? Die schweizweit durchgeführte Standardisierte Abschlussklassenbefragung SAB stellt genau diese Frage. Sie findet alle drei Jahre statt und gibt den teilnehmenden Schulen Einsicht in die Einschätzungen der Berufslernenden zur Qualität von Schule und Unterricht. Die Ergebnisse der letzten SAB zeigen insgesamt eine hohe Zufriedenheit der Berufslernenden mit ihrer schulischen Ausbildung. Zur Lernortkooperation und zur gezielten individuellen Förderung äussern sich die Lernenden hingegen kritischer.
Wie bereiten Lehrpersonen den Unterricht am besten vor? Vor über zehn Jahren erschien ein Buch, das diese Frage mit einem Strukturmodell beantwortete: AVIVA. Seither hat das Modell in der Schweiz und anderen deutschsprachigen Ländern grosse Beachtung in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen gefunden; es wurde zu einem Referenzpunkt in zahlreichen Grundlagenwerken und wissenschaftlichen Beiträgen zur Schulpädagogik. Die Autoren des vorliegenden Beitrags fassen nun erstmals ihre Überlegungen zum Einsatz von AVIVA in Blended Learning Arrangements zusammen.
Das SBFI hat nach diversen Interventionen die Einführung der neuen Bildungsverordnung im Beruf Kaufleute EFZ um ein Jahr auf 2023 verschoben. Das gibt Zeit, noch einmal über die Reform nachzudenken. So formuliert Rolf Dubs Überlegungen zu grundsätzlichen Konstruktion des Lehrplans. Er vermisst, dass in der Revision überhaupt nicht definiert werde, welches Wissen angehende Kaufleute in ihrer beruflichen Grundbildung erwerben sollen. Ohne dieses konstitutive Element bleibe die Reform trotz aller guten Ansätze vage.
Wieviel Allgemeinbildung braucht die Berufsbildung?
Die berufliche Grundbildung in der Schweiz ist sehr heterogen. Sie besteht aus rund 240 verschiedenen Ausbildungsberufen, die sich neben ihrer inhaltlichen Ausrichtung auch in ihrer Ausbildungsdauer und Ausgestaltung unterscheiden. Letztere umfasst beispielsweise das Verhältnis von berufsspezifischen und allgemeinbildenden Lerninhalten, den Anteil der berufspraktischen Ausbildung im Betrieb oder die Spezialisierung des vermittelten beruflichen Wissens. Die Ergebnisse eines Nationalfondsprojektes zeigen auf, dass solche Unterschiede in Zusammenhang stehen mit dem Lohn und der Statusmobilität in der frühen Berufslaufbahn sowie der Wahrscheinlichkeit, einen Abschluss der Höheren Berufsbildung zu erwerben. Die Wahl des Lehrberufs hat damit langfristige Konsequenzen für die weitere Laufbahn.
Zwischen Marketing und Wirklichkeit
Der Uhrmacherberuf ist heute medial präsent wie nie zuvor. Die Weitergabe handwerklichen Wissens ist zu einem beliebten Marketingargument der Hersteller von «Swiss made»-Uhren geworden. Die Uhrmacherinnen und Uhrmacher selber aber haben das Gefühl, dass ihr Handwerk verschwinde. Warum dieser Widerspruch? Und inwiefern ist die Berufsbildung davon betroffen? Dieser Beitrag geht diesen Fragen nach. Er stützt sich auf eine fünfjährige ethnografische Forschung in der Welt der Schweizer Uhrenherstellung. Er macht deutlich, dass es gerade die häufige und übertrieben positive Darstellung des Uhrmacherhandwerks (unter anderem als «Kulturerbe») ist, die bei den Uhrmacherinnen und Uhrmachern das Gefühl steigert, ihr Handwerk sei vom Verschwinden bedroht.
Lob macht stark
Viele Jugendliche freuen sich auf die Lehre. Sie haben einen Beruf gefunden, der zu ihnen passt und glauben, dass sie die Anforderungen bewältigen können. Wie eine Studie nun nachweist, sind dies gute Voraussetzungen für einen Lehrbeginn mit einer tiefen Belastungswahrnehmung, die wiederum zu einem hohen beruflichen Commitment beiträgt. Ein positiver Start in die Lehre hängt jedoch nicht nur von einer guten Vorbereitung der Jugendlichen ab. Auch Berufsbildende können einen Beitrag leisten, indem sie den Lernenden häufig konstruktive Rückmeldungen geben. Gerade Jugendliche in geschlechtsuntypischen Berufen sind in besonderem Masse darauf angewiesen.
Mit der Reform «Kaufleute 2022» soll die kaufmännische Grundbildung den veränderten Anforderungen der globalen und digitalen Arbeitswelt angepasst werden. Die Ausbildung der Lernenden soll an allen drei Lernorten konsequent auf die Förderung und Überprüfung beruflicher Handlungskompetenzen ausgerichtet werden. Der lernortübergreifende und kompetenzorientierte Ansatz stellt einen Paradigmenwechsel dar. Dieser Beitrag analysiert didaktische Implikationen der Reform «Kaufleute 2022» für die kaufmännischen Berufsfachschulen und für die Lehrpersonenbildung.
Berufe mit niedrigen Qualifikationsanforderungen werden nach und nach aus der Schweiz ausgelagert. Gleichzeitig erhöht die technologische Entwicklung den Bedarf an qualifizierten Arbeitsplätzen und entsprechend ausgebildetem Personal. Damit wird die Qualifikation inländischer Arbeitskräfte zu einem zentralen Anliegen: Auch Erwachsene sollen noch einen Berufsabschluss erwerben. Das ist aber nicht ganz einfach, wie eine Untersuchung der Universität Lausanne im Kanton Waadt zeigt. Der vorliegende Beitrag zeigt die einzelnen Schritte auf, die zum Qualifizierungsverfahren führen, benennt die Schwierigkeiten, mit denen die Betroffenen zu kämpfen haben, und macht Vorschläge zur Verbesserung des Angebots.
Wenn spieltypische Elemente ausserhalb ihres ursprünglichen Kontextes, der Unterhaltung, eingesetzt werden, spricht man von Gamification. Studien zeigen, dass durch die Nutzung von Gamification im Bildungsbereich Motivation und Leistungen gesteigert werden können. Die Autorin des vorliegenden Beitrags, Silke Fischer, hat zusammen mit Andrea Reichmuth im hep verlag eine 40 Seiten umfassende Broschüre dazu publiziert. Sie führt Lehrpersonen an Berufsfachschulen in das Konzept von Gamification ein und bietet eine praxisnahe, didaktische Handlungsanleitung für den Unterricht. Im vorliegenden Beitrag skizziert sie die wichtigsten Aspekte.
Gemeinsam mit dem EHB führte die SGAB die Online-Tagung „Berufsfelddidaktik in der Schweiz“ durch. Referate aus der Praxis und der Wissenschaft sowie individuell wählbare Workshops (vgl. weiter unten) gaben Einblick zum aktuellen Stand der „Berufsfelddidaktik in der Schweiz“. Alle wesentlichen Unterlagen der Online-Tagung finden Sie weiter unten. Herzlichen Dank an Prof. Antje Barabasch für die […]
Unter dem Titel «Ein Handwerk studieren» hielt Philipp Gonon am 17. Dezember 2020 seine Abschiedsvorlesung an der Universität Zürich. Er blickt darin in die Anfänge der pädagogischen Diskurse im 18. Jahrhundert zurück, als Jean-Jacques Rousseau in der Romanfigur des Robinson Crusoe ein Modell des modernen Lernens erkannte. In seinem Erziehungsroman «Emile» sollte sein Zögling idealerweise das Handwerk eines Tischlers erlernen: Wenn er dies könne, dann würde er sich überall in allen Fachgebieten erfolgreich behaupten können. Dieser Gedanke ist hochmodern: Denn durch die digitalen Werkzeuge sind wir alle wieder auf die Robinsonade des ständigen Lernens geschickt, in dem sich «Hand- und Kopfwerk» verbinden.
Philipp Gonon wurde auf Ende 2020 als Lehrstuhlinhaber für Berufsbildung an der Universität Zürich emeritiert. Anlässlich einer Abschiedsveranstaltung vom 22. Januar 2021 würdigten unter anderem André Schläfli und Thomas Deißinger das Wirken Gonons. Schläfli war langjähriger Direktor des SVEB (Schweizerischer Verband für Weiterbildung), Thomas Deißinger ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik I an der Universität Konstanz. Eine Zusammenfassung der Abschiedsrede von Philipp Gonon mit dem Titel «Robinsonaden des Lernens» findet sich ebenfalls in Transfer (Link unten).
Der Grossteil der Lernenden in der Schweiz wird in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ausgebildet. Der Zeitdruck, die hohe Arbeitsbelastung und die im Vergleich zu Grossunternehmen knappen Ressourcen machen es jedoch oft schwierig, die Lernenden angemessen zu betreuen und Innovationen in der Berufsbildung umzusetzen. Gleichzeitig erfordern die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und in den Berufsfachschulen eine neue Lernkultur bei der betrieblichen Berufsbildung. In der französischsprachigen Schweiz machen prozentual weniger junge Menschen eine Berufsausbildung als in der Deutschschweiz, da die gymnasiale Tradition in der Romandie stärker verankert ist. Vor diesem Hintergrund wird hier die besondere Situation für KMU diskutiert. Anhand verschiedener Interviews mit Institutionen werden ausgewählte Innovationsprojekte vorgestellt.
Die Berufswahl von Jugendlichen in der Schweiz unterscheidet sich nach wie vor sehr deutlich nach Geschlecht. Eine naheliegende Erklärung, welche in der öffentlichen Debatte bisher wenig Raum einnahm, sind unterschiedliche berufliche Interessen von Frauen und Männern. Tatsächlich zeigt sich ein erstaunlich starker Zusammenhang zwischen dem Tätigkeitsprofil eines Berufs und dem Anteil an weiblichen bzw. männlichen Jugendlichen im entsprechenden Beruf. Dies legt – zusammen mit weiteren Ergebnissen – nahe, dass gesellschaftliche Normen und Stereotypen nicht die alleinige Ursache für die beobachteten Unterschiede in der Berufswahl sind; vielmehr folgen die Jugendlichen bei der Berufswahl auch ihren eigenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten. So dürften Frauen und Männer auch in Zukunft unterschiedliche Berufe wählen.
Die berufliche Grundbildung ist in der Schweiz stark geschichtet. Schulisch anspruchsvollen Berufslehren mit hohem Bildungs- und Laufbahnpotenzial stehen anspruchsärmere Lehren mit eingeschränkten Perspektiven gegenüber. Der vorliegende Beitrag auf Basis der Daten von TREE (Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben) zeigt unter anderem, dass die Eintrittsselektion in die berufliche Grundbildung stark institutionell kanalisiert erfolgt: Sie ist weniger von Leistungsmerkmalen bestimmt als von Merkmalen der sozialen Herkunft. Zudem wirkt es sich auch bei vergleichbaren schulischen und familiären Ausgangsbedingungen ungünstig auf die späteren Ausbildungs- und Arbeitsmarktchancen aus, wenn Jugendliche eine Lehre mit geringem berufsschulischem Anteil durchlaufen.
Unternehmerisches Denken und Handeln als Zukunftskompetenz im allgemeinbildenden Unterricht
In der Arbeitswelt von morgen werden Arbeiten, die lediglich «abzuarbeiten» sind, verschwinden. Stattdessen wird es noch wichtiger werden, eigeninitiativ und kreativ zu handeln, Chancen zu erkennen, kritisch zu denken und Probleme zu lösen. Dafür braucht es unternehmerische Kompetenzen – Kompetenzen, die an den Berufsfachschulen der Schweiz bisher aber kaum systematisch gefördert werden. Eine neue Initiative will das ändern: Unternehmerisches Denken und Handeln soll integraler Bestandteil des allgemeinbildenden Unterrichts (ABU) werden. Das erfolgreich pilotierte Lehr-/Lernprogramm myidea.ch ist eine Möglichkeit, wie Lernende unternehmerische Kompetenzen aufbauen können. Nun werden interessierte Lehrpersonen, die erfolgreich mit «myidea» gearbeitet haben, zu Multiplikatorinnen ausgebildet, die dann weitere Lehrpersonen schulen. Die Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK) hat 2020 eine Empfehlung zur Implementierung des Programms ausgesprochen. Getragen wird das Projekt von der Schweizerischen Direktorinnen- und Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen (SDK).
