Berufsbildung in Forschung und Praxis
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Befragung der Lernenden in der Schweiz, Teil 3: Psychische Gesundheit in der Lehre

Wie Jugendliche in der Lehre ihren psychischen Belastungen trotzen

Wie erleben die Jugendlichen den Schritt in die berufliche Grundbildung? Dies ist die zentrale Frage der Studie «Psychische Gesundheit von Lernenden in der Berufslehre». Ihre Autoren fassen die wichtigsten Ergebnisse in vier Transfer-Beiträgen zusammen. Der vorliegende, dritte Text vertieft die Frage, wie es den Jugendlichen psychisch geht. Er zeigt, dass rund 60% der Lernenden während der Lehre mindestens schon einmal psychische Probleme hatten. Aber so alarmierend der Befund klingt, so erleben die meisten Jugendlichen die Lehre doch als Ort, wo sie mit Belastungen erfolgreich umzugehen lernen.

Work-ID dokumentiert, was Arbeitnehmende alles können

«Wir stossen die Tür in eine neue Ära auf»

Er ist eine der profiliertesten Gründer von digitalen Lösungen im HR-Bereich: Cornel Müller. In diesen Tagen ist Work-ID, seine jüngste Firma, an den Start gegangen. Diese Jobplattform läuft nicht mehr über Berufsbezeichnungen oder Diplomtitel, sondern über Skills. Hier erhalten alle Fähigkeiten, die Menschen besitzen, das ihnen zustehende Gewicht – egal, auf welchem Weg sie erworben wurden. Work-ID fragt zunächst nach dem aktuellen Job und stellt dann immer genauere Anschlussfragen, die man bejahen oder verneinen kann. Die technische Basis ist dafür ist die Datenbank von x28.

«Berufsbildung 2040 – Perspektiven und Visionen»: Zielkonflikte der Bildungspolitik auf Sekundarstufe II

Warum die allgemein- und berufsbildenden Ausbildungen gemeinsam betrachtet werden sollten

Die Quote an allgemeinbildenden Abschlüssen wächst. Diese Entwicklung schmälert nicht nur den Anteil an beruflichen Bildungen, sie verändert auch die Zusammensetzung der Jugendlichen in den beiden Bildungswegen auf Sekundarstufe II und scheint teilweise mit unerwünschten Effekten verbunden zu sein. So zeigt sich, dass eine höhere kantonale Maturitätsquote stark mit dem Anteil an Jugendlichen korreliert, die bis zum 25. Lebensjahr weder über einen Lehrabschluss noch eine Maturität verfügen. Trotzdem sollten bildungspolitische Postulate zum Verhältnis von allgemeinbildender und beruflicher Bildung immer auch auf kantonale Gegebenheiten Rücksicht nehmen.

FHNW-Evaluation der Ausbildungssituation von Informatik-Lernenden im Integra-Programm der gibb Berufsfachschule

Zwischen Stolz und Überforderung

Integra ermöglicht es motivierten Lernenden an der gibb Berufsfachschule (Bern), die Informatiklehre und den Bachelor an der Berner Fachhochschule in sieben Jahren abzuschliessen. Die Lerninhalte werden komprimiert und selbstorganisiert erarbeitet. Eine Evaluation (November 2024, Dr. Sophie Baeriswyl, Marjan Tanushaj, Delia Müller, Prof. Dr. Andreas Krause) untersucht Ressourcen und Belastungen der Pilot-Klasse. Die zehn Interviews zeigen, dass eine Mehrheit im Rahmen von Integra Stolz und Freude empfinden. Sie schätzen die Selbstorganisation und Flexibilität in der Schule, im Lehrbetrieb und beim Lernen sowie die erlebte Unterstützung. Gleichzeitig berichteten mehrere Lernende von gesundheitskritischen Strategien wie sozialem Rückzug, dem Prokrastinieren sowie dem Verzicht auf ausgleichende Freizeitaktivitäten. Die Evaluation bilanziert, dass mit dem Integra-Programm eine motivierende Kombination aus Lehre und Fachhochschule geschaffen wurde. Gleichzeitig macht sie Vorschläge, damit das Modell die Lernenden nicht überfordert.

