Berufsbildung in Forschung und Praxis
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3. Nationale Austauschwoche vom 24. bis 28. November 2025

«Der Austausch soll zur Berufsbildung gehören wie die Arbeit oder die Schule»

Endlich ist auch die Berufsbildung an Bord: Vom 24. bis 28. November findet die nationale Austauschwoche statt. Dafür hat Movetia das Förderangebot der Kurzpraktika geschaffen, das Berufsfachschulen und ausbildenden Betrieben eine sehr niederschwellige Möglichkeit zur Teilnahme anbietet. In Rahmen solcher Praktika erfahren Lernende, wie es ist, einem anderen Betrieb und Landesteil zurecht zu kommen und zu arbeiten. Das Kurzpraktikum ergänzt die Förderaktivitäten von Movetia im Bereich der Berufsbildung. Das Ziel der EDK-Fachagentur ist es, den nationalen oder internationalen Austausch zu einem festen Bestandteil der Berufsbildung zu machen.

Studie des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) der Universität Luzern

Soziale Aufstiegschancen sind in der Schweiz intakt

Die Chancengleichheit ist in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten stabil geblieben – dies im Gegensatz zu den USA, wo seit den 1980er-Jahren Ungleichheit und der Einfluss der Herkunft auf das Einkommen stark gestiegen sind (intergenerationelle Persistenz). Dies ist das Kernergebnis einer Untersuchung des IWP Luzern (Jonas Bühler, Melanie Häner-Müller, Christoph A. Schaltegger). Die Forscher fanden, dass Einkommensungleichheit mässig (die erfolgreichsten 10%  verdienen 30% des Einkommens) und intergenerationelle Mobilität (also die Chance, dass Kinder unabhängig vom elterlichen Hintergrund eigene Wege gehen können) auffallend stabil geblieben sind. Das gilt für Männer, Frauen, Schweizer und Zuwanderer gleichermassen. Gründe dafür seien der flexible und dynamische Arbeitsmarkt sowie das duale Bildungssystem. Dieses erlaube es, auch ohne gymnasiale Ausbildung ein hohes Einkommen zu erzielen.

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FHNW-Evaluation berichtet von positiven Erfahrungen

Wie gut geht das: Prüfungen ausschliesslich am Computer?

Basel-Stadt hat 2025 als erster Kanton der Schweiz die schriftlichen Maturitäts- und Abschlussprüfungen flächendeckend unter Beizug digitaler Hilfsmittel (BYOD) durchgeführt. Im Rahmen einer Evaluation der FHNW (Michael Ruloff, Anna Ryf, Natalie Ammann) wurde untersucht, wie die Lehrpersonen die neuen Formate implementierten und wie die Schülerinnen die Prüfungen absolvierten. Das Gesamtergebnis fällt positiv aus: Die Prüfungen konnten erfolgreich umgesetzt werden, die beteiligten Akteure unterstützen den eingeschlagenen Weg grundsätzlich. Gleichzeitig zeigen sich Herausforderungen: Der organisatorische und technische Aufwand ist hoch, und die digitalen Kompetenzen variieren zwischen Schulen, Lehrpersonen und Schülern. Fachspezifische Fragen – etwa handschriftliche Eingaben in Mathematik oder spezielle Audio-/Video-Formate in Fremdsprachen – stellen besondere Hürden dar. Uneinigkeit besteht mit Blick auf Effizienz und didaktischen Mehrwert schriftlicher Prüfungen in digitalem Format, insbesondere in naturwissenschaftlichen und musisch-gestalterischen Fächern. Die Evaluation macht eine Reihe von Vorschlägen zur Weiterentwicklung.