Rund 14 Prozent der Schweizer Jugendlichen münden nach der Sekundarstufe I in ein Brückenangebot oder eine Zwischenlösung ein. Schulschwache Jugendliche mit Migrationshintergrund sind davon doppelt so oft betroffen (21%) wie Schweizer Jugendliche. Nicht immer ist diese Anschlusslösung freiwillig gewählt, und 3 bis 6 Prozent der Betroffenen gelingt der Übertritt in eine zertifizierende Ausbildung anschliessend nicht. Im Rahmen des Projekts NON-STOP wurden während vier Jahren 254 Jugendliche während der Lehrstellensuche und der ersten Phase ihrer beruflichen Grundbildung individuell unterstützt. Diese berufsintegrativen Massnahmen sind nach Ansicht der Befragten empfehlenswert und wirksam und im Verhältnis zu Brückenangeboten kostengünstig. Das Projekt fördert den Direkteinstieg in den Beruf von schulschwachen Jugendlichen mit Migrationshintergrund des Niveau B und C nachweislich. Es leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Ausbildungsabschlüsse von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und unterstützt damit ein zentrales Bildungsdesiderat der EDK.
Einfach nicht stromlinienförmig
Es gibt Jugendliche, die sich während der Berufswahl unvernünftig verhalten. Sie bleiben passiv oder hängen Berufen nach, deren Ansprüchen sie kaum genügen werden. Ardi, Bruno und Blerim sind Beispiele. Sie sind drei von 36 Jugendlichen, die in der vorliegenden Fallstudie Auskunft über ihr Leben und Handeln gegeben haben – Jugendliche, die aufgrund soziodemographischer und struktureller Zuschreibungen als gefährdet gelten. Dabei zeigt sich, dass ihr Verhalten durchaus Sinn macht: Indem sie sich widersetzen, gewinnen sie das Gefühl zurück, trotz ungünstiger Prognosen Herr ihrer Biografie zu sein. Für Beratungspersonen oder pädagogisch Verantwortliche ergibt sich dadurch die anspruchsvolle Aufgabe, unpassendes Betragen zu sanktionieren und dennoch mit statt gegen die Jugendlichen zu arbeiten.
Virtual Reality in der Berufsbildung
Noch werden virtuelle Simulationen in der Berufsbildung selten eingesetzt. Eine entscheidende Anforderung an das Instrument bildet neben dem didaktischen Mehrwert gegenüber konventionellen Lernformen auch die Frage, welche Auswirkungen die Übertragung bestimmter Lernparadigmen in den virtuellen Raum auf die Einstellung, Motivation und die Leistung von Auszubildenden hat. Diese Frage untersuchte login Berufsbildung AG zusammen mit der Hochschule für Angewandte Psychologie der FHNW. Die Studie kommt zum Schluss, dass beim Erlernen eines Arbeitsprozesses eine feste Anzahl von Wiederholungen einer Teilaufgabe in der virtuellen Welt einen Lernvorteil bietet. Auf der anderen Seite zeigt das zufällige Wiederholen von unterschiedlichen Teilaufgaben weniger Lernerfolg im Erwerb von Prozesswissen. Während die Auszubildenden Virtual Reality als «virtuellen Blick» in ihre berufliche Zukunft als zusätzlichen Mehrwert erleben, wirkt sich die Art der Gestaltung des VR-Trainings massgeblich auf die Motivation aus.
SGAB, 27.11.2020. Mit einem Anerkennungspreis fördert die Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung den Transfer qualitativ guter Berufsbildungsforschung in die Praxis der Berufsbildung. Erster Preisträger ist das Projekt Realto. In diesem digitalen Raum begegnen sich Berufsfachschule und berufliche Praxis. Die Preisverleihung fand am 27. November 2020 statt.
Die SGAB publiziert seit 2016 die wichtigsten Ergebnisse aus der Berufsbildungsforschung der Schweiz. Dank der Unterstützung durch das SBFI erfährt der Newsletter wichtige Neuerungen. a) Der SGAB-Newsletter heisst künftig «Transfer. Berufsbildung in Forschung und Praxis». Damit wird die digitale Publikation greifbarer und leichter zu zitieren. Mit dem Namen verbindet sich der Anspruch der SGAB, zur Valorisierung […]
Der neue Geschäftsleiter übernimmt seine Funktion am 1. Oktober. Als ausgebildeter Bankkaufmann, Psychologe und Laufbahnberater kennt er die Berufsbildung aus unterschiedlichen Perspektiven. Jonas Probst übernimmt die Geschäftsleitung der SGAB von seiner Vorgängerin Michela Seggiani, die die SGAB verlassen hat, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Der 35-jährige Probst ist durch seine bisherige Tätigkeit in der Arbeitswelt und […]
Die SGAB hat am Freitag, 27. November im Rahmen einer Tagung erstmals einen Anerkennungspreis für gute Berufsbildungsforschung vergeben. Erster Preisträger ist das Projekt Realto. In diesem digitalen Raum begegnen sich Berufsfachschule und berufliche Praxis, heute arbeiten mehr als 250 Lehrkräfte, rund 100 Betriebe aus zehn Berufen und etwa 1500 Lernende mit dem Instrument. Im vorliegenden Beitrag zeigt Jean-Luc Gurtner, einer der Entwickler, wie Realto gerade in Corona-Zeiten weitere Bedeutung als Forum der Lernortkooperation erhalten könnte. Weitere Informationen zum Preis und den weiteren nominierten Projekten finden Sie auf unserer Website.
Master und Bachelor auch in der Berufsbildung
Die Höhere Berufsbildung bildet den wohl am wenigsten bekannten Bereich des Schweizer Bildungssystems. Dabei hat sie hohe Bedeutung: Jedes Jahr erwerben rund 15000 Personen einen Fachausweis und 14000 Personen ein Diplom. Nun soll die Höhere Berufsbildung gestärkt werden. Sie soll im Inland bekannter und im Ausland besser verstanden werden. Mit dem Thema beschäftigte sich auch eine Tagung der Schweizerischen Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung (SGAB). Im Zentrum stand die Frage der Titelbezeichnungen in der Höheren Berufsbildung. Dabei kam es zu einer überraschenden Annäherung. Sind Professional Bachelor und Professional Master wie in Deutschland (Bild) bald Realität?
Die swissuniversities finanzieren seit einigen Jahren das Leading House für Berufsfelddidaktik, das die Konzeption und Umsetzung von Berufsfelddidaktik in der Schweiz untersucht. Partner sind das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung, die Pädagogischen Hochschulen Luzern, St. Gallen und Zürich sowie die Universität Zürich. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Ergebnisse. Er zeigt, dass sich in der Schweiz bisher kein einheitliches Konzept einer Berufsfelddidaktik etabliert hat – unter anderem, weil die grundsätzliche Frage, ob es eine solche braucht, von Experten und Expertinnen gegensätzlich beantwortet wird. Im gegenwärtigen institutionellen Kontext der Schweiz ist es darum kaum angebracht, die Entwicklung von berufs(feld)spezifischen Didaktiken für alle Berufe zu fördern – obwohl sie sich in grösseren Berufen etablieren konnten. Die eingeschränkte zeitliche Ausbildung von Berufsschullehrpersonen legt nahe, das Hauptgewicht auf Situationsdidaktik, pädagogisch-didaktische Grundlagen und allgemeine Prinzipien guten Unterrichts in der Berufsbildung zu legen.
«Handlungskompetenzorientierung» ist das Leitprinzip allen Lernens in der Berufsbildung. Seine Grundlegung findet es im «Handbuch Verordnungen», das als Ziel der beruflichen Grundbildung die «Aneignung von beruflichen Handlungskompetenzen» definiert. Die Lernenden sollen nicht nur wissen, wie etwas geht; sie sollen es auch können. Aber so einfach das klingt: Die Umsetzung des Paradigmas stellt noch immer hohe Anforderungen an den Unterricht, ganz besonders an das Prüfen. Im hep verlag ist in diesen Wochen ein Buch zu diesem Thema erschienen. Es enthält unter anderem eine «Taxonomie von Handlungskompetenzen», die an die Stelle der Taxonomie von Bloom treten soll.
Fritz Oser ist am 5. September im Alter von 83 Jahren gestorben. Oser war von 1981 bis zu seiner Emeritierung 2007 ordentlicher Professor für Pädagogik an der Universität Freiburg. «Das grösste Verdienst von Fritz Oser ist es, dass er die universitäre Lehrerbildung revolutioniert und auf eine wissenschaftliche Basis gestellt hat», sagt Franz Baeriswyl, ehemaliger Direktor der Gymnasiallehrerausbildung an der Uni Freiburg. «Er hat die psychologisch basierte Didaktik als eigentliches Fach aufgebaut.» Oser hat als einer der Ersten Grundlagenforschung bezüglich der Lernprozesse bei der Berufsbildung betrieben. So leitete er das Leading House «Professional Mind», das Margrit Stamm mit den Worten würdigte: «Oser und sein Forschungsteam haben einen bedeutsamen Beitrag zur nachhaltigen Berufsbildungsforschung in der Schweiz geleistet und auch international eine enorme Reputation erfahren.» Eine der Publikationen des Leading House ist «Ohne Kompetenz keine Qualität» (Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2013). Anlässlich der Beerdigung von Fritz Oser würdigte Horst Biedermann, Rektor der Pädagogischen Hochschule St.Gallen, den Verstorbenen.
Das Verhältnis von jungen Erwachsenen zum Thema Zeit irritiert die Erwachsenen manchmal, ja bringt sie zur Verzweiflung. Jugendliche scheinen ungeduldiger und weniger organisiert sein als die Älteren. Und sie interessieren sich offenbar nur für das Hier und Jetzt. Ob solche Zuschreibungen stimmen, ist Gegenstand einer neuen Studie. Sie zeigt: Entgegen des Klischees können sich die meisten der befragten Berufslernenden gut organisieren und haben realistische Zukunftspläne. Aber sie geben damit nicht an – obwohl Zeit eine soziale Ausdrucksform ist. Denn Zeit ermöglicht es den Jugendlichen, sich von der Welt der Erwachsenen, die ihnen sehr organisiert vorkommt, zu unterscheiden. Durch ihren Umgang mit der Zeit können Jugendliche signalisieren, dass sie einer anderen sozialen Kategorie angehören, die sich primär durch Freiheit definiert – die Jugend eben.
Als Reaktion auf den Flüchtlingsstrom in die Schweiz lancierte das Staatssekretariat für Migration 2015 die Integrationsvorlehre (Invol). Sie wird seit 2018 in zwölf recht unterschiedlichen Berufsfeldern angeboten. Die Öffnung der Berufe für Flüchtlinge stiess bei einigen Organisationen der Arbeit (OdA) auf Widerstand, während andere das Programm bereitwillig umsetzten. So bestand die Befürchtung, dass die Invol bestehende Lehrgänge abwerte. Die vorliegende Untersuchung zeigt, wie verschiedene Berufsfelder mit dem Dilemma umgingen, ihr Berufsprestige zu schützen und dennoch Flüchtlinge zu integrieren.
Mehr als jeder vierte Jugendliche und junge Erwachsene sagt von sich, er sei beeinträchtigt. Die Betroffenen berichten von Schwierigkeiten bei der Bewältigung von schulischen oder betrieblichen Anforderungen und einem reduzierten Wohlbefinden. Ein Teil von ihnen erhält einen Nachteilsausgleich. Er wird vor allem von Personen genutzt, die Lese-Rechtschreibstörungen haben, gefolgt von ADHS und körperlichen Beeinträchtigungen. An den Schulen sind zwar zunehmend Wissen und Erfahrung vorhanden, wie man mit dem Nachteilsausgleich umgeht. Bei der Umsetzung bestehen aber auch Unsicherheiten. Das Projekt «Enhanced Inclusive Learning» zeigt Erfahrungen, Einstellungen und Umsetzungsmöglichkeiten.
Lernen zu beobachten: eine zentrale Kompetenz in der Kindererziehung
In der Elementarpädagogik gilt das Beobachten der Kinder als zentrale berufliche Kompetenz. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dieser wenig sichtbaren Tätigkeit; er basiert auf einem einem vierjährigen Forschungsprojekt, das im Rahmen einer Doktorarbeit in Genfer Kinderbetreuungseinrichtungen durchgeführt wurde. Die Analyse unterschiedlicher Arbeitssituationen verdeutlicht, wie die Beobachtungen und die Interaktionen ineinander übergehen und den Elementarpädagoginnen informelle Lernmöglichkeiten eröffnen. Auf allgemeinerer Ebene illustriert der Artikel, wie ein besseres Verständnis der Beobachtung in Aktion zur Dokumentation der Komplexität der täglichen Praxis pädagogischer Berufe beitragen und theoretische und methodologische Grundlagen zur Entwicklung von Ausbildungsmassnahmen liefern kann.
Immer mehr Personen verlassen bereits nach wenigen Jahren ihren ursprünglich erlernten Beruf. Diese berufliche Mobilität stellt die Branchen vor die Herausforderung, gut qualifizierte Arbeitnehmende zu halten und bedarfsorientiert weiterzubilden. Eine Studie der ETH und der Universität Bern untersucht, welche Faktoren zu beruflicher Mobilität beitragen und wie der Abwanderung entgegengewirkt werden kann. Die wichtigsten Ergebnisse sind in einen Leitfaden eingeflossen, der sich mit konkreten Empfehlungen an Arbeitgeberinnen und Führungspersonen wendet.