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Studie zeigt einen ziemlich grossen kausalen Effekt

Weiterbildung zahlt sich doppelt aus

Wie wirken sich berufsbezogenen Fortbildungen auf die individuellen Erträge am Arbeitsmarkt (Einkommen und Verringerung des Risikos, arbeitslos zu werden) in der Schweiz aus? Diese Frage steht im Zentrum einer Studie von Stefan Denzler, Jens Ruhose, Stefan C. Wolter, die auf dem Mikrozensus Weiterbildung 2016 sowie Registerdaten zu Einkommen und Arbeitslosigkeit basiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausbildungsbeteiligung im Durchschnitt das Einkommen um 3,4 Prozent erhöht und das Arbeitsrisiko um 2,1 Prozentpunkte verringert, was ein ziemlich grosser kausaler Effekt sei, so die Forscher. Die Auswirkungen seien aber je nach Alter, Bildungsstand und Einkommenssituation unterschiedlich. Personen im untersten Einkommensquartil profitieren am meisten von Einkommenssteigerungen, während der dämpfende Effekt auf die Arbeitslosigkeit bei Personen im obersten Einkommensquartil stärker ausgeprägt ist. Laut Mikrozensus 2016 nahmen 67% der ständigen Wohnbevölkerung an berufsbezogenen nicht formalen Weiterbildungen teil, deren Dauer betrug durchschnittlich 48 Stunden (Median: 24 Stunden).

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Gutachten der EHB

Mögliche Auswirkungen einer Förderung der horizontalen Durchlässigkeit auf Sekundarstufe II

Jährlich treten rund 2’200 Jugendliche, die ein Gymnasium begonnen haben, in eine berufliche Grundbildung ein (10%); bei den Fachmittelschulen liegt diese Quote bei 35%. Diese Umorientierungen treten häufiger in der Westschweiz auf. Im Rahmen eines Gutachtens diskutiert die EHB (Jürg Schweri und Belinda Aeschlimann) eine mögliche «Förderung der horizontalen Durchlässigkeit zwischen Allgemeinbildung und beruflicher Grundbildung». Dazu gehören die eine standardisierte Anerkennung von Vorleistungen oder die Ausweitung von Way-Up-Programmen, wie sie etwa für Informatikerin und Zeichnerin oder (in wenigen Kantonen) Mediamatikerin und Polymechaniker schon existieren. Das Gutachten mahnt aber zur Vorsicht. Der allgemeinbildende Einstieg in die Berufsbildung dürfe nicht zu einer Hierarchisierung der Bildungswege führen, wie sie in Deutschland und Österreich teilweise stattgefunden habe.

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Befragung der Lernenden in der Schweiz, Teil 2: Wie erleben die Lernenden ihre Ausbildung?

Viele sind herausgefordert, nur wenige überfordert

Die berufliche Grundbildung ist ein zentraler Baustein des Schweizer Bildungssystems – und für die meisten Jugendliche der erste Schritt in die Arbeitswelt. Doch wie erleben die Lernenden selbst diese prägende Lebensphase? Dies ist die zentrale Frage der Studie «Psychische Gesundheit von Lernenden in der Berufslehre». Ihre Autoren fassen die wichtigsten Ergebnisse in vier Beiträgen zusammen, die Transfer publiziert. Der vorliegende, zweite Text geht der Frage nach, welchen Herausforderungen die Jugendlichen in der Lehre begegnen, was sie stärkt  und was sie belastet.

