Berufsbildung in Forschung und Praxis
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Dieter Euler

Erziehung durch Beziehung: Lehrpersonen als Gestalter sozialen Lernens

Dieter Euler

Lehrpersonen sind weit mehr als Vermittler fachlicher Kompetenzen: Mit ihrer Persönlichkeit und durch die Gestaltung sozialer Beziehungen ermöglichen oder erschweren sie zudem soziales Lernen. Soziales Lernen erfolgt über das Erleben guter Beziehungen, der Ausrichtung des Handelns auf das Gemeinwohl und die Entwicklung einer sozialen Identität, die eine Zugehörigkeit zum Gemeinwesen ausdrückt. Aber so gut dies klingt, so gefährdet sind diese Prozesse durch die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Was tun?

SVEB-Studie «Lebenswelten»

Warum viele Erwachsene keine Weiterbildung besuchen 

In der Schweiz verfügen rund 30 Prozent der Erwachsenen über geringe Grundkompetenzen, und doch nehmen nur wenige von ihnen an entsprechenden Weiterbildungen teil. Die Studie «Lebenswelten» des SVEB zeigt: Aus Sicht der Betroffenen gibt es gute Gründe dafür. So lässt ein funktionierender Alltag das Lernen als unnötig erscheinen. Frühere negative Bildungserfahrungen machen skeptisch und stigmatisierende Zuschreibungen schwächen das Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit. Erschwerend wirken oft auch belastende Lebenslagen. Gleichzeitig aber nehmen die Betroffenen die Relevanz von Grundkompetenzen wahr und es besteht ein grundsätzliches Interesse an Weiterentwicklung. Für die Schaffung von Angeboten bedeute das, so die Studie: Es braucht eine Vielfalt an Angeboten, die den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden und in denen Erwachsene einen alltagspraktischen Nutzen erkennen können.

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Studie der ETH Zürich

Wieviel die Organisationen der Arbeitswelt in die Berufsbildung investieren

Wie stark tragen die Organisationen der Arbeitswelt (OdA) zur systemischen Steuerung der Berufsbildung bei? Diese Frage stand im Zentrum einer Studie der ETH Zürich (Filippo Pusterla, Thomas Bolli und Ursula Renold). Ausgangspunkt der Untersuchung sind die allgemeinverbindlich erklärten Berufsbildungsfonds (aBBF), in die alle Betriebe einer Branche einzahlen müssen, wenn die zuständige OdA die Allgemeinverbindlichkeit beim Bundesrat beantragt. Deren Erträge von rund 40 Millionen Franken (2017) wurden zu 74% für die berufliche Grundbildung ausgegeben, zu 22% für die Höhere Berufsbildung (22%) und  zu 4% für die Weiterbildung. Eine Hochrechnung für alle Berufe kommt zum Schluss, dass die OdA umgerechnet auf jeden Schweizer Betrieb rund 230 Franken pro Jahr für die systemische Steuerung der Berufsbildung ausgeben.

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«Berufsbildung 2040 – Perspektiven und Visionen»: Die Berufsbildung darf nicht zur zweiten Wahl werden!

Stark bleiben in einer sich wandelnden Welt

Ben Hüter

Die Berufsbildung sollte sich aktiver ihren Herausforderungen stellen. Lehrabbrüche, Imageprobleme und belastete Jugendliche sind drei Problemfelder, die mutigere Reaktionen erfordern. Zu diesen Reaktionen gehören ein besserer Umgang mit den Jugendlichen, die Einbindung von Fremdsprachen in alle beruflichen Grundbildungen, innovativere Lernsettings und Imagekampagnen. Dafür müssen sich alle Verbundpartner bewegen.