Unsichere Zeiten – unsichere Karrieren?
Berufliche Laufbahnen haben sich stark verändert, Karrieren innerhalb eines Unternehmens vom Berufseinstieg bis zur Pensionierung werden immer seltener. Das schafft Laufbahnunsicherheiten, die die Zufriedenheit, die körperliche und psychische Gesundheit sowie die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können. Dies zeigt das vom Nationalfonds (SNF) geförderte Projekt «Sichere berufliche Laufbahnen in Zeiten der Unsicherheit?». Im Rahmen der Untersuchung wurde auch ein für den Einsatz in der Laufbahnberatung geeigneter Fragebogen zur Messung von Laufbahnunsicherheit entwickelt und validiert. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass die im Rahmen von mehrereren Studien befragten Personen besonders unsicher in Bezug auf ihren Ruhestand sind.
Didaktische Herausforderung und möglicher Innovationsschub
Innert kürzester Zeit haben viele Lehrpersonen ihren Unterricht weitgehend digitalisieren und im Fernlernen weiterführen müssen. Das hat einen Innovationsschub ausgelöst, aber die Entwicklung stellt auch die Chancengerechtigkeit in Frage. In einer Befragung bewerten 99 Lehrpersonen vor allem die Interaktion mit der Klasse und die Beziehungsgestaltung als anspruchsvoll. Zudem stelle der Umgang mit digitalen Technologien die kleinere Herausforderung dar als die Didaktik im Fernunterricht. Viele Lehrpersonen gehen davon aus, dass sich ihr Unterricht nachhaltig verändern wird.
Herausforderungen von Ausbildung und Beruf für Menschen mit Autismus
Eine von einhundert Personen leidet an einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Im Übergang zwischen Schule und Beruf erleben diese Menschen oft grosse Hürden beim Finden einer Lehrstelle, dem Abschluss einer weiterführenden Schule oder dem Berufseinstieg. Eine frühe Diagnose, der Nachteilsausgleich und gezielte Coachings sind Schlüssel für eine gute Unterstützung der Betroffenen. Aber nicht immer sind diese Voraussetzungen gegeben, wie die hohe Anzahl von beanspruchten Brückenangeboten oder Bildungsabbrüchen zeigt. Das führt oft dazu, dass Menschen mit ASS ihr Potenzial nicht nutzen können.
So bedeutend die Berufsbildung für die Schweiz ist – eine aktuelle Darstellung ihrer Entstehung fehlt bis heute fast ganz. Nun hat sich der Berufsbildungsfachmann Emil Wettstein in über 600 Dokumente vertieft und mit vielen Fachleuten gesprochen. Seine Geschichte der Schweizer Berufsbildung (hep verlag) ist seit April im Handel. Im Interview erläutert Wettstein, ob man etwas aus dieser Geschichte lernen könnte. Als eine der wichtigsten jüngeren Errungenschaften bezeichnet er die Durchlässigkeit der Bildungsangebote.
Jugendliche von heute finden vor allem zwischenmenschliche Beziehungen wichtig. Dass sie sich politisch engagieren könnten, rangiert praktisch am Ende der Werteskala. Dies ist eines der Ergebnisse einer Befragung der Pädagogischen Hochschule St.Gallen. Wie die Ergebnisse interpretiert werden könnten, zeigen Interviews mit acht erfahrenen Lehrpersonen. Sie setzen sich dabei auch mit der überraschenden Erkenntnis auseinander, dass die Belastung der Lernenden gar nicht so gross ist, wie diese gerne vorgeben. «Weil sie Jammeris sind», sagt eine Lehrperson lächelnd. Andere widersprechen.
Die Fachmittelschule (FMS) hat sich trotz zahlreicher Anfechtungen neben den beiden mächtigen Polen der Berufslehre und dem Gymnasium als drittes nachobligatorisches Bildungsangebot etabliert. Die vorliegende Studie untersucht diesen Transformationsprozess mithilfe der Soziologie der Konventionen. Sie zeigt, dass die FMS Kompromisse eingehen musste, um als Bildungsangebot zu bestehen und mit der Fachmaturität als Zugangsweg zu den Fachhochschulen anerkannt zu werden. Zu diesen Kompromissen gehört die Verstärkung des Berufsbezuges und Arbeitswelterfahrung mittels Berufsfeldern und Praktika ins FMS-Curriculum.
Was haben Gewebegestalter/innen, Musikinstrumentebauer/innen und Seilbahnmechatroniker/innen gemeinsam? Sie gehören zu den Kleinstberufen mit durchschnittlich zwischen 7 und 28 neuen Lehrverhältnissen pro Jahr. Bei der Umsetzung der Berufsbildungsreform von 2002 wurde angestrebt, die Anzahl der Berufe in der Schweiz zu reduzieren, indem man ähnliche Berufe zu Berufsfeldern zusammenschliesst oder einzelne Berufe auflöst. Trotzdem haben einige Kleinstberufe überlebt, ja es wurden sogar neue kleine Berufe gegründet. Der vorliegende Beitrag zeigt anhand von drei Beispielen, dass ein entscheidender Faktor dafür bei den Berufsverbänden liegt. Mit ihrem ausserordentlichen Engagement tragen sie zum Erhalt ihrer traditionsreichen Berufe bei und sind Schlüsselakteure für die Weiterentwicklung ihrer beruflichen Ausbildung.
Es gehört zum Auftrag von Ausbildungsinstitutionen mit dualen Ansätzen, dass sie zur Lernortkooperation beitragen. Diese ist auch für die Auszubildenden bedeutsam. Im Rahmen einer Studie der Pädagogischen Hochschule Zug (PHZG) wurden sie zur Sicht auf das Lernen in der Schule und im Betrieb und zur Relationierung des Lernens zwischen diesen Lernorten befragt. Es zeigte sich, dass neben organisatorischen Koordinationsansprüchen besonders auch die Relationierung der beiden unterschiedlichen Erkenntniswege (praktisches Lernen und wissenschaftlich abgestimmtes, formales Lernen) besonders herausfordernd ist. Die beiden Erkenntniswege werden mitunter als «zwei Welten» wahrgenommen. Eine Begleitgruppe zum Projekt leitete aus diesen Sachverhalten Empfehlungen für die Verbesserung der Lernortkooperation ab.
Erste Ergebnisse aus dem Projekt «Skills-for-Industry»
Das gewachsene Interesse der Entwicklungszusammenarbeit an der Berufsbildung führte in den letzten Jahren auch zu einer Zunahme von Projekten und Programmen, mit denen Industrieausbildungen unterstützt wurden. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, inwiefern solche Trainingsprogramme mit positiven Veränderungen in Unternehmen – sei es eine Veränderung der Arbeitsorganisation, eine Steigerung der Produktivität oder mehr Wachstum – in Beziehung stehen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt die Faktoren, welche Ausbildungsprojekte mittels Transformation von Arbeitsprozessen einen Beitrag zu inklusivem industriellem Wachstum leisten. Es zeigt unter anderem, dass eine durch viele Geber vorangetriebene, angebotsorientierte Ausrichtung von Berufsbildung auf niedrige Qualifikationsniveaus zwar auf dem Papier löblich ist. Sie ist allerdings problematisch, wenn die Ausgebildeten von den Unternehmen dann nicht nachgefragt werden.
Wer einen Beruf lernt, möchte sich als vollwertige Mitarbeiterin oder vollwertiger Mitarbeiter an den betrieblichen Tätigkeiten beteiligen. Der Eindruck, selbstständig zu werden und Fortschritte zu machen, trägt entscheidend zur Entwicklung der beruflichen Identität bei. Aber diese Teilnahme wird nicht von allen Betrieben genügend gefördert. Welche Mechanismen sich dahinter verbergen, bildet den Gegenstand einer Studie des EHB, die vom Schweizerischen Nationalfonds unter dem Titel «Entwicklung beruflicher Identitäten» bei Maurer- und Automatiklernenden gefördert wird. Dabei zeigt sich unter anderem, dass es gut ist, wenn die betriebliche Ausbildungsverantwortung nicht bei einer einzigen Person liegt; vielmehr sollte die ganze Belegschaft ein Bewusstsein für die Betreuung der Lernenden entwickeln.
Akzeptanz und Herausforderungen eines neuen Studienmodells
Wenn gymnasiale Maturandinnen und Maturanden an einer Fachhochschule studieren möchten, müssen sie eine einjährige Arbeitswelterfahrung durchlaufen. Im Rahmen eines Pilotversuches wurde dieses Betriebspraktikum in die Zeit des Studiums verschoben – eine Massnahme im Rahmen der Fachkräfteinitiative. Eine Evaluation von econcept zeigte, dass die Nachfrage und die Zufriedenheit bei Studierenden und Unternehmen hoch sei – PiBS sei damit ein attraktives Angebot, das punktuell zur Minderung des Fachkräftemangels im MINT-Bereich beitrage. Eine weitere Evaluation des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich untersuchte das PiBS-Studienmodell der Fernfachhochschule der Schweiz (FFHS). Es kommt zu einem ähnlich positiven Schluss über die Nützlichkeit des Modells. Die angelegte enge Verknüpfung von Hochschulstudium und praktischer Ausbildung im Betrieb erfordere von den beteiligten Unternehmen und den Fachhochschule aber eine intensive Kooperation.
Wie die Berufsbildungsforschung in der Praxis ankommt
Am 29. April 2020 lohnt es sich gleich doppelt, nach Bern ins Bundeshaus zu fahren! An diesem Mittwoch führt die Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung (SGAB) die Tagung mit dem Titel «Zukunft der höheren Berufsbildung… hin zum Professional Master?» durch. Und sie prämiert das diesjährige Siegerprojekt des neuen SGAB-Anerkennungspreises für Transfer von Forschung in die Praxis.
Die Höhere Berufsbildung ist Teil der Tertiärsystems. Im Bildungsmarkt und im Arbeitsmarkt wird die Höhere Berufsbildung allerdings vielfach unter ihrem Wert gehandelt. Dies gilt für den nationalen, aber insbesondere auch für den internationalen Bildungs- und Arbeitsmarkt. Was sind die Gründe dafür? Und welche Massnahmen müssen ergriffen werden, damit die Höhere Berufsbildung richtig positioniert ist und adäquat wahrgenommen wird? An der Tagung sprechen Ursula Renold, Leiterin Forschungsbereich Bildungssysteme KOF, sowie Peter Berger, Präsident der Schweizerischen Konferenz der Höheren Fachschulen HF.
Im Zuge der Tagung werden auch die drei nominierten Projekte des SGAB-Preises bekannt gegeben. Mit dem Preis möchte die SGAB den Transfer qualitativ guter Berufsbildungsforschung in die Praxis der Berufsbildung auszeichnen. Die Jury des Preises ist hoch erfreut über die zahlreichen und qualitativ hochstehenden Eingaben. Aus den zehn Eingaben wurden drei Projekte ausgewählt und eines davon prämiert.
Die experimentell entwickelte Methode des «Modeling mit MetaLog» ist eine wirksame Ausbildungsform für die Praxis in personenbezogenen Berufen. Die ausbildende Person macht dabei während der Arbeit mit Klientinnen oder Patienten ihr handlungsleitendes berufliches Wissen explizit, sie kommentiert es laufend. Dank dieser Kommentare lernen die beobachtenden Lernenden oder Studierenden direkt aus der Expertise – wie aus dem Off in einem Dokumentarfilm. Der MetaLog ergänzt das bekannte Modelllernen (Modeling). Im April 2020 erscheint im hep Verlag ein Sachbuch, das erklärt, wie man mit «Modeling mit MetaLog» arbeitet. Erste Studien und bisherige Erfahrungsberichte zeigen, dass die Methode ein grosses Potenzial besitzt, um die Ausbildung in Gesundheitsberufen, Betreuung, Bildung, Therapie oder auch Verkauf und weiteren personenbezogenen Dienstleistungsberufen effektiver zu gestalten.
«Raus aus der Genderfalle» war das Thema der EHB-SGAB Tagung vom 22. November 2019, welche die Problematik der geschlechts(un)spezifischen Berufswahl und Karriere aus der Perspektive der Berufspraxis, Forschung und Bildungspolitik beleuchtete. Welche Strategien sind hilfreich, um in der Berufsbildung der Genderfalle zu entkommen? Darüber wurde in Referaten, einem Panelgespräch und Workshops diskutiert. Ein Ergebnis: Die Schweiz nimmt in Sachen Geschlechtersegregation international einen Spitzenplatz ein. Dafür mitverantwortlich, so die Forscherin Irene Kriesi, ist der Zeitpunkt der Berufswahl im dualen Bildungssystem. «Die Berufswahl findet in einer Lebensphase statt, in der es Jugendlichen besonders schwerfällt, sich über Geschlechtergrenzen hinwegzusetzen», so Kriesi.
