Berufsbildung in Forschung und Praxis
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Erste Erfahrungen aus der Praxis

Kaufleute 2023 – die neue schulische Abschlussprüfung

Die kaufmännische Lehre ist die meistgewählte berufliche Grundbildung in der Schweiz – knapp ein Fünftel der Lernenden durchläuft sie. Die Reform der Bildungserlasse dieses Berufs hat alleine schon darum viel Beachtung gefunden, ihre radikale Ausrichtung am Paradigma der Handlungskompetenz hat zu lebhaften Kontroversen geführt. Nachdem die ersten Lernenden vergangenen Sommer in die reformierte Bildung eingetreten sind, richtet sich jetzt der Blick auf das Qualifikationsverfahren. Wie können gute Prüfungen konzipiert werden, die relevant, valide und rekursfähig sind? Eine neu gegründete Nationale Leitung Qualifikationsverfahren Kaufleute (NLQK) kümmert sich um Fragen wie diese. Inzwischen liegen erste Nullserien vor, eine Probeprüfung hat bereits stattgefunden.


Ausgangslage

Zukünftig werden damit nicht mehr Schulfächer geprüft, sondern Handlungskompetenzbereiche, welche aus Sicht des Arbeitsmarktes zentrale Zukunftskompetenzen umfassen.

Die schulische Abschlussprüfung ist ein zentraler Bestandteil des Qualifikationsverfahrens von angehenden Kaufleuten EBA und EFZ. Bis zur Reform der Bildungserlasse umfasste die Prüfung zentrale schriftliche und dezentrale mündliche Prüfungsteile in den Fächern Standardsprache, Fremdsprache, Information / Kommunikation / Administration (IKA) und Wirtschaft und Gesellschaft (W&G).

Mit dem Erlass der neuen Bildungserlasse der Kaufleute EBA und EFZ wurden beide Grundbildungen im Rahmen der Reform «Kaufleute 2023» handlungskompetenzorientiert ausgestaltet (vgl. SBFI, 2021a; SBFI, 2021b). Dies betrifft im Sinne des «constructive alignment» neben den Anforderungen des Arbeitsmarktes im Qualifikationsprofil auch die Lern- sowie Prüfungsinhalte (vgl. Biggs & Tang, 2015) und erfordert ein handlungskompetenzorientiertes Prüfungskonzept sowie entsprechende Methoden, um die geforderten Handlungskompetenzen adäquat prüfen zu können (vgl. Hohl et al. 2023).

Zukünftig werden damit nicht mehr Schulfächer geprüft, sondern Handlungskompetenzbereiche, welche aus Sicht des Arbeitsmarktes zentrale Zukunftskompetenzen umfassen (vgl. Abbildung 1). Die schulische Abschlussprüfung übernimmt dabei eine zentrale Funktion bei der Sicherung der Grundlagen für das Handeln in der Praxis. Beispielsweise prüft sie, ob junge Kaufleute in der Lage sind, multimediale Inhalte zielführend aufzubereiten, kritisch zu recherchieren, ein Budget aufzustellen oder in einer Fremdsprache ein Beratungsgespräch zu führen.

Abbildung 1: Handlungskompetenzen der Kaufleute EFZ (i. A. an SKKAB, 2021).

Gleichzeitig wird die Entwicklung sämtlicher Prüfungsteile neu auf nationaler Ebene angesiedelt, um die Prüfung gesamtschweizerisch vergleichbar zu gestalten bzw. zu entwickeln. Das bedeutet, dass Autorinnen und Autoren aus allen drei Sprachregionen schweizweit umsetzbare schriftliche Prüfungen entwickeln sowie einen nationalen Aufgabenpool von mündlichen Prüfungsaufgaben aufbauen.

Die Fragestellung bei der Entwicklung der neuen schulischen Abschlussprüfung gestaltete sich damit vielschichtig:

  • Wie wird eine Organisation aufgebaut, welche die zentrale Entwicklung einer nationalen Prüfung ermöglicht und die verschiedenen Akteure befähigt?
  • Wie gestaltet sich der schweizweite Entwicklungsprozess?
  • Wie werden handlungskompetenzorientierte Inhalte entwickelt, welche die Anforderungen einer Open-Book-Prüfung berücksichtigen und am eigenen Notebook umsetzbar sind («bring your own device»)?

Der vorliegende Beitrag geht auf diese Fragen ein, legt den Fokus jedoch auf die Entwicklung handlungskompetenzorientierter Prüfungsinhalte und deren Umsetzbarkeit im Rahmen einer Probeprüfung für die Kaufleute EBA und Kaufleute EFZ.