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BSS erarbeitet Bedarfsprognose 2033 zur ICT-Fachkräftesituation

Bis in acht Jahren fehlen über 50‘000 ICT-Fachkräfte

Das Berufsfeld ICT hat im Jahr 2024 mit 266’000 Beschäftigten einen neuen Höchststand erreicht (+68% gegenüber 2010). Und es wird weiter wachsen. Bis 2033 werden laut einer Bedarfsanalyse von BSS 128’600 zusätzliche ICT-Fachkräfte benötigt. Diesen Bedarf werde das Bildungssystem nicht befriedigen können, so die Analyse; von hier sei ein Zustrom von nur 44‘000 Personen zu erwarten, weitere 29‘800 Personen dürften zuwandern. Damit verbleibt eine Lücke von 54’400 ICT-Fachkräften. Der Bericht macht folgende Vorschläge zur Deckung: Mehr Lernende, eine weitere Erhöhung der Löhne und Lohnnebenleistungen, eine noch stärkere Rekrutierung aus dem Ausland, Einstellung von Personen mit deutlich geringerer Qualifikation, der externen Beschaffung von Dienstleistungen oder der Auslagerung von Leistungen ins Ausland. ICT-Fachkräfte werden von verschiedenen Branchen nachgefragt. Gut zwei von drei ICT-Fachkräften arbeiten ausserhalb der ICT-Kernbranche.

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BFS-Auswertung auf Basis der PIAAC-Erhebung

Wie geringe Grundkompetenzen das Leben der Betroffenen erschweren

Im Dezember 2024 erschien die PIAAC-Erhebung zu vorhandenen und fehlenden Kompetenzen der Schweizer Wohnbevölkerung (16-65) in den Bereichen Lesen, Rechnen und adaptivem Problemlösen. Sie zeigt, dass 15% geringe Kompetenzen in allen drei Bereichen aufweisen (844‘000 Personen). Auf dieser Grundlage hat das Bundesamt für Statistik nun die Profile und den Alltag der betroffenen Personen genauer untersucht, um ihre Herausforderungen zu verstehen und zu ermitteln, wie diese das tägliche Leben beeinflussen. Der Bericht enthält Auskünfte zur soziodemographischen Zusammensetzung, den familiären Hintergrund, die Arbeitsmarktsituation, den Alltag und die Weiterbildungsteilname der betroffenen Menschen. Sie zeigt zum Beispiel, dass Personen mit geringen Kompetenzen weniger Vertrauen in andere Menschen haben und weniger ehrenamtlich tätig sind als die Gesamtbevölkerung. Personen mit geringen Kompetenzen leisten vor allem körperliche Arbeit (66% strengen sich täglich über längere Zeit körperlich an, gegenüber 34% der Gesamtbevölkerung).

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Neues Monitoring des Laufbahnzentrums der Stadt Zürich

Wie KI die Arbeitswelt verändert

Das Laufbahnzentrum der Stadt Zürich publiziert seit Juni 2025 ein KI-Monitoring. Es erscheint zweimal jährlich und versammelt die jüngsten Auskünfte zum Einsatz von KI in rund zehn Arbeitsbereichen (z.B. Pädagogik, Gesundheitswesen, Human Ressources), die Folgen von KI für den Arbeitsmarkt, die effektive Nutzung von KI bei der Arbeit und im Privatleben und speziell in der Berufs- und Laufbahnberatung. Das soeben erschienene Monitoring umfasst 27 Seiten und enthält auch ein Fazit, darunter folgende Sätze: «Künstliche Intelligenz verändert Berufsbilder, Arbeitsprozesse und Erwartungen im Arbeitsmarkt schneller, als klassische Bildungs- und Beratungssysteme reagieren können. (…) Der internationale Arbeitsmarkt orientiert sich zunehmend an Kompetenzen; formale Abschlüsse verlieren an Gewicht, während die Fähigkeit, flexibel neue Rollen anzunehmen, wichtiger wird. In der Schweiz zeigt sich hingegen laut Studien weiterhin ein traditionelles Rekrutierungsverständnis mit starkem Fokus auf fachlichen Hintergrund und Branchenerfahrung.» Die Berichte können bei lbz-kommunikation@zuerich.ch abonniert werden.