Fachkompetenz und Fachwissen sind eine wesentliche Grundlage für kompetentes Handeln in der Berufsbildung. Sie sind auch erforderlich, um kreativ zu arbeiten. Seit der Diskussion um die Entwicklung von 21st Century Skills (z.B. kritisches Denken und Problemlösen, Kommunikation, Kollaboration) wird die Bedeutung der Kreativität betont. Sie hielt bereits Einzug in die Kompetenzbeschreibungen einiger Berufe in der Schweiz, wie beispielsweise Detailhandelsfachmann/-frau EFZ oder Kauffmann/-frau EFZ. Keine der 21st Century Skills existiert völlig abgegrenzt von anderen; sie wirken vielmehr ineinander bzw. miteinander. Für die Kreativitätsentwicklung spielt zusätzlich auch die Entwicklung eines ästhetischen Bewusstseins eine wichtige Rolle. Die Arbeit und Auseinandersetzung mit Kunst kann hierzu förderlich sein.
Lehrerinnen und Lehrer vermitteln Wissen, sagt man. Das stimmt zwar. Kaum thematisiert wird jedoch, dass Lehrerinnen und Lehrer auch tagtäglich mit zahlreichen Situationen konfrontiert sind, die nicht vorhersehbar sind, sich in den Anforderungen widersprechen und kaum Zeit für ein gründliches Nachdenken lassen. Der Umgang mit Nichtwissen prägt das professionelle Handeln einer Lehrperson. Trotzdem wissen Lehrpersonen oft nicht genügend über das Phänomen des Nichtwissens Bescheid, wie Buchautorin Irene Schumacher im Interview deutlich macht.
Wie Lehrpersonen Widrigkeiten standhalten
Nach allgemeinem Konsens weist der Lehrerberuf ein hohes Stressniveau auf. Auf der Grundlage einer EHB-Studie zu Lehrkräften an beruflichen Schulen erläutert dieser Beitrag die vielfältigen kontextuellen und individuellen Faktoren, die zur Resilienz von Lehrkräften beitragen. Die Erkenntnisse verdeutlichen, dass zur Förderung von Resilienz systemische Massnahmen auf mehreren Ebenen nötig sind. Insbesondere muss man Lehrkräften die geeigneten Kompetenzen zur Bewältigung komplexer und heterogener Unterrichtsaufgaben vermitteln, ihr Gefühl der Berufung stärken und ein kollegiales und unterstützendes Schulumfeld fördern.
Die Schweizer Längsschnittstudie TREE (Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben) beobachtet seit mittlerweile fast anderthalb Jahrzehnten Ausbildungs- und Erwerbsverläufe nach Ende der Schulpflicht. Die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass knapp die Hälfte der beobachteten Kohorte das Ausbildungssystem mit einem Abschluss der beruflichen Grundbildung verlässt. Rund 40 Prozent erwerben einen Abschluss auf Tertiärstufe. Zehn Prozent der Kohorte bleiben ohne nachobligatorischen Ausbildungsabschluss. Die Arbeitsmarktsituation ist insgesamt überwiegend günstig.
Motivation bringt tertiäre Bildung
Die Wahl einer nachobligatorischen Bildung ist ein komplexes Geschehen. Im Rahmen einer vom SBFI finanzierten Studie wurden junge Erwachsene im Abstand von zwei Jahren dreimal befragt. Die Ergebnisse öffnen das Verständnis dafür, wie Bildungsentscheidungen entstehen und umgesetzt werden. Sie belegen unter anderem den zentralen Stellenwert der Motivation von jungen Menschen bei der Planung von Ausbildungen. Junge Menschen entscheiden sich für Ausbildungen aus Interesse an einem Thema oder Tätigkeit. Ein allfälliger Gewinn an Status, Einkommen, Arbeitssicherheit ist weniger zentral.
Die vielen Motoren der Berufsbildung
Die Organisationen der Arbeitswelt sind für die Berufsbildung unverzichtbar – sie sind die Motoren der Berufsbildung. Das vom SBFI unterstützte Leading House GOVPET: Governance in Vocational and Professional Education and Training hat nun erstmals umfassende Daten über die OdA erhoben und ausgewertet. Sie zeigt, dass sich seit der Berufsbildungsreform von 2002 die Anzahl spezialisierter Berufsbildungsorganisationen stark erhöht hat. Diese vereinen oftmals heterogene Mitglieder oder Träger und unterschieden sich in vielen Aspekten von traditionellen Unternehmensverbänden, Berufsverbänden und Arbeitnehmerverbänden.
Spezifisch ausgebildet, aber breit aufgestellt
Die Berufsbildung vermittelt ein hohes Mass an (berufs-)spezifischen Fähigkeiten. Dadurch gelingt der Einstieg ins Erwerbsleben oft reibungslos. Aber sind Personen mit Berufsbildung auch gut gerüstet, um auf Veränderungen während ihres Erwerbslebens zu reagieren? In der vorliegenden Studie wurde nach dem Vorbild internationaler Studien untersucht, welche Auswirkungen es auf den Lohn hat, wenn erworbene und verlangte Qualifikationen nicht übereinstimmen. Dabei zeigt sich, dass keine systematischen Lohneffekte eintreten, und zwar weder für Personen mit Hochschulabschluss noch für solche mit einem Abschluss der beruflichen Grundbildung oder der Höheren Berufsbildung.
Lernende in den niederschwelligen Ausbildungsgefässen EBA und PrA
Jährlich beginnen rund 7500-8000 Jugendliche eine zweijährige Grundbildung mit Attest (EBA), rund 600-700 Jugendliche eine Praktische Ausbildung (PrA). Die Angebote bilden damit unverzichtbare Elemente einer Berufsbildung, die auch schwächere Lernende integriert. Die beiden Ausbildungen unterscheiden sich durch die schulische Herkunft der Lernenden. Rund ein Viertel der EBA-Lernenden hat vor der Ausbildung die Regelschule besucht, bei den PrA-Lernenden sind es nur 3%. Die Zufriedenheit der Lernenden ist gross: Am Ende der Ausbildung geben über 70% an, mindestens «ziemlich zufrieden» zu sein. Sorgen machen muss die hohe Quote der Jugendlichen, die nur über Umwege in EBA oder PrA einmünden.
Wie gut arbeiten die Akteure der Berufsbildung zusammen?
Die KOF hat die Kooperation zwischen den Akteuren im Schweizer Bildungssystem untersucht. Dabei zeigt sich, dass diese generell zufrieden sind mit der Zusammenarbeit. Ein Spannungsfeld, also weniger zufriedenstellende Beziehungen, besteht zwischen dem Bund und den Organisationen der Arbeitswelt (OdA), und zwar in beide Richtungen. Hier gibt es Handlungsbedarf, denn die OdA spielen im dualen Berufsbildungssystem eine zentrale Rolle. Die Studie macht eine Reihe von Vorschlägen, so zur Verbesserung der Information über das Berufsbildungssystem.
Unterschätzte berufliche Weiterbildung
Branchenzertifikate spielen auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle. Jährlich werden mehr als doppelt so viele dieser non-formalen Zertifikate erworben wie Abschlüsse der höheren Berufsbildung. Eine Studie des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung (SVEB) untersucht, wie die Anerkennung von Branchenzertifikaten zustande kommt. Sie zeigt, dass Branchenzertifikate verschiedene Möglichkeiten für die Lösung bestimmter Probleme innerhalb der Branchen eröffnen – etwa neue Zielgruppen zu qualifizieren und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Mit Hilfe von Branchenzertifikaten lässt sich zudem ein spezifischer Kompetenzbedarf der Branche relativ rasch, flexibel und auf dem gewünschten Niveau decken, wobei ein gutes Aufwand-Nutzenverhältnis erzielt werden kann.
Zwischen Steuerungsoptimierung und Ämterkumulation
Mit dem neuen Berufsbildungsgesetz von 2004 wurde für jede berufliche Grundbildung eine Kommission Berufsentwicklung und Qualität (B&Q) eingesetzt. Diese Kommissionen sind für die Pflege und Weiterentwicklung der einzelnen Berufe verantwortlich. Wie sind sie zusammengesetzt, wie arbeiten sie, welche Kompetenzen haben sie? Diese Fragen sind Gegenstand des Forschungsprojektes «Konturen des dualen Modells – Regulierung und Gestaltung der Berufsbildung in der Schweiz» des Lehrstuhls für Berufsbildung der Universität Zürich. Die erste Teilstudie zeigt, dass die Kommissionen B&Q insbesondere auf der strategischen Ebene der Steuerung wichtige Funktionen übernehmen und es ihnen gelingt, eine Stimmenvielfalt in die Entwicklung von Berufen zu integrieren. Auf verschiedenen Ebenen wird aber eine Verdichtung von Einfluss sichtbar.
Über die Verdienste der höheren Fachschulen als Lieferantinnen hochqualifizierter Fachkräfte sind sich alle einig. Wie die höheren Fachschulen faire Chancen auf dem Bildungsmarkt behalten können, ist weit weniger klar. Die Rahmenbedingungen sind zunehmend ungünstig, und auch die Lösungsvorschläge sind kontrovers. Nun hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation entschieden, die Frage der HF im Rahmen des Strategieprozesses «Berufsbildung 2030» zu behandeln. Verbesserungspotenzial besteht bei den Titeln, den Diplomen und der Stellung als Institutionen; aber auch Finanzierung und rechtliche Grundlagen werfen Fragen auf. Eine Auslegeordnung der wichtigsten Probleme.
Handlungskompetent oder studierfähig?
Die Schweizer Bildungspolitik ist angesichts des Fachkräftemangels herausgefordert, die Quote tertiär ausgebildeter junger Menschen zu erhöhen. Eine Studie zeigt, dass die berufliche Grundbildung dazu einen eher geringen Beitrag leistet. Sie richtet sich – im Unterschied zur Berufsmaturität oder der Fachmaturität – am Aufbau beruflicher Handlungskompetenz aus und stattet die Lernenden eher wenig mit allgemeinbildendem, abstraktem, theoretisch-systematischem Wissen aus. Deshalb bleibt es wichtig, die BM1 zu fördern und Jugendliche gleich nach der obligatorischen Schulzeit frühzeitig propädeutisch auf ein Studium vorzubereiten. Zudem bleiben stärker schulbasierte Wege wie die Fachmittelschule geeignet, Jugendliche an die Fachhochschulen zu führen.
Die Lernenden von Swisscom durchlaufen ihre Lehre im Rahmen von Projekten, die einen Tag bis maximal sechs Monate dauern. Eine explorative Fallstudie des EHB zeigt, dass die Lernenden mit dieser radikal anderen Form der Ausbildung zufrieden sind. Sie erschienen sehr reflektiert und fühlen sich gut auf das Leben nach der Ausbildung vorbereitet. Bei Swisscom ist man überzeugt, dass den Lernenden bereits viel zugetraut werden kann: Sie können eigenständig handeln, dürfen Fehler machen, können Verantwortung übernehmen und lassen sich bei Schwierigkeiten beraten. Die strukturellen Voraussetzungen für das Modell bilden Lernbegleiter/innen, die Projektplattform «Marketplace», eine flexible Arbeitsorganisation sowie die Kommunikation auf Augenhöhe.
Gute und aktuelle Berufsbildungsforschung und deren Anwendung in der Praxis müssen anerkannt und bekannt gemacht werden. Deshalb schreibt die SGAB, die Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung, einen Preis aus. Damit werden ausgezeichnete Anwendungen der Berufsbildungsforschung gefördert und sichtbar. Insbesondere soll der Dialog zwischen der Berufsbildungsforschung und der -praxis gestärkt und zu forschungsgestützten Innovationen in der Praxis beigetragen werden. Hier finden Sie den Download der Ausschreibung.
Chancen und Herausforderungen des Selbststudiums
Ein höherer Anteil Selbststudium in einem Lehrgang zur Berufsmaturität II senkt die Abschlusswahrscheinlichkeit. Dies ergab eine Untersuchung der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETHZ anhand von vergleichenden Daten des AKAD College. Das Ergebnis zeigt, dass ein hoher Anteil Selbststudium mehr Disziplin erfordert, da sich die Studierenden weniger in einem Klassenverband eingebunden fühlen. Lehrganganbieter sollten die Studierenden darum vermehrt unterstützen und Gefässe schaffen, mit den Lehrpersonen und anderen Studierenden zu interagieren. Damit kann die Gefahr eines Isolationsgefühls gemindert werden. Dass sich das lohnen könnte, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie: Ein höheres Mass an Selbststudium führt nicht zu schlechteren Abschlussnoten.