Reformen Verkauf 2022+ und Kaufleute 2023 am Kaufmännischen Bildungszentrum Zug (KBZ)   

Eine Berufsfachschule nimmt sich unter die Lupe

Alexandra Totter, Reto Wegmüller & Enikö Zala-Mezö

Die Berufsbildungsreformen «Verkauf 2022+» und «Kaufleute 2023» erfordern einen Paradigmenwechsel von traditionellen Schulfächern zu interdisziplinären Handlungskompetenzbereichen. Das Kaufmännische Bildungszentrum Zug entwickelte eine Umsetzungsstrategie basierend auf geteilter Führung und partizipativer Schulentwicklung. In Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Zürich wurde ein partizipativer Evaluationsansatz implementiert, der externe Expertise mit interner Qualitätsentwicklung verknüpft. Erste Ergebnisse längsschnittlich angelegter Befragungen von Lernenden und Lehrenden nach dem ersten Lehrjahr zeigen überwiegend positive Resultate, insbesondere beim Teamteaching und selbstorganisierten Lernen. Entwicklungspotenzial besteht bei der Lernortkooperation und der partizipativen Unterrichtsgestaltung. Die Evaluationsergebnisse werden systematisch durch Arbeitsgruppen nachbearbeitet und in konkrete Qualitätsentwicklungsmassnahmen überführt. Dieser evidenzbasierte Ansatz veranschaulicht die erfolgreiche Verknüpfung von wissenschaftlicher Begleitung und praxisorientierter Reformumsetzung in der beruflichen Bildung.

Zwischen pädagogischem Professionalisierungsbedarf und dem Anspruch auf Nähe zum Berufsfeld

Die Rolle der Ausbildenden am dritten Lernort

Die Qualifizierung von Kursleitenden in überbetrieblichen Kursen (üK) ist Gegenstand einer Untersuchung von Markus Maurer und Karin Hauser (in Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 43 (1), 2025). Sie zeigt, dass die Qualifizierungsanforderungen in der Vergangenheit gestiegen sind, weshalb die Ausbildungen, vor allem mit Blick auf die eingeforderten Präsenzzeiten, «wohl zu kurz» sind. Die Ausbildungsinstitutionen, auch die Pädagogischen Hochschulen, seien dadurch zu einer «pragmatischen Fokussierung» auf die praxisorientierte Vermittlung pädagogisch-didaktischen Rüstzeugs gezwungen. Berufsbildende, die in höheren Pensen angestellt sind, brächten (im Vergleich zu Kleinstpensen) bessere Voraussetzungen mit, Theorie und Praxis miteinander in Bezug zu setzen – vor allem auch deshalb, weil sie die jeweiligen Grundbildungen in ihrer Gesamtheit besser kennen. Von Kleinstpensen wird demgegenüber erwartet, dass sie einen starken Bezug der üK zum jeweiligen Berufsfeld gewährleisten.

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Evaluation des Qualifikationsverfahrens im allgemeinbildenden Unterricht (ABU)

Die ABU-Prüfungen sind heute nur ungenügend geeignet, das Können der Lernenden sichtbar zu machen

Corinne Hadorn

Prüfungen im allgemeinbildenden Unterricht sollen kompetenzorientiert sein. Darunter wird der situationsspezifische Einsatz von konzeptuellem und prozeduralem Wissen zur Lösung einer komplexen Transferaufgabe verstanden. Tatsächlich weisen die ABU-Prüfungen heute einen viel zu tiefen Grad an Kompetenzorientierung auf, und die beiden Lernbereiche Gesellschaft und Sprache und Kommunikation werden fast immer getrennt statt verknüpft geprüft. Dies zeigt die vorliegende Evaluation des Qualifikationsverfahrens (QV). Zudem sind die formalen Rahmenbedingungen für die Vertiefungsarbeit, die Teil des QV ist, sehr heterogen. Schliesslich scheint die Schlussprüfung so, wie sie oft durchgeführt wird, vor allem Lehr- und Leitungspersonen zu dienen und weniger dem Erkenntnisgewinn über das Können der Lernenden.