Aufbau der Organisation

Im Auftrag der Organisationen der Arbeitswelt Bildung Kaufleute Schweiz (BIKAS) und der Interessengemeinschaft Kaufmännische Grundbildung Schweiz (IGKG Schweiz) entwickelt der Kaufmännische Verband Schweiz (KFMV) und die neu gegründete Nationale Leitung Qualifikationsverfahren Kaufleute (NLQK) die neue schulische Abschlussprüfung Kaufleute EBA und Kaufleute EFZ.

Um der nationalen Ausrichtung gerecht zu werden, arbeiten 30 Lehrpersonen aus der gesamten Schweiz als Autorinnen und Autoren von unterschiedlichen Berufsfachschulen aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin bei der Entwicklung der neuen Prüfungsaufgaben mit. Dadurch wird eine doppelte Zielsetzung verfolgt:

  1. Die gemeinsame Erstellung einer schweizweiten Prüfung.
  2. Die Befähigung von Autorinnen und Autoren aus allen Sprachregionen.

Der Entwicklungsprozess

Während der Schwerpunkt bei den Prüfungen zu den Erfahrungsnoten an den Berufsfachschulen auf dem Aufbau von Wissen und Verständnis sowie der nötigen Fertigkeiten liegt, fokussiert die schulische Abschlussprüfung den «Outcome» im Sinne der im Qualifikationsprofil angeführten Handlungskompetenzen.

Abbildung 2: Mögliche Prüfungen im Rahmen der Erfahrungsnote am Beispiel des HKB B Kaufleute EFZ (vgl. NKG, 2021).

Um den Aufbau von Wissen, Verständnis und der nötigen Fertigkeiten im Laufe der Grundbildung zu unterstützen, wurden im Auftrag des Nationalen Koordinationsgremiums (NKG) während der Umsetzungsbegleitung Musteraufgaben für die Erfahrungsnoten als good-practice Beispiele entwickelt und den Schulen zur Verfügung gestellt. Im Rahmen von Impuls- und schulinternen Weiterbildungsveranstaltungen setzten sich die Lehrpersonen an den verschiedenen Berufsfachschulen mit der neuen Prüfungsmethodik auseinander. Weiterhin haben Rektorinnen und Rektoren der Schweizerischen Konferenz der kaufmännischen Berufsschulen im Herbst 2023 die Musteraufgaben in Workshops gemeinsam bearbeitetet und gestützt darauf Schlüsse für die Umsetzung an der Einzelschule gezogen. Zudem zeigt sich, dass verschiedene Berufsfachschulen – teilweise kantonsübergreifend – bei der Reformumsetzung zusammenarbeiten und in diesem Rahmen Prüfungen austauschen oder gemeinsam entwickeln.

Im oben genannten Auftrag werden nun in einem nächsten Schritt neben den ersten scharfen Serien auch die Nullserien für die schulischen Abschlussprüfungen der Kaufleute EBA und Kaufleute EFZ entwickelt. Das Vorgehen findet in mehreren Phasen statt (vgl. Abbildung 2).

  1. In einem Kick-Off plant die NLQK die Prüfungsentwicklung, konkretisiert das Prüfungskonzept sowie das Mengengerüst und klärt zentrale Umsetzungsfragen.
  2. Gemeinsam mit Praktikerinnen und Praktikern aus dem kaufmännischen Berufsfeld werden Grobskizzen zu den einzelnen Prüfungsaufgaben entwickelt, um die Orientierung an der beruflichen Praxis sicherzustellen.
  3. Die NLQK prüft die Grobskizzen auf die Umsetzbarkeit an den Berufsfachschulen und gibt diese zur weiteren Bearbeitung frei.
  4. Die Autorinnen und Autoren nehmen ihre Arbeit auf und entwickeln die Aufgaben entlang der Vorgaben der NLQK.
  5. Es findet eine erste Qualitätssicherung aller Aufgaben durch die NLQK statt.
  6. Inhaltliche Fragen werden mit Praktikerinnen und Praktikern aus dem kaufmännischen Berufsfeld geklärt.
  7. Die Prüfungsaufgaben werden von den Autorinnen und Autoren überarbeitet und finalisiert.
  8. Die NLQK prüft die Aufgaben und führt ein Probelösen durch.
  9. Der KFMV finalisiert die Prüfung in allen drei Landessprachen. Das bedeutet, dass die Prüfung übersetzt, sprachregional angepasst und gelayoutet wird.