Studie zur Berufswahl

Berufe erkunden, Wissen gewinnen, Sicherheit finden – dynamische Prozesse der beruflichen Entscheidung bei Jugendlichen

Die Berufswahl ist ein dynamischer Prozess, in dem drei Faktoren in einer Wechselwirkung stehen: Wie stark Jugendliche ihre Umwelt erkunden, wie viel sie über den Lehrstellenmarkt wissen und wie entschieden sie sich in ihrer Berufswahl fühlen. Das ist das Hauptergebnis einer neuen Studie. Sie zeigt, dass es kontraproduktiv sein kann, zu früh eine Entscheidung zu erzwingen. Besser sei es, viele Möglichkeiten der Berufserkundung anzubieten. Denn die Berufswahl von Jugendlichen läuft dann am besten, wenn sie eine vage Idee für einen Berufswunsch haben und dazu gezielt Informationen suchen.

Neues Buch im hep Verlag

Die Arbeit hinter den Kulissen der Schweizer Berufsbildung

Sie haben während 30 Jahren einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Berufsbildung in der Schweiz gehabt: Christine Davatz (Schweizerischer Gewerbeverband) und Bruno Weber-Gobet (TravailSuisse). Die beiden Persönlichkeiten stehen im Zentrum einer Publikation, die zwei Dinge leistet: Sie rekonstruiert die wichtigsten Etappen der Entwicklung der Berufsbildung der jüngeren Vergangenheit. Und sie macht die Arbeit hinter den Kulissen der Schweizer Berufsbildung sichtbar. Im vorliegenden Text konzentriert sich der Autor des Buches, Lorenzo Bonoli, auf den zweiten Bereich und erklärt, warum es Lobbyisten wie Davatz und Weber-Gobet braucht.

Eine empirische Analyse von Rolf Becker (Universität Bern)

Das gesellschaftliche Ansehen von Bildungsabschlüssen in der Bevölkerung

Eine Umfrage in deutschsprachigen Schweizer Kantonen 2019 zeigt, dass die berufliche Bildung ein höheres Prestige als die allgemeinbildenden Wege geniesst; am meisten Wertschätzung erfahren nach der höheren Berufsbildung die universitären Bildungsabschlüsse. Dies zeigt eine Bevölkerungsumfrage von Rolf Becker (Universität Bern), die im Frühjahr 2019 unter erwachsenen Personen im deutschsprachigen Teil der Schweiz durchgeführt wurde. Auffällig ist, dass jüngere Befragte Universitätsabschlüsse höher schätzten, ältere Personen hingegen schulische und berufliche Ausbildungen. Zudem korreliert das Ansehen von Bildungsabschlüssen mit der sozialen Herkunft, dem Bildungsniveau, dem Geschlecht und dem Bildungsverständnis.

Mehr lesen (Journal for Educational Research 2/2024, 16. Jahrgang)

«Berufsbildung 2040 – Perspektiven und Visionen»: Die Berufsbildung darf nicht zur zweiten Wahl werden!

Stark bleiben in einer sich wandelnden Welt

Die Berufsbildung sollte sich aktiver ihren Herausforderungen stellen. Lehrabbrüche, Imageprobleme und belastete Jugendliche sind drei Problemfelder, die mutigere Reaktionen erfordern. Zu diesen Reaktionen gehören ein besserer Umgang mit den Jugendlichen, die Einbindung von Fremdsprachen in alle beruflichen Grundbildungen, innovativere Lernsettings und Imagekampagnen. Dafür müssen sich alle Verbundpartner bewegen.

Dieter Euler

Erziehung durch Beziehung: Lehrpersonen als Gestalter sozialen Lernens

Lehrpersonen sind weit mehr als Vermittler fachlicher Kompetenzen: Mit ihrer Persönlichkeit und durch die Gestaltung sozialer Beziehungen ermöglichen oder erschweren sie zudem soziales Lernen. Soziales Lernen erfolgt über das Erleben guter Beziehungen, der Ausrichtung des Handelns auf das Gemeinwohl und die Entwicklung einer sozialen Identität, die eine Zugehörigkeit zum Gemeinwesen ausdrückt. Aber so gut dies klingt, so gefährdet sind diese Prozesse durch die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Was tun?