Warum so viele Jugendliche ein Zwischenjahr benötigen
Einem Grossteil der Schülerinnen und Schüler, die das Zürcher Bildungssystem durchlaufen haben, gelingt der Übertritt in die nachobligatorische Ausbildung reibungslos. Eine signifikante Minderheit, die vor allem aus den Abteilungen B und C kommt, benötigt für den Übertritt aber mehr Zeit und verschiedene Zwischenlösungen. Aus der Sicht der Betroffenen sind neben fehlenden Möglichkeiten, eine Ausbildung zu machen, vor allem eine fehlende berufliche Orientierung die wichtigsten Gründe für eine Verzögerung. Zieht man Leistungsindikatoren heran, dann sieht man, dass bereits die Schulleistungen und Schulnoten am Ende der Primarschulzeit prädiktiv für einen verzögerten Übertritt sind. Diese Erkenntnis der Studie «Von der Schule in den Beruf» ermöglicht es, die Zielgruppe für präventive Massnahmen frühzeitig zu identifizieren.
Validierung am Scheideweg? – Eine Einschätzung
Mit dem Berufsbildungsgesetz von 2004 wurde die Validierung von Bildungsleistungen gesetzlich verankert: Artikel 33 sieht zum Nachweis beruflicher Fähigkeiten und Fertigkeiten «andere Qualifikationsverfahren» vor – gemeint sind damit insbesondere Validierungsverfahren. In den vergangenen Jahren wurden einige Verfahren zur Validierung von Bildungsleistungen in der beruflichen Grundbildung entwickelt und durchgeführt. Inzwischen aber hat sich so etwas wie Ratlosigkeit eingestellt: Der erhoffte Effekt der grossflächigen Qualifizierung Ausbildungsloser ist ausgeblieben, und die Frage ist berechtigt, ob wir uns nun am Anfang oder bereits wieder am Ende eines bildungspolitischen Zeitalters befinden, das informelle Lernleistungen vermehrt in den Bildungsprozess einbeziehen möchte. Der vorliegende Beitrag geht dieser Frage auf der Grundlage aktueller Daten zu Validierungsverfahren nach und wagt einen Ausblick.
Als Reaktion auf den Flüchtlingsstrom von 2015-2017 hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) entschieden, ein neues Ausbildungsprogramm zu lancieren. Die Integrationsvorlehre, kurz INVOL, wurde vom SEM entwickelt, wird aber durch eine beachtliche Anzahl staatlicher und nicht-staatlicher Akteure auf kantonaler Ebene umgesetzt. Neben 18 Kantonen konnten eine Reihe von Organisationen der Arbeitswelt (OdA) und ausbildende Betriebe gewonnen werden. 800 Flüchtlinge traten 2018 eine Integrationsvorlehre an. Die Zusammenarbeit der Akteure bei der Verwirklichung des Programms ist nicht selbstverständlich. Eine Studie nennt vor allem zwei Faktoren für das Gelingen: Die Flexibilität des SEM, auf unterschiedliche Bedürfnisse der Kantone und des SBFI einzugehen, sowie die wegen der Dringlichkeit des Problems gesprochenen Ressourcen.
Die Berufsberatung ist herausgefordert
Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (BSLB) entsprechen nur noch teilweise den Bedürfnissen der Bevölkerung. Dabei versteht sich die BSLB als Service public mit einem vielfältigen Angebot, das allen Bevölkerungsgruppen offenstehen sollte. Diese Aussage macht eine Studie im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Sie formuliert auf der Basis eines Experten-Workshops den Handlungsbedarf und Empfehlungen für eine Weiterentwicklung der BSLB. So sei etwa die Organisation der BSLB zu überprüfen: Gewisse Angebote sollten national oder überregional entwickelt und allenfalls auch angeboten werden (Stichworte: Digitalisierung, Chat-Beratungen, Fragenbeantwortung per Mail etc.). Dafür benötigt es eine klare Definition jener Bereiche der BSLB, die künftig national oder kantonal bearbeitet werden.
Geld, Sicherheit oder regelmässige Arbeitszeit?
Beim Übergang von der obligatorischen Schule in die Berufsausbildung und dann in den Arbeitsmarkt treffen Jugendliche folgenschwere Entscheidungen. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit zwei solchen Entscheidungen: der Wahl einer Lehrstelle sowie der Wahl der ersten Arbeitsstelle nach der Lehre. Mit zwei Experimenten zeigen wir, dass die inhaltliche Passung der (Lehr-)Stelle mit der gewünschten beruflichen Spezialisierung das wichtigste Kriterium für die Wahl einer (Lehr-)Stelle ist. Reguläre Arbeitszeiten ohne Wochenend- und Abenddienst sowie die Möglichkeit, nach der Lehre vom Betrieb übernommen zu werden, sind weitere Kriterien. Zudem zeigt sich, dass junge Erwachsene bereit sind, Einbussen im Gehalt ihrer ersten Anstellung hinzunehmen, wenn ihnen ein unbefristeter Vertrag angeboten wird oder das Unternehmen Weiterbildungswünsche unterstützt.
Jugendliche im Berufswahlalter sind auf Unterstützung angewiesen. Fehlt sie, erhöht sich das Risiko einer gescheiterten Arbeitsmarktintegration – und es drohen lange spürbare «Vernarbungen». Im Sammelband «Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Beruf» gehen acht Autorinnen und Autoren verschiedenen Aspekten von psychischen Belastungen und Ressourcen im Jugendalter nach und öffnen damit die Augen für die besondere Herausforderungen, mit denen viele Jugendliche am Übergang von Schule in den Beruf konfrontiert sind. Im vorliegenden Beitrag gibt die Co-Herausgeberin des Buches, Filomena Sabatella, einen Überblick über die wichtigsten Faktoren, die die Berufswahl von Jugendlichen beeinflussen. Ihr Fazit: Es gilt, alles zu tun, um die Erfahrung der Arbeitslosigkeit zu verhindern oder sehr kurz zu halten und auch Lehrabbrüche vermeiden.
Die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sind die Grundpfeiler des dualen Berufsbildungssystems. Eine Studie des EHB hat nun ihre Laufbahnen, ihre Motivation und ihren Alltag untersucht und insbesondere das Spannungsfeld zwischen Produktion und Ausbildung analysiert, in dem sie arbeiten. Sie kommt zum Schluss, dass Berufsbildnerinnen und Berufsbildner nur wenig Anerkennung offizieller (Status, Lohn, Pflichtenheft, zeitliche Entlastung) oder symbolischer Art (Anerkennung ihrer Rolle durch Kollegen oder Vorgesetzte) erhalten. Um den Fortbestand des dualen Berufsbildungssystems zu gewährleisten, sei es aber unabdingbar, ihreTätigkeit aufzuwerten und besser zu anerkennen.
Sechs von zehn Lernenden in der kaufmännischen Grundbildung haben kurz vor Lehrabschluss eine Anstellung für die Zeit danach – 85 Prozent von ihnen im Lehrbetrieb. Dies sind zwei quantitative Ergebnisse einer Untersuchung im Rahmen des Leading House Lehr-Lernprozesse im kaufmännischen Bereich (LINCA). Die Studie untersuchte zudem, wie sich Motivation, Zufriedenheit und der Wunsch, der kaufmännischen Branche auch nach der Lehre treu zu bleiben, beeinflussen. Signifikant ist diese Beziehung hauptsächlich zwischen Verbleibsintention und Ausbildungszufriedenheit, die sich gegenseitig beeinflussen. Zudem steigert eine positive Lernmotivation die Ausbildungszufriedenheit.
Faktenwissen statt Lebenshilfe?
Die Analyse von ABU-Abschlussprüfungen zeigt, dass im allgemeinbildenden Unterricht rechtliche Themen ungenügend gut vermittelt werden. Rechtliches Konzeptwissen wird noch zu wenig in einem instrumentalen Sinne eingesetzt. Stattdessen ist die Bedeutung des Faktenwissens gross – auch wenn es oft von geringem Nutzen ist. In seiner Dissertation unternimmt Daniel Schmuki, Dozent am EHB, den Versuch, konzeptionelle Grundlagen einer verbesserten rechtlichen Bildung auf der Sekundarstufe II zu legen. Der vorliegende Text stellt eine Zusammenstellung wesentlicher Erkenntnisse dieser Dissertation dar.
Ein zweitägiges Training mit anschliessender Supervisionssitzung ermöglicht es, die Grundlagen der Methode des motivierenden Interviews zu erlernen. Dies zeigt Shékina Rochat in ihrer Dissertation, die das Potenzial der Methode des motivierenden Interviews untersuchte. Diese Methode erlaubt es, Menschen, die sich beruflich neu orientieren, eine Ausbildung suchen oder in den Arbeitsmarkt eintreten, so anzuregen, dass sie selbst die Grundlagen für ihre Entscheide zu suchen und zu finden. Den Beitrag in französischer Sprache finden Sie hier.
Wer ausbildet, tut dies auch aus Überzeugung
Die bildungsökonomische Forschung zur Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hat bisher fast ausschliesslich auf Motive fokussiert, welche auf finanzielle Abwägungen der Betriebe zurückgehen. Die Ergebnisse einer neuen Studie von Forschern des EHB und der Universität Bern zeigen nun, dass auch nicht-monetäre Faktoren einen wesentlichen Einfluss auf die betriebliche Ausbildungsentscheidung haben. Diese Faktoren erklären verschiedene Eigenheiten des Schweizer Berufsbildungssystems, die ansonsten schwer zu verstehen sind.
Wir erleben heute eine kulturelle Vielfalt in Schule, Unterricht und Arbeitsplatz, wie es sie so vorher noch nicht gab. Vor allem in den Berufsfachschulen variieren die Anteile an Migrantinnen und Migranten in einer Klasse stark; sie sind je nach Berufsfeld erheblich. Hier treffen unterschiedliche Einstellungen, Werte, Mentalitäten und Bedürfnisse aufeinander. Vor allem für die Lehrpersonen stellt sich die Frage, wie sie damit umgehen können. Eine mögliche Antwort: Sie sollten bei der Gestaltung der Lehr-Lernumgebung kreativ sein und die kulturelle und sprachliche Vielfalt thematisieren, ohne auf Stereotypen abzustellen.
Rund zwei Drittel der Lehrpersonen für den Allgemeinbildenden Unterricht (ABU) waren vorher an der Regelschule tätig. Viele von ihnen sind zufällig umgestiegen, wie eine Studie zeigt. Mit dem Wechsel sind vielfältige Erwartungen verbunden; bei Männern sind sie eher karriereorientiert, bei Frauen häufig pragmatisch. Die Studie schliesst mit zwei Anregungen: Die Rekrutierung von ABU-Lehrpersonen sei zu professionalisieren. Zudem sei ihre Ausbildung zu reformieren, denn verglichen mit anderen Nachqualifikationen zum Stufenwechsel wirke die Ausbildung zur Berufsfachschullehrperson für den ABU eher als «leichtes Gepäck».
Aktuelle Befunde zur Heterogenität in Berufsfachschulklassen
Heterogenität: Das Wort dient oft zur griffigen Beschreibung der Probleme, die das Unterrichten in der Berufsbildung erschweren. Tatsächlich aber kann kein generelles Bild gezeichnet werden, was Heterogenität an Berufsfachschulen ausmacht. Denn je nach Berufsbereich variieren die Unterschiede der Lernenden in den Klassen, was zu berufsspezifischen Besonderheiten führt. Berufsfachschullehrpersonen empfinden jedoch über alle Berufsbereiche hinweg den Umgang mit den unterschiedlichen Lern- und Sozialverahalten sowie der Sprachkompetenz ihrer Lernenden als grösste Herausforderung. Dabei ist der Umgang mit Heterogenität meist auch mit der Herausforderung verbunden, schulische Risikogruppen zu integrieren. Dies sind Befunde aus einer Erhebung zum Thema der Heterogenität in Berufsfachschulklassen.
In der öffentlichen Diskussion wird der Eindruck vermittelt, dass der soziale Status der Berufsbildung in der Schweiz abgenommen habe. Anhand von PISA-Daten haben Forschende der KOF genauer hingeschaut und die relativen kognitiven Kompetenzen von angehenden Berufslernenden mit denjenigen von zukünftigen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten verglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass ein substanzieller Teil der Lernenden mit hohen schulischen Kompetenzen eine Berufslehre wählt. Zudem hat der soziale Status der Berufsbildung – entgegen der öffentlichen Diskussion – nicht abgenommen.
Unterstützung im Berufsorientierungsprozess macht Sinn
Viele Jugendliche laufen Gefahr, den Einstieg in die Berufsbildung und in den Arbeitsmarkt nicht reibungslos zu bewältigen. Ein Grund: Jede dritte jugendliche Person verfügt über eine schulisch ungünstige Ausgangslage oder über geringe soziale Ressourcen. Dies zeigt die Studie «Gelingende Übergänge für Risikogruppen in die Berufsbildung (GÜRB)». Viele Jugendliche seien nach eigener Aussage von der Verantwortung, eine berufliche Entscheidung treffen zu müssen, die nach ihrem Empfinden ihr ganzes Leben beeinflusst, überfordert. Der Beginn des Berufswahlprozesses sei zu früh.