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EHB-Studie gewinnt den SGAB-Berufsbildungspreis

Herausforderungen bei der Weiterbildung von Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern im Lehrbetrieb

Für Berufsbildnerinnen und -bildner im Lehrbetrieb ist es recht üblich, dass sie sich beruflich weiterbilden; pädagogische Weiterbildungen hingegen werden deutlich seltener besucht. Der vorliegende Beitrag geht den Gründen dafür nach. Er erläutert die Bedingungen für die Tätigkeit der Berufsleute und die Herausforderung, im Produktionsumfeld Lernende auszubilden. Die Ergebnisse belegen deren Bedarf und Erwartungen an Weiterbildung, die unterschiedlichen Herausforderungen und lassen verschiedene Profile von Berufsbildnerinnen und -bildnern erkennen. Die dem Beitrag zugrunde liegende Studie führte inzwischen zur Entwicklung des Weiterbildungsangebots «SwissEduPro».

Studie der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO)

Beschäftigungsfähigkeit und die Rolle der non-formal und informell erworbenen Kompetenzen

Wie gelingt es, ohne Fähigkeitszeugnis oder Diplom beschäftigungsfähig zu bleiben? Eine Studie der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) zeigt, dass auch informell und nonformal erworbene Kompetenzen zentrale Ressourcen für die Arbeitsmarktintegration sind. So erwarten drei von vier Betrieben für bestimmte Positionen keinen formalen Abschluss, während Praxiserfahrung und persönliche Eignung unabdingbar erscheinen. Trotzdem werden informell erworbene Kompetenzen häufig übersehen. Die Studie macht deshalb eine Reihe von Vorschlägen, wie Betriebe, Bildung und Politik das Potenzial von Personen ohne formalen Bildungsabschluss noch besser nutzen können.

Studie der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich

KI wirkt sich schon heute auf den Schweizer Stellenmarkt aus

Wie wirken sich Sprachmodelle wie ChatGPT auf den Schweizer Arbeitsmarkt aus? Diese Frage steht im Zentrum einer Analyse der KOF der ETH. Es zeigt sich: Nach der Einführung generativer KI entwickelte sich die Arbeitsmarktsituation in Berufen mit hoher KI-Betroffenheit deutlich weniger erfreulich als in Berufen mit geringer Betroffenheit. So stieg die Zahl der registrierten Stellensuchenden gemäss Registerdaten der Arbeitslosenversicherung in stark exponierten Berufen um bis zu 27% stärker als in weniger exponierten Berufen; besonders betroffen sind z.B. Programmiererinnen, Webentwickler oder Datenbankadministratorinnen, aber auch Jobs ausserhalb der Informatik. Kaum bedroht von KI sind Handwerker. Keine Belege fanden die Forscher für die These, dass generative KI neue Stellen schaffe.

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«Berufsbildung 2040 – Perspektiven und Visionen»: Eine Vision für die individualisierte Kompetenzentwicklung im digitalen Zeitalter

Von der linearen Lehre zur personalisierten Lernbegleitung

Die Berufsbildung steht vor einem Paradigmenwechsel. In 15 Jahren werden junge Menschen in die Lehre eintreten, die mit Technologien aufgewachsen sind, die wir heute erst erahnen können. Sie werden es gewohnt sein, mit intelligenten Assistenzsystemen zu interagieren, zu lernen und zu arbeiten. Es ist Zeit für eine mutige Vision: eine Berufsbildung, die konsequent auf die individuelle Kompetenzentwicklung setzt. Ermöglicht durch modernste Technologie, aber konzipiert, um die menschliche Beziehung und die persönliche Erfahrung ins Zentrum der beruflichen Ausbildung zu stellen.

Bericht in der Zeitschrift «Schule verantworten»

Leseförderung am kaufmännischen Bildungszentrum Zug

Das kaufmännische Bildungszentrum Zug (KBZ) verfolgt ein mehrstufiges Konzept zur Leseförderung, das niederschwellige Einstiege, individuelle Interessen und projektorientiertes Arbeiten kombiniert. Darüber berichten Katrin Meier Leu, Thomas Furter, Flavia Giudice und Stefan Riedler in einem Beitrag der Zeitschrift «Schule verantworten» (Bd. 5, 2/25). Ziel ist es, die Lese- und Schreibkompetenz nachhaltig zu stärken. Regelmässige Leserituale, Gamification und die Kooperation mit der Stadtbibliothek Zug unterstützen diesen Prozess. Trotz Herausforderungen wie Heterogenität und Überforderung der Lernenden zeigen eine gezielte Begleitung und kreative Methoden Wirkung, so die Autorinnen. Besonders im Detailhandel wird das Lesen durch praxisnahe Projekte gefördert.