Während des gesamten Prozesses wurden die Berufsfachschulen im Rahmen von nationalen Impulsveranstaltungen regelmässig zum aktuellen Entwicklungsstand informiert. Dadurch konnten offene Fragen geklärt und für die Öffentlichkeit dokumentiert werden.[1]

Abbildung 3: Der Entwicklungsprozess der Nullserien (Ectaveo AG).

Ein erstes Fazit zum Entwicklungsprozess der Nullserien zeigt, dass sich die Nationale Leitung Qualifikationsverfahren Kaufleute (NLQK) im Sinne der Qualitätssicherung bewährt.

Ein erstes Fazit zum Entwicklungsprozess der Nullserien zeigt, dass sich die Nationale Leitung Qualifikationsverfahren Kaufleute (NLQK) im Sinne der Qualitätssicherung bewährt. Dabei wird neben dem Abgleich mit den neuen Bildungserlassen die methodische Umsetzung geprüft. Alle Autorinnen und Autoren erhalten konstruktive Rückmeldungen zum Stand der Arbeiten und erhalten so die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln.

Auch die Zusammenarbeit mit den Praktikerinnen und Praktikern aus dem kaufmännischen Berufsfeld wird als sehr bereichernd wahrgenommen. Sie trägt zur Lernortkooperation bei und stellt den Bezug zur Praxis sicher.

Komplex gestaltet sich hingegen die zeitgleiche nationale Entwicklung in mehreren Sprachregionen. Durch diverse Querübersetzungen konnte die Qualitätssicherung anhand einheitlicher Standards vorgenommen werden und Erkenntnisse aus der Entwicklung in alle Sprachregionen rückgeführt werden. Auch das abschliessende Fachlektorat der verschiedenen Sprachversionen in den einzelnen Sprachregionen hat zur Qualitätssicherung beigetragen. Das Spannungsfeld zwischen schweizweiter Entwicklung und den zur Verfügung stehenden Ressourcen für die Prüfungsentwicklung wird derzeit evaluiert. Es ist hierzu geplant, ressourcenschonendere Lösungsansätze für die künftige Prüfungsentwicklung anzuwenden.

Das Ergebnis

Entlang der oben aufgeführten Organisation und des aufgezeigten Entwicklungsprozesses wurden folgende Nullserien entwickelt und finalisiert:

Tabelle 1: Überblick Nullserie Kaufleute EBA (Auszug aus der Nullserie).


Tabelle 2: Überblick Nullserie Kaufleute EFZ (Auszug aus der Nullserie).

Exemplarische Abbildung einiger Aufgaben aus den Nullserien Kaufleute EBA und EFZ

Worum geht es im Mini Case zum HKB A «Gestalten der beruflichen und persönlichen Entwicklung» (Kaufleute EBA)?

Die Kandidierenden analysieren das Abfallproblem in ihrer neuen Wohngemeinschaft (WG), welches immer wieder zu Auseinandersetzungen in der WG führt. Sie identifizieren dazu die bestehenden Probleme und wählen ein geeignetes weiteres Vorgehen zur Lösung der Probleme.

Worum geht es im Rollenspiel zum HKB B «Kommunizieren mit Personen unterschiedlicher Anspruchsgruppen» (Kaufleute EBA)?

Die Kandidierenden nehmen eine langjährige englischsprachige Kundin in Empfang und führen das Gespräch mit ihr, bis der Kundenberater verfügbar ist. Dazu aktualisieren sie gemeinsam die Kundendaten und gestalten den Zeitraum für die Kundin so angenehm wie möglich.

Hinweis: Die Sprache der Kundin variiert je nach gewählter Fremdsprache der Kandidierenden.

Worum geht es in der geleiteten Fallarbeit zu den HKB B «Interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld», C «Koordinieren von unternehmerischen Arbeitsprozessen» und E «Einsetzen von Technologien der digitalen Arbeitswelt» (Kaufleute EFZ)?

Die Kandidierenden bearbeiten handlungskompetenzbereichsübergreifende Teilaufgaben zu einem übergeordneten Praxisfall. Beispielsweise planen sie die Kommunikation für einen neuen Veranstaltungsort einer Messe, formulieren eine entsprechende Newsmeldung für unterschiedliche Kommunikationskanäle und passen das entsprechende Teaservideo nach dem vorliegenden Storyboard an.

Die Herausforderungen, die sich während der Entwicklung stellten, waren vielfältig und zugleich aufschlussreich.