IV-gestützte Praktische Ausbildung an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel

Integrative Unterrichtsformen im Rahmen der Berufsbildung – eine Chance für die Schulkulturentwicklung

Seit Sommer 2023 werden die Lernenden in einer Praktischen Ausbildung (PrA) im Kanton Basel-Stadt – wie in vielen anderen Kantonen der Schweiz – an den öffentlichen Berufsfachschulen unterrichtet. Damit wurden die Schulen zu Dienstleistungserbringern für die IV. In einem Beitrag für die Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik (open access) schildern Dominique Mouttet (Direktor) und Tanja Rüdisühli (Beauftragte PrA & FiB) exemplarisch für die Allgemeine Gewerbeschule Basel die Gelingensbedingungen des Modells. Zentral seien die Lehrpersonen: Sie müssten bereit sein, sich auf den Unterricht mit PrA-Lernenden einzulassen: «Es braucht Mut, etwas weniger die Fachlichkeit und noch mehr die Beziehung ins Zentrum des Unterrichts zu stellen.» Der Unterricht von PrA-Lernenden bedinge und fördere zugleich die Schulkulturentwicklung – aufseiten der Lernenden, der Lehrpersonen und den Verwaltungsmitarbeitenden. Einer der Vorteile: Die Durchlässigkeit zur zweijährigen EBA werde dadurch gestärkt, dass die Lernenden von Lehrpersonen begleitet werden, die auch die Anforderungen einer EBA-Ausbildung kennen.

Zeitschrift für Heilpädagogik, Bd. 31 Nr. 05 (2025): Die Schule von morgen

Befragung der Lernenden in der Schweiz, Teil 1: Übersicht der zentralen Resultate

Psychische Gesundheit in der Berufslehre

Barbara Schmocker, Katina Anastasiou, Debora Heimgartner & Niklas Baer

Wie gut geht es den Jugendlichen in der Lehre? Diese Frage ist Gegenstand einer Studie von WorkMed, die im Juni dieses Jahres publiziert wurde. Zwei Faktoren machen die Studie besonders ergiebig: Die grosse Zahl der Jugendlichen, die befragt wurden und im Rahmen von Fokusgesprächen diskutierten, und die Breite und Tiefe der Fragestellungen: Das Ausfüllen der Fragebogen erforderte eine gute halbe Stunde. Die Autoren der Studie fassen die wichtigsten Ergebnisse in vier Beiträgen zusammen, die Transfer in den folgenden Wochen publizieren wird. Der vorliegende, erste Text gibt einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse.

Gemeinsame Studie der Universitäten Bern und St.Gallen

Welche Berufsanforderungen sind für Buben und Mädchen wichtig?

Warum wählen Mädchen und Jungen unterschiedliche Berufe? Eine Studie der Universitäten Bern (Benita Combet) und St.Gallen (Scherwin M. Bajka, Patrick Emmenegger und Sabine Seufert) zeigt: Lohn und Teilzeitmöglichkeiten spielen für beide Geschlechter eine ähnliche Rolle, und auch soziale Tätigkeiten sind für beide Geschlechter wichtig. Unterschiede bestehen hingegen bei der Technikaffinität: Berufe mit viel Computereinsatz ziehen Jungen an und schrecken Mädchen eher ab. Diese Technikferne von Mädchen ist laut Co-Autorin Benita Combet nicht biologisch bedingt, sondern durch gesellschaftliche Stereotype geprägt. Um die Ungleichheit in einer digitalisierten Arbeitswelt zu verringern, müsse man die Selbstbilder der Frauen von Vorurteilen befreien. Die Forschenden hatten über 2000 Jugendlichen in der 8. Klasse kurz vor der Lehrstellenwahl fiktive Berufsbeschreibungen vorgelegt.

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«Berufsbildung 2040 – Perspektiven und Visionen»: Die Rolle der Kantone

Wie die Kantone die Berufsbildung noch besser machen können

Daniel Preckel

Die Kantone haben die Aufgabe, die Berufsbildung umzusetzen und für eine hohe Qualität zu sorgen. Aber weit mehr als dies, sind sie auch aktive Gestalter – eine Rolle, die sie noch stärker als bisher spielen sollten. Der Weg führt dabei nicht nur über ambitionierte Strategiepapiere, sondern über eine wirkungsorientierte Umsetzung und eine pragmatische Kooperation zwischen den Kantonen. Dies umschliesst auch die systematische Evaluation von Innovationen. Denn in wichtigen Bildungsthemen – zuletzt im Projekt Allgemeinbildung 2030 – zeigt sich eine «empirische Wüste». Ein vielversprechender Ansatz ist die Idee eines Monitoringsystems, wie sie die SBBK für den allgemeinbildenden Unterricht andenkt.