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Beitrag in bwp@ über den Prototyp «Career Boost Advisor« für die IT-Branche

KI-gestützte Kompetenzportfolios in der beruflichen Weiterbildung

Wie können Kompetenzen dokumentiert werden? Wie können solche Kompetenzportfolios bei der Evaluation von möglichen Weiterbildungen oder im Rahmen von Bewerbungen genutzt werden? Und welche Rolle könnten dabei KI-gestützte Analyse- und Empfehlungsverfahren spielen? Solche Fragen sind Gegenstand des Projekts «Individuelles Kompetenzportfolio», dessen Grundlagen Bernadette Dilger und Marco Strate (Universität St.Gallen) in einem Beitrag in bwp@ 48 beschreiben. Es ist ein Teilprojekt des von Innosuisse finanzierten Flagship-Projekts «Swiss Circular Economy of Skills and Competences». Eines der Forschungsprodukte bildet ein Prototyp («Career Boost Advisor«) für die IT-Branche. Es bildete eine Grundlage für den Implementierungspartner Evrlearn zur Entwicklung eines Marktplatzes für Weiterbildungsangebote. Evrlearn wurde inzwischen beendet, die Idee einer KI-gestützten Weiterbildungsberatung dürfte aber in absehbarer Zeit in Work-ID implementiert werden.

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Das Projekt «Digitale Begleitung im Berufswahlprozess» (digibe)

Die Berufswahl ist kein linearer Prozess

Berufsorientierung ist mehr als Informationsvermittlung oder die Suche nach der «richtigen» Anschlusslösung. Sie ist ein Lern- und Entwicklungsprozess – eine Phase, die Reflexion und Unterstützung verlangt. Die Fachhochschule Nordwestschweiz und die Pädagogische Hochschule Bern haben dafür das Hilfsmittel digibe konzipiert, das die Jugendlichen unterstützen soll, reflexive Fähigkeiten zu entwickeln, unterschiedliche Eindrücke zu verarbeiten, Ziele zu setzen oder Entscheidungen vorzubereiten. Eine Evaluation des Instruments zeigt gute Ergebnisse. digibe sollte aber systematisch in den Unterricht eingebunden und differenziert genutzt werden.

KI-generierter Podcast präsentiert Grit-Studie in Alltagssprache

Forscher gehen neue Wege in der Vermittlung von Bildungsforschung

Vor einiger Zeit haben Stefan C. Wolter (Universität Bern), Janine Albiez (SKBF) und Maurizio Strazzeri (Fachhochschule Bern) untersucht, wie Ausdauer und Leidenschaft die Wahl zwischen Berufsausbildung und Gymnasium beeinflusst – Transfer berichtete bereits. Nun ist ein Podcast dazu erschienen, der das anspruchsvolle wissenschaftliche Englisch des Studienberichts auf einen Dialog in einfachem Deutsch herunterbricht. Generiert wurde der Text von Googles NotebookLM KI, und auch die Dialoge werden von dieser KI gesprochen. Nach Auskunft von Stefan C. Wolter habe die Erstellung 30 Sekunden gedauert, und der Hauptautor der Studie habe festgestellt, dass er es nie zustande gebracht hätte, die Studienergebnisse so untechnisch und doch stimmig aufzubereiten. Man werde, so Wolter, das Programm noch für andere Forschungspapiere ausprobieren und schauen, ob es einen Markt dafür gebe.