  1. Effektivität: Die Organisation und der Entwicklungsprozess haben zum gewünschten Ergebnis geführt. Im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses werden derzeit Rückmeldungen aller Beteiligten gesammelt und in den nächsten Entwicklungszyklus integriert. So soll beispielsweise die zeitliche Planung optimiert werden.
  2. Validität: Eine zentrale Anforderung an die Entwicklung der Aufgaben ist es, die Abstimmung zwischen Bildungsplan und Aufgabenstellung im Blick zu behalten. Gleichzeitig gilt es, die Methodik zu berücksichtigen, um Aufgaben zu verfassen, welche Handlungskompetenzen prüfen. Dies konnte im Rahmen der beiden Qualitätssicherungen sichergestellt werden.
  3. Rekursfähigkeit: Die zentralen Entwicklungen wurden mehrfach mit den kantonalen Prüfungsleitungen auf ihre Rekursfähigkeit abgestimmt.
  4. Open-Book: Der Einsatz einer schriftlichen Open-Book-Prüfung verändert die Prüfungsentwicklung in vielfacher Hinsicht. Die Konzeption des schriftlichen Prüfungsfalls erfordert beispielsweise einen erhöhten Grad an Komplexität und Vernetzung. Insbesondere bei der Formulierung von Ausgangslagen und Aufgabenstellungen ist der konkrete Bezug zum jeweiligen Praxisfall zentral, da künstliche Intelligenzen bereits heute generelle Lösungen sehr zuverlässig erstellen. Informationen sinnvoll zu vernetzen und konkrete praxisbezogene Problemlösungen zu entwickeln, gilt als zentrale Zukunftskompetenz der Kaufleute und ist nicht so leicht automatisierbar (vgl. Dubs 2018, 50ff.).

Erste Erfahrungen

Die grössere Herausforderung bei der Durchführbarkeit stellen sicher die mündlichen Aufgaben dar. Sie müssen im Vorfeld sehr gut geplant und organisiert sein. Die Prüfungsexpertinnen und -experten müssen gut geschult werden und sich auf die Inhalte und Methoden gut vorbereiten.

Um die Durchführbarkeit der neuen schulischen Abschlussprüfungen qualitativ zu testen, wurde im Juli 2024 eine Probeprüfung mit jeweils zwei Kandidierenden sowie zwei schriftlichen und zwei mündlichen Prüfungsexpertinnen und -experten anhand der Nullserien durchgeführt. Am Morgen fanden die schriftlichen Prüfungen statt. Im Anschluss daran wurden die mündlichen Prüfungen durchgeführt und videographiert. Auch der anschliessende Beurteilungsprozess wurde simuliert, beobachtet und ausgewertet. Im Anschluss wurde jeweils die Note der schulischen Abschlussprüfung (ohne Vertiefungsarbeit) berechnet.

Die Probeprüfungen wurden anhand standardisierter Beobachtungsinstrumente «live» beobachtet und die Kandidierenden sowie die Prüfungsexpertinnen und -experten in anschliessenden Einzelinterviews befragt (vgl. Tabelle 3).

Tabelle 3: Kriterien der standardisierten Beobachtung und Befragung (eigene Darstellung).

Die Auswertung der Beobachtungsnotizen und der Interviews sowie die Dokumentenanalyse der Prüfungsunterlagen liefert einige zentralen Erkenntnisse:

  1. Die Nullserien werden von den Kandidierenden als sehr verständlich, praxisnah und realistisch eingestuft.
  2. Die Nullserien sind konsistent und lösbar.
  3. Die Nullserien sind zeitlich stimmig.
  4. Die Hilfsmittel zur Vorbereitung funktionieren.
  5. Den Prüfungsexpertinnen und -experten war es möglich, in der vorgegebenen Zeit die Prüfungen zu beurteilen und sich auf eine Beurteilung zu einigen.
  6. Es konnten sehr viele spannende Erkenntnisse für die Schulung der Prüfungsexpertinnen und -experten abgeleitet werden. Insbesondere bei den mündlichen Prüfungen gibt es einen Wandel vom klassischen Frage-Antwort-Spiel hin zum lauten Denken auf Seiten der Kandidierenden.

Auf dieser Grundlage wurden die vorliegenden Nullserien optimiert. Dabei wurden primär die Aufgabenstellungen konkretisiert. In den mündlichen Prüfungen wurden konkrete Hinweise zum Zeitmanagement ergänzt.