Gut zu unterrichten ist nicht einfach. Es erfordert ein persönliches und reflektiertes didaktisch-methodisches Repertoire. Ein neues Buch im hep verlag mit dem Titel «Einfach gut unterrichten» stellt die wichtigsten didaktisch-methodischen Ansätze vor und plädiert für eine integrative, vielfältige Didaktik. Es baut dabei an die bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse der Lesenden beim Lernen und Lehren auf, macht Anwendungsvorschläge und bietet Übungen und Beispiele an. «Einfach gut unterrichten» wendet sich an angehende Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Kolleginnen und Kollegen, die bereits erfolgreich unterrichten und nach neuen Impulsen für ihren Unterricht suchen.
Top-Positionen im Management und höchste Löhne sind nicht nur Hochschulabsolventinnen und -absolventen zugänglich, sondern auch Berufsleuten, die sich kontinuierlich weiterbilden. Die Höhere Berufsbildung sollte darum gestärkt und weiterentwickelt werden. Dies ist eine Schlussfolgerung aus der «Zürcher-Längsschnittstudie», deren Schlussbericht nun vorliegt. Im Rahmen der Studie wurden seit 1978 gegen eintausend Personen insgesamt elfmal zu ihrer beruflichen Situation befragt.
Der Übergang zwischen obligatorischer Schule und post-obligatorischer Ausbildung ist für manche Jugendliche heikel und problematisch. Für sie sind zwar zahlreiche Programme entwickelt worden, aber die meisten fokussieren sich auf Jugendliche mit weniger schwerwiegenden Problemen. Eine an der Universität Lausanne im Rahmen des Leading House GOVPET angefertigte Dissertation (auf Französisch) untersucht die zu diesem Effekt führenden Mechanismen. Zwei Faktoren sind entscheidend: der Handlungsspielraum, der den die Jugendlichen begleitenden Fachleuten eingeräumt wird, und die Aufmerksamkeit, die von Seiten der Politik dieser Zielgruppe gewidmet wird. Änderungen im Bereich der administrativen und politischen Rahmenbedingungen wären wünschenswert.
Potenziale von Lehrbetriebsverbünden nutzen
Ausländische bzw. als ausländisch wahrgenommene Jugendliche sehen sich in der traditionellen einzelbetrieblichen Berufsbildung mit verschiedenen Benachteiligungen konfrontiert: Sie haben einen erschwerten Zugang zu einem Ausbildungsplatz und lösen ihren Ausbildungsvertrag häufiger vorzeitig auf. Lehrbetriebsverbünde könnten aufgrund organisationsspezifischer Merkmale gerade für diese Jugendlichen die Integration in die berufliche Ausbildung erleichtern. Im Beitrag werden Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die diese Potenziale von Lehrbetriebsverbünden untersucht.
Unterrichtsgespräche führen: anspruchsvoller als gedacht
Lehr-Lern-Gespräche werden im kaufmännischen Berufsschulunterricht häufig eingesetzt. Gemäss eigener Einschätzung sind die Lehrpersonen mehrheitlich überzeugt, diese Methode lernförderlich einzusetzen. In einer Videostudie zum Gesprächsführungsverhalten im Fach «Wirtschaft und Gesellschaft» erwiesen sich allerdings nur acht Prozent von 461 analysierten Gesprächssequenzen als dialogisch und damit auch als lernförderlich. Dieses Ergebniss stammt aus einer an der Universität Zürich im Rahmen des Leading Houses LINCA verfassten Dissertation. Sie weist auf Handlungsbedarf in der Lehrpersonenbildung hin.
LINCA: Wichtige Denkanstösse
In der letzten Ausgabe publizierten wir die wichtigsten Ergebnisse der Forschungen des Leading House LINCA (Lehr-Lernprozesse in der kaufmännischen schulischen Bildung). Die hier gemachten Vorschläge kommen in der Bildungspraxis gut an. So sei in der Tat eine bessere Kooperation zwischen den Lernorten anzustreben: Zudem wäre ein stärker individualisierter, allenfalls auch modularisierter Unterricht zu prüfen. Dies finden Fachleute des Kaufmännischen Verbandes Schweiz in einer für Transfer verfassten Stellungnahme.
Die Berufswahl stellt hohe Ansprüche an die Jugendlichen. Um sie zu bewältigen, sind sie auf die Unterstützung von Eltern und Lehrpersonen angewiesen. Die Berufswahl sollte, wie Forschungen des Zentrums Lernen und Sozialisation der Pädagogischen Nordwestschweiz FHNW zeigen, stärker als bisher das soziale Umfeld der Jugendlichen einbeziehen. Dadurch können auch Jugendliche mit mässigen Schulleistungen eine Berufswahl treffen, die sie als passend erleben. Um diese Prozesse theoretisch zu fassen, führte das Zentrum unter der Leitung von Markus Neuenschwander diverse Forschungsprojekte durch. Sie führten zur Theorie der Berufswahl als Sozialisationsprozess, die sich in Längsschnittuntersuchungen bewährte – und der Buchpublikation «Bildungsverläufe von der Einschulung bis in den ersten Arbeitsmarkt», die open access Im Internet zugänglich ist.
Die Messung von Lerntransfer betrieblicher Weiterbildungen ist zentraler Bestandteil eines effektiven Wirkungscontrollings. Bisher fehlte es aber an praxistauglichen, wissenschaftlich validen Instrumenten dafür. Im Rahmen eines KTI-Projektes ist nun ein Instrument zur Transfermessung entwickelt und validiert worden, das bestehende Verfahren kombiniert.
Die Arbeitsmarktintegration von Geringqualifizierten ist eine ungelöste Aufgabe Deutschlands. Das Sachbuch «Berufsbildung für Geringqualifizierte» geht auf diese Herausforderung ein und ermöglicht Bezüge zur Schweiz. Interessant ist etwa die Arbeit an Validierungsverfahren, die weniger sprachlastig als etablierte Instrumente sind. Wie in der Schweiz gilt aber auch für Deutschland, dass Firmen ihren Fachkräftebedarf auch ohne die Förderung von gering Qualifizierten decken können. Wenn sie sich trotzdem beteiligen, dann tun sie dies meist aus sozialpolitischen und gesellschaftlichen Gründen. Emil Wettstein hat das Buch gelesen und fasst die interessantesten Aspekte zusammen.
Welchen Einfluss haben schulische Leistungen auf Bildungsentscheide und Bildungserfolg? Diese Frage lässt sich dank neuen Datenquellen genauer als bisher ermitteln. Eine erste Auswertung im Rahmen der SEATS-Studie zeigt, dass Leistungen im Fach Mathematik einen bedeutenden Einfluss auf folgende Bildungsereignisse haben: Unmittelbarer Übertritt in eine nachobligatorische Ausbildung, Eintritt ins Gymnasium, Bildungsabschluss ohne Unterbruch. Berücksichtigt man diese Leistungen nicht, überschätzt man die Bedeutung von Faktoren wie Geschlecht, Migrationshintergrund oder Elternhaus auf die genannten Bildungsereignisse.
Ein Katalysator für die Weiterentwicklung der Schule
In den kommenden Jahren werden Jugendliche in die Sekundarstufe II übertreten, die dank der Kompetenzorientierung des Lehrplans 21 noch mehr als bisher erweiterte Lehr- und Lernformen kennengelernt haben und gute Informatikkenntnisse besitzen. An einer Kadertagung ging man der Frage nach, welche Auswirkungen das auf die Sekundarstufe II hat. Kurt Reusser, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaft, formulierte in einem Einstiegsreferat die These, dass der Begriff der Kompetenzorientierung keinen Entwicklungsbruch darstelle, sondern Ausdruck und Katalysator für die Weiterentwicklung von Schule bilde. Das Referat von Kurt Reusser bildet eine wertvolle Grundlegung für die weitere Auseinandersetzung.
Welche Ausbildungsbereiche sind durch akademische Bildung gefährdet?
In Deutschland haben rund 435’000 Jugendliche im Anschluss an die obligatorische Schulzeit die Möglichkeit, ein Studium aufzunehmen – sie besitzen das Abitur oder die Fachhochschulzugangsberechtigung. Tatsächlich beginnen aber etwa 135’000 (31 Prozent) von ihnen statt des Studiums eine Berufslehre.1 Dieser Anteil könnte in Zukunft zugunsten akademischer Bildungswege zurückgehen. Eine Studie sieht vor allem für die kaufmännischen und die Gesundheits-Berufe ein hohes Substituierungspotenzial. Das Schlagwort dafür, die Akademisierung ehemals berufsbildender Ausbildungen, ist auch in der Schweiz ein Thema.
Ohne Schulentwicklung würden Innovationen höchstwahrscheinlich wesentlich länger brauchen, um in die Schulen zu gelangen oder überhaupt nicht in die Schulen gelangen. Dennoch findet Schulentwicklung an Schweizer Berufsfachschulen nur punktuell statt, wie eine Untersuchung an sechs Schulen zeigte. Nun publiziert der hep verlag im Rahmen der Reihe «Didaktische Hausapotheke» eine Sammlung von Instrumenten zur Verbesserung der Situation. Sie richtet sich an Lehrpersonen, die sich in der Schul- und Qualitätsentwicklung an ihrer Schule engagieren, sowie an Mitglieder von Schulleitungen.
Wie durchlässig ist die Schweizer Berufsbildung wirklich?
Die Schweizer (Berufs-)Bildungspolitik prägt mit unterschiedlichen Initiativen und Kampagnen seit rund 20 Jahren den Begriff der Durchlässigkeit. Die damit verbundene Idee, dass junge Personen mit unterschiedlicher Vorbildung im Bildungssystem vielfältige Abschlüsse erreichen können, gelangte mit Slogans wie «Kein Abschluss ohne Anschluss» in den öffentlichen Sprachgebrauch. Eine kritische Analyse zeigt, dass namentlich die Berufsmaturität die in sie gesetzten Hoffnungen nur teilweise erfüllen kann. Der Abschluss einer BM I oder II hängt bei vergleichbaren Leistungen (in standardisierten Tests) in hohem Masse vom sozioökonomischen Status der Eltern, dem Geschlecht, den Bildungsaspirationen und dem besuchten Schultyp auf der Sekundarstufe I ab.
Einseitig und nicht immer korrekt
In der letzten Ausgabe von Transfer besprach Emil Wettstein die beiden neuen Untersuchungen zum «Berufsabschluss für Erwachsene», welche im Auftrag des SBFI erstellt wurden. Die Autoren und Autorinnen der Absolventenstudie, sind der Auffassung, dass der Beitrag die Ergebnisse der Studie sehr einseitig reflektiere und nicht immer korrekt interpretiere. Sie publizieren in einer Stellungnahme ihre Sicht der Dinge.
Weibliche Talente scheinen es in der beruflichen Grundbildung schwerer zu haben als männliche. So werden weibliche Auszubildende von männlichen Berufsbildnern deutlich ungünstiger beurteilt als männliche. Zudem zeigten Frauen trotz fast identischer Leistungsmotivation während der beruflichen Ausbildung eine deutlich höhere Belastung durch Stress, sowohl im Betrieb als auch in der Berufsfachschule. Dies sind zwei Thesen aus einem Dossier «Die Berufslehre hat ein Geschlecht» von Margrit Stamm. Es basiert auf jüngst abgeschlossenen Studien und einer Dissertation und ist im Internet verfügbar: http://www.margritstamm.ch/dokumente/dossiers.html
Wie der kaufmännische Unterricht noch besser werden kann
Jedes Jahr beginnen rund 17’000 Jugendliche eine kaufmännische Grundbildung – das sind jeweils mehr als ein Fünftel aller Lernenden. Das Leading House LINCA hat sich in den letzten sechs Jahren intensiv mit Lehr-Lernprozessen in der kaufmännischen schulischen Bildung befasst. Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass der Unterricht im Unterrichtsbereich Wirtschaft und Gesellschaft an den Berufsfachschulen zu guten Resultaten führt. Dennoch könnten die berufsfachschulischen und betrieblichen Curricula im Hinblick auf die kaufmännische Praxis noch besser aufeinander abgestimmt werden. Zudem sollte das Lehrerhandeln noch intensiver auf die Kognitive Aktivierung und die Konstruktive Unterstützung der Lernenden zielen; allzu oft sind die den Unterricht dominierenden Lehrgespräche noch zu wenig produktiv.
Im Rahmen des Projekts «Berufsabschluss und Berufswechsel für Erwachsene» hat das SBFI zwei Studien durchführen lassen. Sie zeigen, dass zurzeit pro Jahr etwa 2500 Personen, die über 25 Jahre alt sind, erstmals eine berufliche Grundbildung abschliessen. Das sind 42 Prozent aller Abschlüsse von Erwachsenen ab 25 Jahren. Weiter erfährt man viel über die Haltung von mittleren und grösseren Betrieben zur Nachholbildung. Aussagen, wie weit die Erwartungen der Absolvierenden erfüllt werden und wie die Ausbildung im Arbeitsmarkt aufgenommen werden, sind teilweise widersprüchlich und werden zu diskutieren geben.