SVEB-Studie «Lebenswelten»

Warum viele Erwachsene keine Weiterbildung besuchen 

In der Schweiz verfügen rund 30 Prozent der Erwachsenen über geringe Grundkompetenzen, und doch nehmen nur wenige von ihnen an entsprechenden Weiterbildungen teil. Die Studie «Lebenswelten» des SVEB zeigt: Aus Sicht der Betroffenen gibt es gute Gründe dafür. So lässt ein funktionierender Alltag das Lernen als unnötig erscheinen. Frühere negative Bildungserfahrungen machen skeptisch und stigmatisierende Zuschreibungen schwächen das Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit. Erschwerend wirken oft auch belastende Lebenslagen. Gleichzeitig aber nehmen die Betroffenen die Relevanz von Grundkompetenzen wahr und es besteht ein grundsätzliches Interesse an Weiterentwicklung. Für die Schaffung von Angeboten bedeute das, so die Studie: Es braucht eine Vielfalt an Angeboten, die den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden und in denen Erwachsene einen alltagspraktischen Nutzen erkennen können.

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Studie der ETH Zürich

Wieviel die Organisationen der Arbeitswelt in die Berufsbildung investieren

Wie stark tragen die Organisationen der Arbeitswelt (OdA) zur systemischen Steuerung der Berufsbildung bei? Diese Frage stand im Zentrum einer Studie der ETH Zürich (Filippo Pusterla, Thomas Bolli und Ursula Renold). Ausgangspunkt der Untersuchung sind die allgemeinverbindlich erklärten Berufsbildungsfonds (aBBF), in die alle Betriebe einer Branche einzahlen müssen, wenn die zuständige OdA die Allgemeinverbindlichkeit beim Bundesrat beantragt. Deren Erträge von rund 40 Millionen Franken (2017) wurden zu 74% für die berufliche Grundbildung ausgegeben, zu 22% für die Höhere Berufsbildung (22%) und  zu 4% für die Weiterbildung. Eine Hochrechnung für alle Berufe kommt zum Schluss, dass die OdA umgerechnet auf jeden Schweizer Betrieb rund 230 Franken pro Jahr für die systemische Steuerung der Berufsbildung ausgeben.

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Reformen Verkauf 2022+ und Kaufleute 2023 am Kaufmännischen Bildungszentrum Zug (KBZ)   

Eine Berufsfachschule nimmt sich unter die Lupe

Die Berufsbildungsreformen «Verkauf 2022+» und «Kaufleute 2023» erfordern einen Paradigmenwechsel von traditionellen Schulfächern zu interdisziplinären Handlungskompetenzbereichen. Das Kaufmännische Bildungszentrum Zug entwickelte eine Umsetzungsstrategie basierend auf geteilter Führung und partizipativer Schulentwicklung. In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Zürich wurde ein partizipativer Evaluationsansatz implementiert, der externe Expertise mit interner Qualitätsentwicklung verknüpft. Erste Ergebnisse längsschnittlich angelegter Befragungen von Lernenden und Lehrenden nach dem ersten Lehrjahr zeigen überwiegend positive Resultate, insbesondere beim Teamteaching und selbstorganisierten Lernen. Entwicklungspotenzial besteht bei der Lernortkooperation und der partizipativen Unterrichtsgestaltung. Die Evaluationsergebnisse werden systematisch durch Arbeitsgruppen nachbearbeitet und in konkrete Qualitätsentwicklungsmassnahmen überführt. Dieser evidenzbasierte Ansatz veranschaulicht die erfolgreiche Verknüpfung von wissenschaftlicher Begleitung und praxisorientierter Reformumsetzung in der beruflichen Bildung.