Die grössere Herausforderung bei der Durchführbarkeit stellen sicher die mündlichen Aufgaben dar. Sie müssen im Vorfeld sehr gut geplant und organisiert sein. Die Prüfungsexpertinnen und -experten müssen gut geschult werden und sich auf die Inhalte und Methoden gut vorbereiten. Nur so kann es gelingen, dass die unterschiedlichen Handlungskompetenzen geprüft werden können. Bei den Korrekturen der schriftlichen Prüfungsteile bewährt es sich, ein Team aus Lehrpersonen mit unterschiedlichen Kompetenzen aus den Bereichen Berufskunde (Wirtschaft und ICT) und Sprache (Landes- und Fremdsprache) einzusetzen, um die Handlungskompetenzen vollständig beurteilen zu können.

Ausblick

Die konsequente Handlungskompetenzorientierung der beiden Grundbildungen Kaufleute EBA und Kaufleute EFZ fokussiert die aus Sicht des Arbeitsmarktes zentralen Zukunftskompetenzen. Die Abschlussprüfungen orientieren sich dabei nicht nur inhaltlich an diesen Kompetenzen, sondern sollen auch in ihrer Durchführung praxisnach und zukunftsorientiert ausgestaltet werden. Eine digitale Durchführung der schulischen Abschlussprüfungen im Sinne eines digitalen Arbeitsplatzes wird dabei eine Schlüsselrolle spielen, um die Grundlagen für praxisorientiertes Handeln zu sichern und den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt gerecht zu werden.

Für die Entwicklung und Umsetzung einer digitalen Prüfungsplattform wurde das Projekt «QV Digital» ins Leben gerufen. In enger Zusammenarbeit mit den Trägerschaften und Kantonen arbeitet das Projektteam an der Realisierung einer innovativen digitalen Prüfungsdurchführung mit dem Ziel, den schriftlichen Teil der schulischen Abschlussprüfungen Kaufleute EBA im Jahr 2025 erstmalig digital durchzuführen.

Fazit

Die Simulation der Probeprüfung umfasst eine kleine Stichprobe. Dennoch konnten wertvolles Prozesswissen und Erkenntnisse zur Qualität und Umsetzbarkeit der neuen schulischen Abschlussprüfung generiert werden.

Mit der neuen schulischen Abschlussprüfung werden innovative Wege eingeschlagen. Sie bietet die Chance, die geforderten Handlungskompetenzen äusserst praxisnah zu prüfen.

Mit der neuen schulischen Abschlussprüfung werden innovative Wege eingeschlagen. Sie bietet die Chance, die geforderten Handlungskompetenzen äusserst praxisnah zu prüfen – sei es beim Schneiden eines Videos und beim Recherchieren mit künstlicher Intelligenz am eigenen Notebook oder beim Führen eines Beratungsgespräch im Rahmen eines simulierten Messebesuchs.

Gleichzeitig bedeutet Innovation auch das Eingehen von Risiken. Der Wechsel an den digitalen Arbeitsplatz im Bereich der schriftlichen Prüfung steht aktuell noch am Anfang. Die technische Umgebung muss umfassende Anforderungen erfüllen. Diese reichen vom Datenschutz über die Umsetzung der Handlungskompetenzorientierung bis hin zu Serverkapazitäten.

Im Bereich der mündlichen Prüfungen gilt es, den Kandidierenden genügend Freiraum zu geben, um ihre Handlungskompetenz zu zeigen. Um bei der Umsetzung der nationalen Prüfungsaufgaben eine schweizweite Vergleichbarkeit herzustellen, wird es zentral sein, nationale Umsetzungsstandards für die Durchführung an den Berufsfachschulen zu erstellen und gleichzeitig die Autonomie der einzelnen Berufsfachschule zu berücksichtigen.

In jedem Fall geht die zukünftige Prüfungsumsetzung in der kaufmännischen Grundbildung über das Prüfen von Wissen und Verständnis hinaus – analog sowie digital. Dies entspricht den Anforderungen des Arbeitsmarktes und des Berufsbildungsgesetzes und generiert Innovationen und Erkenntnisse, die auch in anderen Berufsfeldern gewinnbringend eingesetzt werden können.

[1] Die Ergebnisse aus den Fragerunden der Impulsveranstaltungen finden sich hier: https://die-reform.ch/faq (Stand: 25.10.2024).

Literatur

Zitiervorschlag

Höpfer, E., Wegmüller, R., & Rosser, A. (2024). Kaufleute 2023 – die neue schulische Abschlussprüfung. Transfer. Berufsbildung in Forschung und Praxis 9(15).

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