Neues Buch aus der Westschweiz

Die «5A» der Berufsberatung: Ein Praxisleitfaden

Shékina Rochat

Das «5A-Modell» bildet die Zusammenfassung von Arbeiten zur Entwicklung eines kohärenten, integrativen Rahmens für die Berufsberatung. Es steht im Mittelpunkt des in französischer Sprache erschienenen Buches «Les 5As du conseil en orientation» von Shékina Rochat. Im vorliegenden Beitrag schildert die Autorin die Phasen und Schritte dieses Modells und verdeutlicht die mit der Berufsberatung verbundenen Herausforderungen und Kompetenzen. Das Modell lädt dazu ein, einige unveränderlich erscheinende Errungenschaften in Frage zu stellen. Dazu gehören die Bewertung von Kompetenzen, die Idee, langfristige Karrierepläne zu entwickeln, der Glaube an die Überlegenheit der «Wissenschaft» über die Praxis und die Relevanz der Forschung als Hauptrefenzpunkt in diesem Prozess.

Studie der EHB

Formale Berufsbildung als Chance für seltene Berufe

Für seltene Berufe im Bereich des Kunsthandwerks und des traditionellen Handwerks gibt es häufig keinen eidgenössisch anerkannten Berufsabschluss. Mit einer Machbarkeitsstudie untersuchte die EHB im Auftrag des Kanton Waadt das Potenzial einer formalen Berufsbildung in den beiden genannten Bereichen. Die Mehrheit der betroffenen Fachleute sehen die Berufsbildung als idealen Weg, um ihr Handwerk zu stärken. Die Studie macht jedoch auch deutlich, dass es für seltene Berufe eine grosse Herausforderung ist, berufliche Grundbildungen zu schaffen, zu revidieren und Lehrstellen anzubieten. Sie empfiehlt unter anderem die Einrichtung einer Interessengemeinschaft, die in der Lage ist, Verbände und Betroffene zu mobilisieren.

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Studie von BSS im Auftrag von edu-suisse

Bildungsrenditen an den Höheren Fachschulen

Die Bildungsrenditen eines Studiums an einer Höheren Fachschule in den Bereichen Wirtschaft und Technik liegen über denen eines FH-Studiums. Dies gilt für private (23% rsp. 18%), fiskalische sowie soziale Bildungsrenditen. Die Unterschiede entstehen dadurch, dass HF-Studierende neben dem Studium ein höheres Einkommen erzielen und durch eine kürzere Studienzeit schneller in den Arbeitsmarkt eintreten. FH-Studierende erzielen im weiteren Berufsleben zwar höhere Durchschnittslöhne; diese Lohnvorteile sind aber zu klein, um die anfänglichen Nachteile auszugleichen. Im Bereich Gesundheit resultieren deutlich geringere Bildungsrenditen. Modellrechnungen zeigen schliesslich, dass die fiskalische Rendite eines HF-Studiums höher ist als an einer FH, selbst wenn der Staat die bisher von den HF-Studierenden privat bezahlten Studienbeiträge komplett übernähme. Im Bereich Gesundheit liegen die privat zu zahlenden Studienbeiträge für das HF- und FH-Studium bereits heute auf etwa gleichem Niveau.

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Studie an der Universität Lausanne

Wie kann die Berufsbildung unfreiwillige berufliche Umorientierungen erleichtern?

Jonas Masdonati, Caroline Éliane Brazier & Roxane Coquoz

Eine berufliche Bildung ermöglicht es Erwachsenen, die sich umorientieren müssen, wieder Tritt in einem Beruf zu finden. Wenn die Umorientierung allerdings unfreiwillig erfolgt, können der Zugang und die Teilnahme an einer beruflichen Bildung mit grossen Herausforderungen verbunden sein. Dies zeigt die vorliegende Studie. Sie sucht nach Antworten auf die Frage, wie berufliche Bildungen für betroffene Menschen zugänglicher und vorteilhafter gestaltet werden kann.