Zwischen pädagogischem Professionalisierungsbedarf und dem Anspruch auf Nähe zum Berufsfeld

Die Rolle der Ausbildenden am dritten Lernort

Die Qualifizierung von Kursleitenden in überbetrieblichen Kursen (üK) ist Gegenstand einer Untersuchung von Markus Maurer und Karin Hauser (in Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 43 (1), 2025). Sie zeigt, dass die Qualifizierungsanforderungen in der Vergangenheit gestiegen sind, weshalb die Ausbildungen, vor allem mit Blick auf die eingeforderten Präsenzzeiten, «wohl zu kurz» sind. Die Ausbildungsinstitutionen, auch die Pädagogischen Hochschulen, seien dadurch zu einer «pragmatischen Fokussierung» auf die praxisorientierte Vermittlung pädagogisch-didaktischen Rüstzeugs gezwungen. Berufsbildende, die in höheren Pensen angestellt sind, brächten (im Vergleich zu Kleinstpensen) bessere Voraussetzungen mit, Theorie und Praxis miteinander in Bezug zu setzen – vor allem auch deshalb, weil sie die jeweiligen Grundbildungen in ihrer Gesamtheit besser kennen. Von Kleinstpensen wird demgegenüber erwartet, dass sie einen starken Bezug der üK zum jeweiligen Berufsfeld gewährleisten.

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Evaluation des Qualifikationsverfahrens im allgemeinbildenden Unterricht (ABU)

Die ABU-Prüfungen sind heute nur ungenügend geeignet, das Können der Lernenden sichtbar zu machen

Prüfungen im allgemeinbildenden Unterricht sollen kompetenzorientiert sein. Darunter wird der situationsspezifische Einsatz von konzeptuellem und prozeduralem Wissen zur Lösung einer komplexen Transferaufgabe verstanden. Tatsächlich weisen die ABU-Prüfungen heute einen viel zu tiefen Grad an Kompetenzorientierung auf, und die beiden Lernbereiche Gesellschaft und Sprache und Kommunikation werden fast immer getrennt statt verknüpft geprüft. Dies zeigt die vorliegende Evaluation des Qualifikationsverfahrens (QV). Zudem sind die formalen Rahmenbedingungen für die Vertiefungsarbeit, die Teil des QV ist, sehr heterogen. Schliesslich scheint die Schlussprüfung so, wie sie oft durchgeführt wird, vor allem Lehr- und Leitungspersonen zu dienen und weniger dem Erkenntnisgewinn über das Können der Lernenden.

IV-gestützte Praktische Ausbildung an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel

Integrative Unterrichtsformen im Rahmen der Berufsbildung – eine Chance für die Schulkulturentwicklung

Seit Sommer 2023 werden die Lernenden in einer Praktischen Ausbildung (PrA) im Kanton Basel-Stadt – schweizweit einzigartig – an den öffentlichen Berufsfachschulen unterrichtet. Damit wurden die Schulen zu Dienstleistungserbringern für die IV. In einem Beitrag für die Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik (open access) schildern Dominique Mouttet (Direktor) und Tanja Rüdisühli (Beauftragte PrA & FiB) exemplarisch für die Allgemeine Gewerbeschule Basel die Gelingensbedingungen des Modells. Zentral seien die Lehrpersonen: Sie müssten bereit sein, sich auf den Unterricht mit PrA-Lernenden einzulassen: «Es braucht Mut, etwas weniger die Fachlichkeit und noch mehr die Beziehung ins Zentrum des Unterrichts zu stellen.» Der Unterricht von PrA-Lernenden bedinge und fördere zugleich die Schulkulturentwicklung – aufseiten der Lernenden, der Lehrpersonen und den Verwaltungsmitarbeitenden. Einer der Vorteile: Die Durchlässigkeit zur zweijährigen EBA werde dadurch gestärkt, dass die Lernenden von Lehrpersonen begleitet werden, die auch die Anforderungen einer EBA-Ausbildung kennen.