Hier können Sie den Podcast hören

Hier finden Sie das in Englisch verfasste Original der Studie

Studie an der Universität Bern

Wie Interesse und Selbstkonzept auf die Wahl von ICT-Berufen einwirken

Wie beeinflussen das Interesse respektive das Selbstkonzept von Jugendlichen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) ihre Berufswahl? Diese Frage steht im Zentrum einer Studie an der Universität Bern (Leo Röhlke, Jessica M. E. Herzing, Andrés Gomensoro, Dominique Krebs-Oesch). Die Ergebnisse zeigen deutliche Geschlechtsunterschiede: Bei Mädchen ist es ein höheres ICT-Interesse, das zur Wahl von Berufen mit intensiver ICT-Nutzung führt; bei Jungen ist hingegen ein positives ICT-Selbstkonzept eher mit der Wahl von ICT-lastigen Berufen korreliert. Das Begriff des Selbstkonzepts beschreibt die mentalen Vorstellungen, Einschätzungen und Bewertungen einer Person über sich selbst. Interesse bezeichnet die positive emotionale und wertbezogene Einstellung einer Person gegenüber einem Gegenstand oder einer Tätigkeit.

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Neues Buch im hep Verlag

Ausbildungsverbünde als Dienstleistungsanbieter

Ausbildungsverbünde ermöglichen Kooperationen zwischen Lehrbetrieben und bieten Dienstleistungen von der Rekrutierung bis zur strukturierten berufspraktischen Grundausbildung. Der vorliegende Beitrag skizziert Entstehung, Formen und Herausforderungen solcher Verbünde in der Schweiz. Die ursprünglich in Verbünde gesetzten Hoffnungen haben sich nicht erfüllt, doch in Nischen können ihre Dienstleistungen eine wichtige Rolle spielen. Der Beitrag stützt sich auf qualitative Fallstudien und basiert auf dem 2024 im hep Verlag erschienenen Buch Ausbildungsverbünde.

Befragung der Lernenden in der Schweiz, Teil 3: Psychische Gesundheit in der Lehre

Wie Jugendliche in der Lehre ihren psychischen Belastungen trotzen

Wie erleben die Jugendlichen den Schritt in die berufliche Grundbildung? Dies ist die zentrale Frage der Studie «Psychische Gesundheit von Lernenden in der Berufslehre». Ihre Autoren fassen die wichtigsten Ergebnisse in vier Transfer-Beiträgen zusammen. Der vorliegende, dritte Text vertieft die Frage, wie es den Jugendlichen psychisch geht. Er zeigt, dass rund 60% der Lernenden während der Lehre mindestens schon einmal psychische Probleme hatten. Aber so alarmierend der Befund klingt, so erleben die meisten Jugendlichen die Lehre doch als Ort, wo sie mit Belastungen erfolgreich umzugehen lernen.

Work-ID dokumentiert, was Arbeitnehmende alles können

«Wir stossen die Tür in eine neue Ära auf»

Er ist eine der profiliertesten Gründer von digitalen Lösungen im HR-Bereich: Cornel Müller. In diesen Tagen ist Work-ID, seine jüngste Firma, an den Start gegangen. Diese Jobplattform läuft nicht mehr über Berufsbezeichnungen oder Diplomtitel, sondern über Skills. Hier erhalten alle Fähigkeiten, die Menschen besitzen, das ihnen zustehende Gewicht – egal, auf welchem Weg sie erworben wurden. Work-ID fragt zunächst nach dem aktuellen Job und stellt dann immer genauere Anschlussfragen, die man bejahen oder verneinen kann. Die technische Basis ist dafür ist die Datenbank von x28.

«Berufsbildung 2040 – Perspektiven und Visionen»: Zielkonflikte der Bildungspolitik auf Sekundarstufe II

Warum die allgemein- und berufsbildenden Ausbildungen gemeinsam betrachtet werden sollten

Die Quote an allgemeinbildenden Abschlüssen wächst. Diese Entwicklung schmälert nicht nur den Anteil an beruflichen Bildungen, sie verändert auch die Zusammensetzung der Jugendlichen in den beiden Bildungswegen auf Sekundarstufe II und scheint teilweise mit unerwünschten Effekten verbunden zu sein. So zeigt sich, dass eine höhere kantonale Maturitätsquote stark mit dem Anteil an Jugendlichen korreliert, die bis zum 25. Lebensjahr weder über einen Lehrabschluss noch eine Maturität verfügen. Trotzdem sollten bildungspolitische Postulate zum Verhältnis von allgemeinbildender und beruflicher Bildung immer auch auf kantonale Gegebenheiten Rücksicht nehmen.