Studie von Büro Bass macht Verbesserungsvorschläge

Berufsabschluss für Erwachsene: Die Hälfte geht den Weg über die reguläre Lehre

Im Zeitraum 2021-23 schlossen im Kanton Zürich pro Jahr 1’199 Personen über 25 eine Lehre ab; in dieser Zahl sind Erst- und Zweitabschlüsse erfasst. Eine Studie von Büro Bass zeigt, dass die Hälfte davon eine reguläre Lehre durchlief; rund ein Viertel absolvierten eine verkürzte Lehre, 16% gingen direkt ins Qualifikationsverfahren und 11% liessen ihre Kompetenzen validieren. Diese Zahlen variieren relativ stark nach Altersgruppen. Die Studie macht eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen in folgenden vier Bereichen: Verstärkung Beratung und Begleitung; Vereinheitlichung der Finanzierung; Förderung erwachsenengerechter Angebote; Verbesserung der Koordination. Mit dem Projekt Fase will der Kanton nun die Chancen auf einen Berufsabschluss erhöhen.

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Zusatzrecherche von Daniel Fleischmann (Quelle: Tages-Anzeiger)

Zeitschrift zu Theorie und Praxis der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern (BzL)

Übersicht über die Ausbildung von Lehrpersonen und Ausbildenden in der Schweiz

Lehrpersonen in der beruflichen Bildung haben andere Erwartungen und Anforderungen als Lehrpersonen der übrigen Schulstufen zu erfüllen. Diesem Thema widmet sich die jüngste Ausgabe (Bd. 43 Nr. 1 (2025) der «Zeitschrift zu Theorie und Praxis der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern» (BzL). In acht Beiträgen (open access) werden Themen wie Handlungskompetenzorientierung, pädagogisch-didaktische Professionalisierung, ausserschulische Lernorte («Lernortkooperation»), Lern- und Arbeitskulturen oder Digitalisierung vertieft – und ihre Implikationen für die Lehrpersonenbildung ausgelotet. Auf diese Weise werden Eigenheiten sichtbar, aber auch Berührungspunkte innerhalb der Lehrerbildung. Das Heft leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Verständnis einer «Terra incognita», wie in ihrem Editorial Christof Nägele und Barbara E. Stalder formulieren, die in den älteren Jahrgängen der BzL nur wenig erschlossen worden sei.

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Diskussionspapier der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW)

Welche Rolle sollen Advanced Practice Nurses (APN) haben?

Die Bildungslandschaft im Gesundheitsbereich hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark verändert. Durch die Integration der Gesundheitsberufe in das nationale Bildungssystem wurden zahlreiche neue Ausbildungsgänge geschaffen, darunter sogenannte Advanced-Practice-Rollen. Ihre Einordnung, Regulierung und Integration ins Gesundheitssystem bedürfen allerdings noch der Klärung. Ein von der SAMW in Auftrag gegebener Bericht erlaubt am Beispiel der Advanced Practice Nurses (APN) eine Diskussion. Er empfiehlt unter anderem, die Rolle der APN (Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten) zu regeln. Dabei seien zwei Fälle von Tätigkeiten zu unterscheiden: Anspruchsvolle pflegerische Tätigkeiten und die Ausübung von traditionell ärztlichen Tätigkeiten, welche in der Regel in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Ärzten für eine spezifische Population erbracht werden. Letztlich, so der Bericht, biete die Integration der APN eine strategische Chance zur Stärkung der Pflegeberufe, zur Sicherstellung der Versorgung und zur bedarfsgerechten Rollenverteilung in interprofessionellen Teams.