Der Nachteilsausgleich fördert die Chancengleichheit
In der Schweiz dürften im vergangenen Jahr gegen 1000 Lernende der Sekundarstufe II einen Nachteilsausgleich in Anspruch genommen haben. So vage diese Zahl allerdings noch ist, so unterschiedlich ist auch die Umsetzung der entsprechenden Massnahmen durch die einzelnen Kantone, wie eine Studie der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) zeigt. Hier sind zusätzliche Anstrengungen nötig. Dennoch zeigt eine Umfrage bei Betroffenen, dass Massnahmen wie Prüfungserleichterungen tatsächlich die Chancengleichheit fördern.
Durchgangsstation statt Traumberuf?
Rund 60% der Fachpersonen Gesundheit EFZ (FaGe) arbeiten rund vier Jahre nach Lehrabschluss in einem anderen Gesundheits- oder Sozialberuf. Vor allem der als gering wahrgenommene Handlungsspielraum, die fehlende Autonomie im Berufsalltag sowie der zu geringe Lohn sind ausschlaggebend für den Wechsel. Demgegenüber bleiben Fachpersonen Betreuung EFZ ihrem Beruf in den ersten Jahren nach dem Lehrabschluss mehrheitlich treu. Zwar fühlen sich in beiden Berufsgruppen über 80% der Befragten unterstützt und mit ihrem Beruf emotional verbunden. Im Gesundheitsbereich stellt sich aber die Frage, ob es gesellschaftlich wünschenswert ist, dass der Beruf FaGe für einen Grossteil der Fachkräfte eine Durchgangsstation ist.
Die duale Berufsbildung bereitet die Jugendlichen besser auf den Arbeitsmarkt vor
Duale Berufsbildungsgänge bereiten die Jugendlichen besser auf den Arbeitsmarkt vor als Allgemeinbildungsgänge. Diese Aussage lässt sich anhand eines internationalen Indikatorensets für die Jugendarbeitsmarktsituation belegen, wie ein Forschungsprojekt der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich zeigt. Damit profitiert die Schweiz von der hohen Relevanz der dualen Berufsbildung in ihrem Bildungssystem. Allerdings deuten die Ergebnisse darauf hin, dass insbesondere der Effekt von schulischen Berufsbildungsgängen von deren Ausgestaltung und Qualität abhängt.
Eigentlich sollte an Maturitätsschulen auch interdisziplinär unterrichtet werden. Während an Berufsmaturitätsschulen mit der interdisziplinären Projektarbeit (IDPA) ein schulisches Gefäss dafür zur Verfügung steht, ist das Anliegen an Gymnasien fast gänzlich unerfüllt. Der Berner Fachdidaktiker Marc Eyer macht in seinem neuen Buch aus dem hep verlag Anregungen, wie Lehrpersonen dennoch interdisziplinär unterrichten können. Und er ermutigt sie, bei den Schulleitungen vorstellig zu werden: Denn interdiziplinärer Unterricht macht in vielerlei Hinsicht Sinn.
Lehrpersonen der beruflichen Grundbildung sind wichtige Fachkräfte, die mit ihrem Unterricht zentral zur Qualität des Berufsbildungssystems beitragen. Auch in Zukunft ist es wichtig, motivierte Personen für den Lehrberuf zu gewinnen – und dies in genügender Anzahl. Prognosen des Bundesamts für Statistik über die demographische Entwicklung in der Schweiz sowie über den Lehrkräftebedarf geben Aufschluss darüber, wie sich der Bedarf in Zukunft entwickeln könnte. Präzise Prognosen sind allerdings nicht möglich.
Obwohl die betrieblichen Ausbilder und Ausbilderinnen eine zentrale Rolle im dualen Grundbildungssystem spielen, insbesondere bei der beruflichen Sozialisierung der Lernenden, wurde diese Funktion noch wenig untersucht. Eine Studie des EHB zeigt nun, dass die Ausbildenden mit zwei Herausforderungen konfrontiert sind. Erstens stehen sie in ihrer Doppelfunktion – als Ausbildende und Mitarbeitende – im Spannungsfeld zwischen Produktion und Ausbildung. Zweitens erweist sich die Anerkennung ihrer Arbeit als Ausbilder/in als zentral. Diese oft auf formeller Ebene fehlende Anerkennung läuft dann über die Rückmeldungen, aber auch über die Fortschritte der Lernenden.
So verbindet man das Lernen im Lehrbetrieb und an der Berufsfachschule
Für jede Ausbildung gibt der Bildungsplan an, was in der Berufsfachschule und im Ausbildungsbetrieb zu lernen ist. Für die Lernenden bleiben die Verbindungen zwischen den beiden Lernorten aber oft wenig klar. Das Projekt Realto erlaubt, Brücken zu schlagen. Es bietet eine Online-Plattform, auf der die Lernenden Erfahrungen festhalten können, die sie im Lehrbetrieb, im Atelier oder in der Berufsfachschule machen. Diese Erfahrungen können in Form von Fotos oder persönlichen Notizen auf die Plattform hochgeladen werden. Bereits sind mehrere Berufsverbände auf den Nutzen dieses Ansatzes aufmerksam geworden.
Die Berufsbildung braucht spezifischere Didaktiken
In der Ausbildung von Lehrpersonen spielt die Fachdidaktik eine zentrale Rolle. Der Unterricht auf der Primar- und Sekundarstufe I sowie an Gymnasien ist zu einem guten Teil an fachdidaktischen Kriterien ausgerichtet. In der schweizerischen Berufsbildung hingegen sieht die Situation ganz anders aus. Für die Ausbildung von Lernenden und Studierenden konnten sich berufs- oder fachspezifische Didaktiken formal kaum etablieren. Mit dem neuen, von den swissuniversities finanzierten Leading House für Berufsfelddidaktik unter Leitung des EHB wird ein wissenschaftliches Netzwerk von nationaler Bedeutung gegründet, das die Umsetzung von Berufsfelddidaktik in der Schweiz untersucht.
Auszubildende haben oft keine Gelegenheit, ihr Schulwissen am Arbeitsplatz anzuwenden oder umgekehrt ihre praktischen Erfahrungen in der Schule einzubringen. Digitale Technologien können helfen, diesen «Skills Gap» zu verkleinern: Sie können die Zusammenarbeit der schulischen und betrieblichen beruflichen Grundbildung verbessern. Am Lausanner Leading House Berufsbildung erforscht man im Rahmen des Projektes «Dual-T» Möglichkeiten dafür. So können auf der Plattform «Realto» Fotos aus dem Berufsalltag abgelegt und für den Unterricht nutzbar gemacht werden.
Die Berufsmaturität als Ausbildungsalternative
Viele Jugendliche schwanken, ob sie eine Berufsmaturität (BM) in Angriff nehmen wollen. Eine neue Untersuchung untersucht diesen Entscheidungsprozess und die ausschlaggebenden, individuellen Merkmale. Sie zeigt, dass viele schulbegabte Jugendliche aus weniger privilegierten Familien ein Hochschulstudium erst durch die Möglichkeit via Berufslehre mit Berufsmaturität als realisierbar wahrnehmen.
Viele Lehrpersonen an Berufsfachschulen beklagen sich darüber, dass sich ihre Lernenden unangepasst verhalten oder den Unterricht stören. Der Umgang mit solchen Flausen gehört aber zu ihrem Berufsauftrag, sagen Esther Lauper und Michael De Boni. In ihrem neusten Buch «Ausgeflaust? – Jugendliche führen» zeigen die beiden Lehrerbildner, warum schwierige Situationen entstehen und wie man mit ihnen umgehen kann. Dazu gehört zum Beispiel eine gute Balance zwischen dem Beziehungs- und dem Ordnungsprinzip.
Lehrpersonen an Berufsfachschulen sind in den Augen der Lernenden erfreulich glaubwürdig. Ihre Glaubwürdigkeit kommt dabei gleichermassen durch fachliche und menschliche Aspekte zustande. Zudem können glaubwürdige ABU-Lehrpersonen viel zur positiven Wahrnehmung ihres Faches beitragen. Dies sind drei Ergebnisse einer Dissertation an der Universität Zürich. Sie kommt zum Schluss, dass in der pädagogischen Ausbildung vermehrt pädagogisches Wissen vermittelt werden sollte – und weniger Unterrichtsrezepte.
Lehrpersonen sind selten in die Entwicklung von Konzepten der schulinternen Lehrerweiterbildung oder der Schulentwicklung eingebunden. Sie glauben auch nicht, dass entsprechende Aktivitäten einen Einfluss auf ihre berufliche Situation haben könnten. Dieses Ergebnis einer Untersuchung an sechs Zürcher Berufsfachschulen steht in einem diametralen Widerspruch zur Rhetorik der Bildungspolitik. Zu fordern sind eine bessere Ausbildung der Lehrpersonen im Bereich der schulischen Qualitätsentwicklung und die Einrichtung einer neutralen Beratungsstelle.
Am 29. Oktober 2016 trafen sich rund 170 Fachpersonen zu einer Tagung der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik zum Berufseinstieg für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf. Die Tagung dokumentierte eine Vielzahl von Aktivitäten zur Verbesserung dieses oft schwierigen Übergangs. Erschwerend ist, dass der Arbeitsmarkt zu wenige Stellen für Menschen mit Einschränkungen bietet. Eines der Tagungsergebnisse: Die interinstitutionelle Zusammenarbeit sollte weiter professionalisiert werden.
Lehrpersonen, die berufskundlichen Unterricht erteilen, durchlaufen einen spannenden berufsbiografischen Weg: Sie entwickeln sich von Expertinnen in ihrem Fach zu Pädagogen. Dabei tritt ein Paradox auf, wie ein EHB-Forschungsprojekt zeigt. Ausbildung und pädagogische Praxis ermöglichen ihnen einerseits die Verbesserung ihrer Klassenführung; so gewinnen die Lehrpersonen Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Anregung der motivierten Beteiligung der Lernenden. Dieses Selbstvertrauen verführt sie andererseits dazu, die Wichtigkeit der Unterrichtsplanung geringer einschätzen. Statt pädagogischer Überlegungen rücken administrative Vorgaben in den Fokus.
Jedes Jahr erwerben rund 8000 Personen, die über 25 Jahre alt sind, ein Fähigkeitszeugnis. Das ist zu wenig, sind sich die Fachleute einig. Die grosse Mehrheit der Erwachsenen erreichen ihren Berufsabschluss zudem über eine reguläre oder verkürzte berufliche Grundbildung – beides Wege, die wenig flexibel, wenig erwachsenegerecht und relativ teuer sind. Verbesserungen zu erzielen ist allerdings anspruchsvoll und erfordert das Engagement aller Verbundpartner, wie eine gut besuchte, gemeinsame Tagung der SGAB und der Pädagogischen Hochschule Zürich deutlich machte. Wie es gehen könnte, zeigten einige Best Practices, zum Beispiel die modularisierten Ausbildungen am Centre Interrégional de Perfectionnement (CIP) in Tramelan.
Gelegenheit macht Bildung
Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft, dem besuchten Schultyp auf der Sekundarstufe I und dem nachobligatorischen Bildungserwerb ist hinreichend belegt. Eine Studie zeigt nun für die Schulabgangskohorte 2013, dass die Bildungsaspirationen von Jugendlichen durchaus auch in Zusammenhang mit regionalen Gelegenheitsstrukturen stehen. Ebenso beeinflussen diese auch den tatsächlich eingeschlagenen Bildungsweg auf der Sekundarstufe II.
Zwei von drei Schweizer Medaillengewinnerinnen und -gewinnern an Berufswettbewerben kommen aus Familien, in denen die Väter in einem Beruf arbeiten, die einer einfachen Qualifikationsebene zugeordnet wird. Und 56% haben die Sekundarschule nur auf einem mittleren oder gar tiefen Niveau abgeschlossen. Diese Erkenntnisse sind in einer Dokumentation von Margrit Stamm zu finden. Ihre Basis bildet unter […]
Wie kann sich die Höhere Berufsbildung positionieren?
Die Studiengänge der Höheren Fachschulen können mit dem Niveau der an Fachhochschulen angebotenen Bildungen mithalten. Sie sind auch im internationalen Vergleich konkurrenzfähig. Dies sind Ergebnisse einer Untersuchung des Instituts für Wirtschaftspädagogik St. Gallen (IWP). Die Studie zeigt zudem in vier Szenarien Entwicklungsperspektiven für die Höhere Berufsbildung auf, namentlich in Beziehung zu den Fachhochschulen. Eva Desarzens, Generalsekretärin der Konferenz Höhere Fachschulen (K-HF), nimmt zur Studie und den Szenarien Stellung.
«Auch mal eine Chance geben»
Es gibt viele Lehrbetriebe, die Jugendliche trotz Lernschwierigkeiten oder auffälligem Verhalten ausbilden. Im Rahmen der Studie AgiL wurde untersucht, welche Voraussetzungen betriebliche Bildungsverantwortliche dafür erfüllen müssen. Dazu gehören Aspekte wie realistische Erwartungen an die Auszubildenden, strukturierte Arbeitsabläufe oder eine wohlwollende Beziehungsgestaltung.