Zeitschrift für Heilpädagogik, Bd. 31 Nr. 05 (2025): Die Schule von morgen

Befragung der Lernenden in der Schweiz, Teil 1: Übersicht der zentralen Resultate

Psychische Gesundheit in der Berufslehre

Wie gut geht es den Jugendlichen in der Lehre? Diese Frage ist Gegenstand einer Studie von WorkMed, die im Juni dieses Jahres publiziert wurde. Zwei Faktoren machen die Studie besonders ergiebig: Die grosse Zahl der Jugendlichen, die befragt wurden und im Rahmen von Fokusgesprächen diskutierten, und die Breite und Tiefe der Fragestellungen: Das Ausfüllen der Fragebogen erforderte eine gute halbe Stunde. Die Autoren der Studie fassen die wichtigsten Ergebnisse in vier Beiträgen zusammen, die Transfer in den folgenden Wochen publizieren wird. Der vorliegende, erste Text gibt einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse.

Gemeinsame Studie der Universitäten Bern und St.Gallen

Welche Berufsanforderungen sind für Buben und Mädchen wichtig?

Warum wählen Mädchen und Jungen unterschiedliche Berufe? Eine Studie der Universitäten Bern (Benita Combet) und St.Gallen (Scherwin M. Bajka, Patrick Emmenegger und Sabine Seufert) zeigt: Lohn und Teilzeitmöglichkeiten spielen für beide Geschlechter eine ähnliche Rolle, und auch soziale Tätigkeiten sind für beide Geschlechter wichtig. Unterschiede bestehen hingegen bei der Technikaffinität: Berufe mit viel Computereinsatz ziehen Jungen an und schrecken Mädchen eher ab. Diese Technikferne von Mädchen ist laut Co-Autorin Benita Combet nicht biologisch bedingt, sondern durch gesellschaftliche Stereotype geprägt. Um die Ungleichheit in einer digitalisierten Arbeitswelt zu verringern, müsse man die Selbstbilder der Frauen von Vorurteilen befreien. Die Forschenden hatten über 2000 Jugendlichen in der 8. Klasse kurz vor der Lehrstellenwahl fiktive Berufsbeschreibungen vorgelegt.

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«Berufsbildung 2040 – Perspektiven und Visionen»: Die Rolle der Kantone

Wie die Kantone die Berufsbildung noch besser machen können

Die Kantone haben die Aufgabe, die Berufsbildung umzusetzen und für eine hohe Qualität zu sorgen. Aber weit mehr als dies, sind sie auch aktive Gestalter – eine Rolle, die sie noch stärker als bisher spielen sollten. Der Weg führt dabei nicht nur über ambitionierte Strategiepapiere, sondern über eine wirkungsorientierte Umsetzung und eine pragmatische Kooperation zwischen den Kantonen. Dies umschliesst auch die systematische Evaluation von Innovationen. Denn in wichtigen Bildungsthemen – zuletzt im Projekt Allgemeinbildung 2030 – zeigt sich eine «empirische Wüste». Ein vielversprechender Ansatz ist die Idee eines Monitoringsystems, wie sie die SBBK für den allgemeinbildenden Unterricht andenkt.

Neues Buch aus der Westschweiz

Die «5A» der Berufsberatung: Ein Praxisleitfaden

Das «5A-Modell» bildet die Zusammenfassung von Arbeiten zur Entwicklung eines kohärenten, integrativen Rahmens für die Berufsberatung. Es steht im Mittelpunkt des in französischer Sprache erschienenen Buches «Les 5As du conseil en orientation» von Shékina Rochat. Im vorliegenden Beitrag schildert die Autorin die Phasen und Schritte dieses Modells und verdeutlicht die mit der Berufsberatung verbundenen Herausforderungen und Kompetenzen. Das Modell lädt dazu ein, einige unveränderlich erscheinende Errungenschaften in Frage zu stellen. Dazu gehören die Bewertung von Kompetenzen, die Idee, langfristige Karrierepläne zu entwickeln, der Glaube an die Überlegenheit der «Wissenschaft» über die Praxis und die Relevanz der Forschung als Hauptrefenzpunkt in diesem Prozess.