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Längsschnittstudie zu beruflichen Präferenzen

Die Idee, beruflich eigenständig zu sein, entsteht in der Familie

Mütter und Väter, die eigenständiges Arbeiten schätzen, geben das an ihre Kinder weiter – und diese üben später meist ebenfalls Berufe mit hoher Selbstbestimmung aus. Das zeigt eine Studie, für die über 1100 Jugendliche aus den USA sowie ihre Eltern während über 20 Jahren interviewt wurden (Erstautor Kaspar Burger, Bildungssoziologe an der Universität Potsdam und an der Universität Zürich). Selbstbestimmte Arbeit wurde in drei Punkten erfasst: Wie abwechslungsreich sie ist; wie stark sie von Vorgesetzten beaufsichtigt wird; und ob sie eher aus Routine besteht oder auch eigene Entscheidungen drin liegen. Die Studie erfragte, ob in der Familie ein eher angepasstes oder ein eigenständiges Verhalten bevorzugt wurde. Die Daten zeigen, dass solche Einstellungen von den Eltern vorgelebt werden – über Werte und Haltungen wie Unabhängigkeit, Übernahme von Verantwortung und intellektuelle Flexibilität. Ein weiteres Ergebnis: Wer selbstbestimmtes Arbeiten positiv findet, kommt zu höheren Bildungsabschlüssen als wer nur bereit ist, vorgegebene Aufgaben auszuführen.

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Studie von Travail.Suisse Formation TSF

Wie die Gesamtarbeitsverträge die Weiterbildung regeln

Bruno Weber-Gobet

Travail.Suisse Formation TSF hat die Regelungen zur Weiterbildung von 21 Gesamtarbeitsverträgen analysiert. Die Studie bietet den Sozialpartnern eine Übersicht über bewährte Praktiken in verschiedenen Branchen und vermittelt Impulse für zukünftige GAV-Verhandlungen. Die vorliegende Zusammenfassung enthält eine Übersicht über die Instrumente zur Stärkung der Weiterbildung in den verschiedenen Branchen, einschliesslich Massnahmen für Personen aus Gruppen mit erschwertem Zugang zur Weiterbildung.

Forschungsprojekt der ZHAW und emplution

KI trifft persönliche Beratung: Weiterbildungs-Co-Pilot für KMU

Claudia Pölderl, Marius Gerber, Jonas Probst & Olivier Oswald

KMU haben immer mehr Mühe, aus einem sehr umfangreichen und unübersichtlichen Angebot die passende Weiterbildung für ihre Mitarbeitenden zu finden. Hier helfen Anwendungen der KI und persönliche Beratung weiter. Das vom SBFI geförderte Forschungsprojekt «Co-Pilot für berufliche Entwicklung» geht der Frage nach, wie eine solche hybride Weiterbildungsberatung gestaltet werden könnte. Im vorliegenden Beitrag wird ein branchenübergreifendes Grundlagenkonzept dargestellt, das neben dem zweistufigen Beratungsprozess und dem branchenspezifischen KI-Modell auch Aspekte zum Datenschutz und künftige Trägerschaftsmodelle beinhaltet.

Doppelinterview mit Barbara Schmocker, WorkMed

Viele Jugendliche sind belastet, aber die meisten fühlen sich in der Lehre trotzdem wohl

Daniel Fleischmann

Ende 2024 sind rund 45’000 Lernende in der Schweiz gefragt worden, wie es ihnen in der Lehre geht, wie sie Herausforderungen und Belastungen bewältigen und was ihnen hilft, sich positiv zu entwickeln. Ergebnis: 80% bis 90% sagen, dass es ihnen in der Lehre eher bis sehr gut geht, dass sie die Lehre spannend finden und stolz darauf sind, im Lehrbetrieb zu arbeiten. Gleichzeitig erleben 61% Prozent der Lernenden in der Lehre «psychische Probleme» im weitesten Sinn, bei rund 25% bis 30% der Lernenden ist von Problemen auszugehen, die aktiver angegangen werden sollten. Ein Interview in zwei Teilen mit der Erstautorin der Studie, Barbara Schmocker, das zuerst in Alpha (Tages-Anzeiger) erschienen ist.