Die Zusammenarbeit der drei Lernorte ist eine ständige, anspruchsvolle Aufgabe in der Berufsbildung. Diese Lernortkooperation stand im Zentrum des OKB-Symposiums von Ende 2016. Die Referenten waren sich einig: Noch finden sich nur wenige Beispiele für eine gelungene Lernortkooperation. Josef Widmer, Vizedirektor Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) sieht die Verantwortung für eine Verbesserung der Situation in der organisatorische Zuständigkeit der Berufsfachschulen. Dieter Euler erkundete in seinem Referat die Frage, was Lernortkooperation denn erschwere. Eine seiner Thesen: Die Berufsbildung funktioniert auch ohne sie. Wir dokumentieren den Vortrag.
Die Berufsmaturitätsquote zwischen Volatilität und Stabilität – eine bildungspolitische Herausforderung
Die Berufsmaturität (BM) hat sich seit der Reform der BM-Verordnung 1993 positiv entwickelt. Etwa jeder siebte Lernende, der eine berufliche Grundbildung absolviert, erwirbt auch einen BM-Abschluss. Dennoch konnten nicht alle mit der Reform verbunden Ziele erreicht werden. So laden die interkantonale Volatilität der BM-Quoten, ihre Einflussfaktoren sowie die Reaktion politischer Akteure auf die Schwankungen zum Diskurs ein. Die Autoren des vorliegenden Beitrags plädieren dafür, anstelle von Image-Kampagnen Fragen zur Organisation der BM zu stellen.
Was nützt die Berufsbildungsforschung, wenn die Anliegen der Praxis nicht aufgenommen werden? Was nützen relevante Ergebnisse der Forschung, wenn sie nicht in der Berufsbildungspraxis ankommen? Berufsbildungsforschung darf kein Selbstzweck sein. Ihre Erkenntnisse sollten wenn immer möglich in die Praxis einfliessen und umgesetzt werden. Dazu müssen sie in eine verständliche Sprache übersetzt werden. – Ein Editorial der SGAB-Präsidentin, Nationalrätin Martina Munz.
Nicht Begabung und Leistung entscheiden über den Zugang zur akademischen Bildung, sondern in erster Linie die soziale Herkunft. Darum scheitern intellektuell begabte Arbeiterkinder oft mit ihrem Traum vom Studium. Die Frage, warum das Schweizer Bildungssystem bis heute keine Chancengerechtigkeit herstellt, bewegt Margrit Stamm, Direktorin des Forschungsinstituts Swiss Education, schon seit langem. Jetzt hat sie darüber […]
Unter dem Titel «Passagen beim Eintritt in die Erwerbstätigkeit» fand am Freitag 27. Januar 2017 an der Pädagogischen Hochschule FHNW in Solothurn eine nationale Tagung statt, die von der SGAB mitorganisiert wurde. Sie richtete sich an Personen aus der Berufsbildungsforschung, der Verwaltung, der Berufsfachschulen, Berufsberatung und der Lehrbetriebe, die sich mit dem Einstieg und die Karriere von Lernenden beschäftigen. Die fünf Vorträge und Gruppendiskussionen behandelten Steuerung, Forschungsergebnisse und konkrete Umsetzungsbeispiele zum Eintritt in und Austritt aus der beruflichen Grundbildung.
Wer einen Beruf lernt, erhält eine vergleichsweise gute politische Bildung. Das lässt zumindest eine Analyse von kantonalen und schulischen Lehrplänen der beruflichen Grundbildung annehmen. Dabei gehen die meisten Lehrpläne über die Konzipierung der politischen Bildung als reine Wissensvermittlung hinaus – sie wollen durchaus auch Interesse für politische Zusammenhänge wecken und Übungsfelder bieten. Weil allerdings mehr als ein Drittel der Lehrpersonen den Lehrplänen für die Unterrichtsvorbereitung eine (relativ) unwichtige Rolle zuspricht, ist ihre Wirkung ungewiss.
Bleibt alles anders?
Wie stellen sich 30jährige Schweizerinnen und Schweizer ihre berufliche Zukunft vor und welche Bedeutung kommt dabei einer eigenen Familie zu? Ein Basler Forschungsteam zeigt im Rahmen eines Nationalfonds-Projektes, dass die Familienvorstellungen bei beiden Geschlechtern sehr bedeutsam für die berufliche Zukunft sind, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Obwohl den meisten Frauen ihr Beruf viel bedeutet, ist ihnen häufig unklar, wie ihre Berufslaufbahn weitergehen wird, wenn sie Mutter sind. Junge Männer wünschen sich, als Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Dazu würden sie gerne ihr Pensum reduzieren (80%), sind aber unsicher, wie stark sie das von Arbeitgebenden fordern können. Je nach Berufsbranche gestalten sich die Bedingungen, Berufs- und Familienpläne zu vereinbaren, unterschiedlich.
Systematisch in die Berufsbildung investiert
Die Berufsbildung hat sich seit den 1960er-Jahren stark verändert. Lange war sie geprägt durch ein patriarchalisches Verhältnis von Meister und Lehrling. Die «Meisterlehre» wurde in den 1970er-Jahren von Jugendlichen, gewerkschaftsnahen Kreisen und politischen Protestparteien denn auch heftig kritisiert. Angeprangert wurden der Einsatz von Lehrlingen als billige Hilfskräfte, die wenigen Lernmöglichkeiten und generell eine Benachteiligung gegenüber Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Diese Kritik setzte die Berufsbildung unter Reformdruck. Durch eine Vielzahl an Massnahmen entwickelte sie sich seither zu einer echten Bildungsalternative. In einer vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Studie hat ein Team der Universität Zürich diese Entwicklung von den 1960er-Jahren bis heute für einzelne Kantone (Zürich, Genf, Luzern, Neuchâtel, Tessin), aber auch für die Gesamtschweiz nachgezeichnet.
Am unteren Ende der sozialen Leiter
Die schulische Laufbahn der «Secondos» ist durch Ungleichheiten gekennzeichnet, die zu einer Eingliederung am unteren Ende der sozialen Leiter führen. Eine auf der Studie TREE «Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben» basierende Arbeit von Andrés Gomensoro und Claudio Bolzman sowie eine mit ex-jugoslawischen, albanischsprachigen «Secondos» in den Kantonen Genf und Waadt durchgeführte Untersuchung bestätigen dieses Bild. Die beiden Forscher formulieren Empfehlungen, die dazu beitragen könnten, einige dem Schweizer Bildungssystem innewohnende Herausforderungen zu bewältigen.
Das Weiterbildungsgesetz entpuppt sich für die Betroffenen immer mehr als Enttäuschung. Dem Bereich fehlen weiterhin die notwendigen Mittel, zum Beispiel für die oft sehr teuren Kurse für berufliche Wiedereinsteiger/innen. Die im Weiterbildungsbereich engagierten Verbände müssen sogar Kürzungen in Kauf nehmen. Die Weiterbildung – also die eidgenössisch nicht anerkannten beruflichen Bildungen – bilden zudem weiterhin ein Stiefkind des Forschungsbetriebs. Eine Bilanz von André Schläfli, der während 25 Jahren Direktor des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung (SVEB) war.
Vorzeitige Lehrvertragsauflösungen – oder Lehrabbrüche – sind immer wieder Gegenstand heftiger Debatten. Im Vordergrund stehen die hohen Auflösungsquoten und die Ursachen für die Vertragsauflösungen. Eine gängige, bisher nicht empirisch gestützte Meinung ist, dass eine Lehrvertragsauflösung den nachfolgenden Ausbildungserfolg der Jugendlichen gefährdet. Das Längsschnittprojekt LEVA richtet den Blick nicht nur auf die Risiken, sondern auch auf die Chancen, die eine Vertragsauflösung für den weiteren Ausbildungsverlauf der Lernenden mit sich bringt. Erstmals kann gezeigt werden, wie viele Lernende nach einer Vertragsauflösung einen Berufsabschluss erwerben und welche Gruppen von Jugendlichen langfristig ohne Abschluss bleiben.
Viele Berufe haben «ein Geschlecht». Eine Studie einer Gruppe von Forschenden zu diesem Thema hat den diesjährigen Coreched-Bildungspreis erhalten. Sie zeigt unter anderem, dass die Berufswahl von Frauen und Männern von familiären Zukunftsvorstellungen und antizipierten Erwartungen an die eigene familiäre Rolle beeinflusst wird. Wir publizieren die Laudatio von Irene Kriesi, EHB, anlässlich der Preisübergabe. Sie bettet die Studie in den Forschungskontext ein und fasst sie zusammen.
Die Diagnose von Kompetenzen ist anspruchsvoll. Sie umfasst Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen. Martin Keller, Institut für Wirtschaftspädagogik (IWP) der Universität St. Gallen, hat beobachtet, dass viele Bildungseinrichtungen Checklisten und Instrumente zur Kompetenzdiagnose verwenden, ohne grundlegende konzeptionelle Fragen geklärt zu haben. Das führt regelmässig zu Frustrationen. Keller skizziert in seinem Beitrag, den er anlässlich einer Fachtagung des Ostschweizer Kompetenzzentrums für Berufsbildung präsentierte, wie man es besser macht.
Verdient man mit der Matura wirklich besser als mit einer Berufslehre?
Die berufliche Grundbildung stellt, selbst wenn die Ausbildungen enge Qualifikationsprofile aufweisen, kein Risiko für die langfristige Beschäftigungsfähigkeit dar. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis der Studie Beschäftigungs- und Lohnperspektiven nach einer Berufslehre der Universität Lausanne. Negativer stellen sich die Lohnperspektiven der Personen dar, die nur eine Berufslehre absolviert haben. Sie verdienen ab dem 30. Altersjahr schlechter als Personen, die nur eine gymnasiale Matura (und keine Tertiärausbildung) absolvierten. Der Lohnvorteil für die Maturität zeigt sich besonders stark bei Frauen.
Berufsbildung für Erwachsene ist in der Schweiz endlich zum wichtigen Thema geworden. Es ist nicht länger tolerierbar, dass über 500’000 Menschen über 25 ohne Abschluss auf Sekundarstufe II mehr schlecht als recht im Arbeitsmarkt stehen und gleichzeitig ein Mangel an Fachkräften besteht. Das neu erschienene Buch «Berufsabschluss für Erwachsene in der Schweiz – Bestandesaufnahme und Blick nach vorn» zeigt auf, wie diese Situation verändert werden kann. Es macht Vorschläge zur Einrichtung eines beruflichen Grundbildungssystems für Erwachsene. Die SGAB führt zum gleichen Thema im November eine Tagung durch.
Formen des Problem-based Learning (pbl) halten in der Sekundarstufe II Einzug. Eine Tagung Mitte Juni erlaubte eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Konzept. Es zeigte sich, dass pbl-Ansätze eigentlich strategisch, zumindest aber curricular in den Lehrinstitutionen fest verankert und nicht zur Auflockerung der Lernenden eingesetzt werden sollten. Die Tagung förderte zudem durchaus Gemeinsamkeiten mit der konkurrierenden Lehrmethode zutage, der instruktionistischen Wissensvermittlung. Eine Tagungsphänographie.1
Das Prinzip der drei Lernorte bestimmt seit langem Organisation, Verantwortlichkeiten, Finanzierung der Berufsbildung. Die klassische Aufteilung lautet: Der Betrieb vermittelt die Praxis, die Schule die Theorie. Aber diese Aufteilung wird immer fragwürdiger. Theorie wird heute an allen drei Lernorten vermittelt, und auch am Erwerb überfachlicher Kompetenzen sind alle drei Lernorte beteiligt. Der Berufsbildungsfachmann Emil Wettstein plädiert für ein neues Strukturprinzip für die Berufsbildung – und einen Abschied vom Lernortsprinzip.
Das Prüfen von beruflichen Kompetenzen stellt Prüfungsexpertinnen und -experten vor neue Herausforderungen. Sie müssen Kriterien für ihre Beurteilungen und transparente Leistungsanforderungen formulieren. In der von rund 50 Personen besuchten SGAB-Tagung «Wie kompetenzorientiert prüfen Betrieb, Schule und Branche?» gingen Fachpersonen diesen neuen Anforderungen auf den Grund. Wir publizieren die Überlegungen von Katja Dannecker, EHB.
Die kaufmännische Grundbildung wurde in den vergangenen 30 Jahren dreimal reformiert. Eine inhaltliche Analyse des Instituts für Wirtschaftspädagogik der Bildungspläne zeigt, dass Themen, die der Wirtschaft nicht unmittelbar einen Nutzen stiften, zugunsten anderer Inhalte wie der Managementtheorie aufgegeben worden sind. Mühe macht weiterhin die curriculare Umsetzung der Förderung der überfachlichen Kompetenzen. Roland Hohl, Geschäftsleiter IGKG Schweiz, ergänzt die Zusammenfassung der Studie mit Überlegungen zu den nächsten Reformen.