FHNW-Evaluation der Ausbildungssituation von Informatik-Lernenden im Integra-Programm der gibb Berufsfachschule

Zwischen Stolz und Überforderung

Integra ermöglicht es motivierten Lernenden an der gibb Berufsfachschule (Bern), die Informatiklehre und den Bachelor an der Berner Fachhochschule in sieben Jahren abzuschliessen. Die Lerninhalte werden komprimiert und selbstorganisiert erarbeitet. Eine Evaluation (November 2024, Dr. Sophie Baeriswyl, Marjan Tanushaj, Delia Müller, Prof. Dr. Andreas Krause) untersucht Ressourcen und Belastungen der Pilot-Klasse. Die zehn Interviews zeigen, dass eine Mehrheit im Rahmen von Integra Stolz und Freude empfinden. Sie schätzen die Selbstorganisation und Flexibilität in der Schule, im Lehrbetrieb und beim Lernen sowie die erlebte Unterstützung. Gleichzeitig berichteten mehrere Lernende von gesundheitskritischen Strategien wie sozialem Rückzug, dem Prokrastinieren sowie dem Verzicht auf ausgleichende Freizeitaktivitäten. Die Evaluation bilanziert, dass mit dem Integra-Programm eine motivierende Kombination aus Lehre und Fachhochschule geschaffen wurde. Gleichzeitig macht sie Vorschläge, damit das Modell die Lernenden nicht überfordert.

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Studie zeigt einen ziemlich grossen kausalen Effekt

Weiterbildung zahlt sich doppelt aus

Wie wirken sich berufsbezogenen Fortbildungen auf die individuellen Erträge am Arbeitsmarkt (Einkommen und Verringerung des Risikos, arbeitslos zu werden) in der Schweiz aus? Diese Frage steht im Zentrum einer Studie von Stefan Denzler, Jens Ruhose, Stefan C. Wolter, die auf dem Mikrozensus Weiterbildung 2016 sowie Registerdaten zu Einkommen und Arbeitslosigkeit basiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausbildungsbeteiligung im Durchschnitt das Einkommen um 3,4 Prozent erhöht und das Arbeitsrisiko um 2,1 Prozentpunkte verringert, was ein ziemlich grosser kausaler Effekt sei, so die Forscher. Die Auswirkungen seien aber je nach Alter, Bildungsstand und Einkommenssituation unterschiedlich. Personen im untersten Einkommensquartil profitieren am meisten von Einkommenssteigerungen, während der dämpfende Effekt auf die Arbeitslosigkeit bei Personen im obersten Einkommensquartil stärker ausgeprägt ist. Laut Mikrozensus 2016 nahmen 67% der ständigen Wohnbevölkerung an berufsbezogenen nicht formalen Weiterbildungen teil, deren Dauer betrug durchschnittlich 48 Stunden (Median: 24 Stunden).

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Gutachten der EHB

Mögliche Auswirkungen einer Förderung der horizontalen Durchlässigkeit auf Sekundarstufe II

Jährlich treten rund 2’200 Jugendliche, die ein Gymnasium begonnen haben, in eine berufliche Grundbildung ein (10%); bei den Fachmittelschulen liegt diese Quote bei 35%. Diese Umorientierungen treten häufiger in der Westschweiz auf. Im Rahmen eines Gutachtens diskutiert die EHB (Jürg Schweri und Belinda Aeschlimann) eine mögliche «Förderung der horizontalen Durchlässigkeit zwischen Allgemeinbildung und beruflicher Grundbildung». Dazu gehören die eine standardisierte Anerkennung von Vorleistungen oder die Ausweitung von Way-Up-Programmen, wie sie etwa für Informatikerin und Zeichnerin oder (in wenigen Kantonen) Mediamatikerin und Polymechaniker schon existieren. Das Gutachten mahnt aber zur Vorsicht. Der allgemeinbildende Einstieg in die Berufsbildung dürfe nicht zu einer Hierarchisierung der Bildungswege führen, wie sie in Deutschland und Österreich teilweise stattgefunden habe.

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